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Südburgenland wird Photovoltaik-Innovationslabor

Smart, digital und Vorreiter soll das Südburgenland in Sachen erneuerbare Energien werden. Ein entsprechendes Großprojekt stellten Infrastrukturminister Norbert Hofer, Gemeindebund-Chef Alfred Riedl, Photovoltaik-Austria-Chef Hans Kronberger und Projektinitiator Andreas Schneemann vor.

Aufbauend auf bisherigen Initiativen der zehn südburgenländischen Gemeinden Bocksdorf, Burgauberg-Neudauberg, Kemeten, Kukmirn, Litzelsdorf, Oberwart, Olbendorf, Ollersdorf, Rauchwart und Stegersbach in Sachen Klimaschutz und erneuerbare Energien entsteht in der Region nun das Innovationslabor „Stadt der Zukunft“. Ziel ist es, die Region europa- und weltweit zum Vorbild für die effiziente Nutzung der erneuerbaren Energien zu machen. Präsentiert wurde die Initiative am 23. April 2018 im Wiener Café Landtmann von Norbert Hofer, Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), von Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, dem Präsidenten von Photovoltaik Austria Hans Kronberger und Projekt-Initiator Andreas Schneemann.

Bundesminister Norbert Hofer betont: "Das Südburgenland soll zu einem Innovationslabor werden." Neben diesem Projekt wird in den nächsten Jahren dort auch das autonome Fahren für die Bahn getestet sowie ein smart village Projekt initiiert. ©Gemeindebund
Bundesminister Norbert Hofer betont: „Das Südburgenland soll zu einem Innovationslabor werden.“ Neben diesem Projekt wird in den nächsten Jahren dort auch das autonome Fahren für die Bahn getestet sowie ein smart village Projekt initiiert. ©Gemeindebund

Gewinner einer bundesweiten Ausschreibung

Im Rahmen des Programms „Stadt der Zukunft“ initiierte das BMVIT die Einrichtung eines „Reallabors“ für Lösungen zur Erhöhung der Nutzungsmöglichkeiten für Photovoltaikstrom. Bei der Ausschreibung beteiligten sich insgesamt fünf Regionen, das Südburgenland überzeugte mit seinen bisherigen Bemühungen auf Basis der Sonnenkraftwerk Burgenland Photovoltaik-Initiative, die zu einer für das Thema sensibilisierten Bevölkerung beitrug,den bereits etablierten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und den damit verbundenen Synergie Effekten. „Mit diesem Projekt wird das Südburgenland zum Labor für die Entwicklung in Österreich und ganz Europa“, ist sich Bundesminister Norbert Hofer sicher.

Dass hier die Gemeindeebene involviert ist, ist für Gemeindebund-Chef Alfred Riedl selbstverständlich: „Die Gemeinden sind von sich aus Innovationslabore. Dabei ist es aber wichtig, den Gemeinden ihre Vielfalt zu lassen. Denn Innovation kann nur aus der Vielfalt entstehen. Am Ende wird es aber auch wichtig sein, solchen Best-Practice-Beispielen die entsprechende Breitenwirkung zu geben, denn nicht jeder muss das Rad neu erfinden.“

Für Gemeindebund-Chef Alfred Riedl sind die Gemeinden aus sich heraus Innovationslabore. Wichtig ist dabei, dass sie ihre Vielfalt leben können. ©Gemeindebund
Für Gemeindebund-Chef Alfred Riedl sind die Gemeinden aus sich heraus Innovationslabore. Wichtig ist dabei, dass sie ihre Vielfalt leben können. ©Gemeindebund

Halbe halbe bei Kosten

50 Prozent der Projekt-Gesamtkosten von 1,4 Millionen Euro übernimmt der Bund, der Rest wird von der Firma Energie Kompass und zu einem kleineren Anteil auch den beteiligten Gemeinden bereitgestellt. Ziel ist es, einen Weg zu finden, wie der lokal erzeugte Strom auch lokal genutzt werden kann. „Durch den Einsatz von Speichern in Kombination mit digitalen Energiemanagement-Lösungen, sowie der Ausnutzung von Synergien in Zusammenhang mit einer gesamthaften, sektorübergreifenden Betrachtung des Energiesystems kann die Situation wesentlich verbessert werden“, erklärt Andreas Schneemann von der Firma Energie Kompass, der das Projekt act4.energy leiten wird. Das soll am Ende hohe Kosten für den Netzausbau verhindern. Außerdem muss der eingespeiste Strom nicht teuer zurückgekauft werden, wenn er gebraucht wird.

