Dass es wichtig ist, die Ortszentren lebenswert zu gestalten, steht außer Frage. Wie man das zustande bringt, wurde im Rahmen der ÖREK-Partnerschaft „Stärkung der Orts- und Stadtkerne“ erarbeitet. Als Ergebnis wurden zehn Empfehlungen für einen attraktiveren Ortskern präsentiert.
Ein kahl wirkender Marktplatz, rundherum leer stehende Geschäftslokale. Die darüberliegenden Wohnungen sind viel zu teuer, um mögliche Mieter anzuziehen und die einzigen, die sich noch hierher verirren, sind ahnungslose Touristen.
Nicht nur für das Auge ist ein aussterbender Ortskern ein trauriges Bild. Leider kommen solche Szenen auch in den heimischen Gemeinden immer häufiger vor, und die Folgen für die Region sind verhängnisvoll. Anhand der Ortskerne entscheidet sich nämlich, ob ein Ort lebenswert ist und bleibt.
Ortskerne multifunktional nutzen
Dafür Bewusstsein zu schaffen, ist nur eines der Ziele der ÖREK (Österreichisches Raumentwicklungskonzept)-Partnerschaft mit dem Namen „Stärkung der Orts- und Stadtkerne“. Vom Österreichischen Städtebund ins Leben gerufen, arbeitet die Kooperation auf Ebene der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) seit Frühling 2017 an umsetzungsorientierten Maßnahmen zur Belebung von Innenstädten und Ortskernen.
Teil dieser Kooperation ist neben dem Städte- auch der Österreichische Gemeindebund, alle Bundesländer, sämtliche Bundesministerien und die Sozialpartner. Grundgedanke des Konzepts ist es, die Bereiche Wohnen, Nahversorgung, Wirtschaft und auch die sozialen Einrichtungen in die Planung der Stadtentwicklung miteinzubeziehen, um die Orts- und Stadtkerne multifunktional zu gestalten.
Städtebund fordert Reformpaket von Bund und Ländern
Dafür soll die historische Bausubstanz durch geförderte Innenentwicklung von Städten und Gemeinden gesichert und die Zersiedelung vermieden werden. Städtebund-Präsident Thomas Weninger zufolge sei vielen Bürgermeistern nicht bewusst, dass ein neuer Arbeitsplatz außerhalb der Stadt drei Arbeitsplätze im innerstädtischen Einzelhandel vernichte.
Um dieses Bewusstsein zu schaffen, hat die ÖREK-Partnerschaft im Rahmen einer Konferenz am 18. September 2019 auf Studien aufbauend zehn Fachempfehlungen für die Entwicklung von Ortskernen vorgestellt. Auf Grund dieser fordert der Österreichische Städtebund Bund und Länder dazu auf, ein entsprechendes Reformpaket zu erarbeiten. „Es geht nicht um städtischen oder ländlichen Raum, sondern um ein Zusammenwirken des gesamten Raums“, so Weninger.
Vorzeigebeispiel Trofaiach
Am Beispiel Trofaich in der Obersteiermark zeigt sich, wie mithilfe einer partizipativen Raumentwicklung der Gemeinde gemeinsam mit ihren Bürgern ein Stadtkern wieder belebt wurde. 35 Leerstände gab es im Stadtkern der 11.000-Einwohner-Gemeinde, mittlerweile sind zwei Drittel davon wieder besiedelt. Das Geheimnis lautet: Innenstädte neu erfinden und Dinge verbinden, die noch nicht verknüpft waren. Das erfordert Kreativität und Zusammenarbeit von verschiedenen Bereichen.
Die Gemeinde Trofaiach hat zur Ortskernbelebung unter anderen jene Maßnahmen umgesetzt, die auch Teil der Fachempfehlungen der ÖREK-Partnerschaft sind. Zu den wichtigsten zählt, den Bürgern die Bedeutung der Ortskerne bewusst zu machen und sie in die Ortskernentwicklung miteinzubeziehen. Zudem sollen Förderungen zur Schaffung von Wohnraum in den Ortskernen erhöht und die Ansiedlung von Betrieben gesichert werden. Nicht zuletzt ist es hilfreich, die Ortskernstärkung im Kontext von regionalen Strukturen zu betrachten.
Die zehn Empfehlungen zur Stärkung der Orts- und Stadtkerne finden Sie in nebenstehender Box zum Download.