Überraschung in der Steiermark: Bärnbach und Voitsberg wollen fusionieren. Rund zwei Millionen Euro soll das Vorhaben bringen. Nun wird der offizielle Prozess eingeleitet.
Unter dem Motto „Bauen wir eine neue Stadt“ wollen die steirischen Städte Bärnbach (9.405 Einwohner) und Voitsberg (5.678 Einwohner) künftig gemeinsame Wege gehen und leiten mit der Veröffentlichung ihrer Vorhaben ernsthafte Verhandlung mit dem Ziel einer Fusion ein. Heißen soll die neue Großstadt übrigens „Voitsberg-Bärnbach“. Ihre Pläne präsentierten die beiden Bürgermeister Bernd Osprian (Bärnbach) und Ernst Meixner (Voitsberg) am 6. Juni 2018 zur Überraschung vieler, obwohl hinter verschlossenen Türen schon Monate lang Gespräche liefen.
Fusionspläne 2009 gescheitert
In der „Kernraumallianz Voitsberg“ arbeiten die Gemeinden Bärnbach, Köflach, Lankowitz, Rosental und Voitsberg schon mehr als zehn Jahre zusammen. Als 2009 die Fusionsdebatte in der Steiermark entfacht wurde, wurde die Idee geboren, die fünf Kernraumgemeinden zu einer Gemeinde zusammenzuführen. Diese Pläne scheiterten damals, die gute Zusammenarbeit blieb bestehen.
Dies führte nun dazu, dass sich Bärnbach und Voitsberg doch wieder von dieser Idee anstecken ließen und Gespräche über den Sinn einer Fusion führten. Beide gemeinsam würden mit ihren künftig mehr als 15.000 Einwohnern die für die Verteilung der Ertragsanteile wichtige 10.000-Einwohner-Grenze erreichen und damit mehr Ertragsanteile lukrieren als jede für sich. Mit Voitsberg-Bärnbach würde die fünftgrößte Stadt in der Steiermark entstehen und die zweitgrößte im steirischen Zentralraum. Für beide Stadtchefs besteht „die einmalige Chance zu einer attraktiveren Zukunftsgestaltung“.
Zwei Millionen jährliche Finanzvorteile erwartet
Die beiden Bürgermeister haben in den Gesprächen bereits die Finanzdaten ausgetauscht und erwarten sich nach einer Fusion Mehreinnahmen in Höhe von zwei Millionen Euro jährlich. Rund 1,2 Millionen Euro sollen die Mehreinnahmen aus dem Finanzausgleich bringen, eine weitere Million soll in der Verwaltung zu finden sein. Diese sollen durch Synergieeffekte und nicht nachbesetzte Pensionierungen gewonnen werden. Weitere Synergien erwartet man sich bei der gemeinsamen Raumplanung, beim öffentlichen Verkehr und in der Daseinsvorsorge. In Bärnbach soll eine Servicestelle nach dem „One-Stop-Shop-Prinzip“ erhalten bleiben.
Die Bürgermeister erwarten sich auch mehr Einfluss auf Landesebene. „Neben finanziellen und qualitativen Chancen, die sich durch eine Vereinigung ergeben, wäre auch der politische Einfluss der neuen Stadt in der Großregion in der gesamten Steiermark und in den Gemeindevertretungen wie Städte- und Gemeindebund ein deutlich größerer als bisher“, so Osprian und Meixner gegenüber der APA.
Verhandlungsgruppen geplant
Nach der Grundsatzerklärung der Chefs folgt nun die Detailarbeit. In den kommenden Gemeinderatssitzungen der beiden Städte wird die Zusammenlegung auf der Tagesordnung stehen. Es soll eine Grundsatzerklärung beschlossen werden. Zur genauen Analyse der Einnahmen und Ausgaben sowie der möglichen Synergien sollen interne Facharbeitsgruppen mit externer Projektbegleitung gebildet werden. Weiters soll eine Steuerungsgruppe bestehend aus dem Bürgermeister und allen Fraktionsvorsitzenden installiert werden. Meixner und Osprian wollen außerdem die Bevölkerung einbinden. „Wir wollen uns die nächsten eineinhalb Jahre mit diesem Prozess Zeit lassen“, so das Stadtchef-Duo.