Da derzeit auch globale Unternehmen wie Google an der Entwicklung von intelligenten Systeme arbeiten, wäre ein Zusammenschluss der österreichischen und europäischen Unternehmen in diesem Bereich gefragt, um neue Zugänge zur Entwicklung zu finden, das gemeinsame Wissen zu steigern und die Entwicklungskosten im Rahmen zu halten. Dies soll in einem sogenannten „Open-Innovation-Prozess“ gelingen. Lokal sollen vor allem auch die Bürger und lokalen Unternehmen für diesen Prozess gewonnen werden. Mit dem Sonnenkraftwerk Burgenland, dem urbanen Speichercluster Südburgenland, der Smart City Oberwart und einem gut ausgebauten Ladenetz für E-Autos sind bereits konkrete Projekte am Laufen.

Rauchwarts Bürgermeisterin Michaela Raber: "Durch act4.energy kann der Campingplatz in Rauchwart künftig mit grünem Strom versorgt werden". (Hier mit Vizebürgermeister Rudolf Ploy) ©Gemeindebund
Rauchwarts Bürgermeisterin Michaela Raber: „Durch act4.energy kann der Campingplatz in Rauchwart künftig mit grünem Strom versorgt werden“. (Hier mit Vizebürgermeister Rudolf Ploy) ©Gemeindebund

Künftige Förderschwerpunkte liegen bei Speichertechnologien

Aus Sicht von Photovoltaik-Chef Hans Kronberger lässt sich die Technologie der Nutzung des Sonnenstroms nicht mehr aufhalten: „Die Zeiten, in denen man glaubte, Photovoltaik wird nur für die Taschenrechner gebraucht, sind definitiv vorbei. Die Regierung hat sich hier das richtige Ziel gesteckt, nämlich bis 2030 100 Prozent unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Wenn wir das schaffen wollen, müssen wir uns aber beeilen.“

Da die Kosten für Photovoltaik-Paneele mittlerweile derart gesunken sind, dass sie für die breite Masse erschwinglich werden, wird in der Förderung auf lange Sicht ein neuer Schwerpunkt gelegt werden, wie Hofer anklingen lässt: „Aus meiner Sicht dienen Förderungen dazu, neue Technologien einzuführen. Hat sich eine Technologie etabliert, kann man dauerhaft besser über die Steuerpolitik lenken. Das wird sich in den nächsten Jahren bei der Photovoltaik so entwickeln. Ein wichtiges neues Feld für Förderungen wird die Speicherung von Energie sein.“

"Ollersdorf hat seit 2014 40 Photovoltaik-Anlagen mit Bürgerbeteiligung umgesetzt. Im Rahmen des neuen Projekts wird beim Gemeindeamt eine Schnellladestation für E-Autos installiert", so Bernd Strobl der Bürgermeister der 950-Einwohner-Gemeinde. ©Gemeindebund
„Ollersdorf hat seit 2014 40 Photovoltaik-Anlagen mit Bürgerbeteiligung umgesetzt. Im Rahmen des neuen Projekts wird beim Gemeindeamt eine Schnellladestation für E-Autos installiert“, so Bernd Strobl der Bürgermeister der 950-Einwohner-Gemeinde. ©Gemeindebund

Bürgermeister aus der Region erwarten sich neuen Aufschwung

Bei der Pressekonferenz anwesend waren auch die Bürgermeister/innen der beteiligten Gemeinden. Sie stehen dem Projekt positiv gegenüber und sehen auch die Bevölkerung als Teil der Initiative. „Wir haben in der Vergangenheit schon viel gemacht. Unser Seerestaurant, das mit Bürgerbeteiligung möglich wurde, hat beispielsweise Photovoltaik am Dach. Die Bürger erhalten jährliche Gewinne und nach zehn Jahren ihren Einsatz zurück. Das ist ein Gewinn für alle Seiten. Durch das neue Projekt kann nun auch unser Campingplatz mit grünem Strom versorgt werden. Ich finde das Projekt wichtig, weil wir so ein großes Projekt alleine nie umsetzen hätten können“, betont Rauchwarts Bürgermeisterin Michaela Raber.

Auch in Ollersdorf freut sich Bürgermeister Bernd Strobl schon auf die Umsetzung der einzelnen Initiativen. „Wir haben seit 2014 40 Bürgerbeteiligungsanlagen verwirklicht. 120 Bürger waren daran beteiligt. Diese einzigartige Beteiligung der Bevölkerung war am Ende auch ausschlaggebend, dass wir den Zuschlag erhalten haben. Davon bin ich überzeugt. Als erstes werden wir im Rahmen des vom BMVIT geförderten Projekts eine Schnellladestation im Bereich des Gemeindeamtes installieren. Ich bin froh, dass wir den Mut gehabt haben, uns hier zu bewerben.“ Mit neuen Arbeitsplätzen und neuen Möglichkeiten, so hoffen die Beteiligten, könnte das Projekt dem Südburgenland auch neuen Aufschwung bringen.

Bei der Präsentation des Projekt "Stadt der Zukunft" waren nicht nur BM Hofer, Gemeindebund-Chef Alfred Riedl, Photovoltaik-Chef Hans Kronberger und der Initiator Andreas Schneemann dabei, sondern auch die Bürgermeister/innen der Region.