3.11.2016 – Die Feuerwehren nutzen immer öfter das Internet für ihre Einsätze. In Aschach hat ein junger Florianijünger nun eine europaweit anwendbare App entwickelt, mit der Hydranten schnell gefunden, aber auch verwaltet werden können. Für ein ähnliches Projekt erhielt die FF Krems den „Microsoft Zukunftspreis“.
Wenn Feuerwehren bei größeren Bränden zur Unterstützung in andere Gemeinden gerufen werden, braucht es oft viel Zeit, bis klar ist, wo der nächste Hydrant zur Verfügung steht. Dabei gibt es aber alleine in Oberösterreich 200.000 Hydranten. Der heute 24-jährige Gabriel Freinbichler, der sich selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr (FF) Aschach engagiert, fing im Jahr 2012 an, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Um sich diesbezüglich zumindest in seinem eigenen Gemeindegebiet zu helfen, begann der Wirtschaftsinformatikstudent eine Datenbank-gestützte Internetseite aufzusetzen, in der alle Wasserentnahmestellen der Gemeinde gespeichert waren. Nun, vier Jahre später, konnte er zahlreiche zahlungskräftige Partner wie die Energie AG Oberösterreich gewinnen, eine Handy-App entwickeln und das System nicht nur auf ganz Österreich ausdehnen, sondern es werden bereits auch Hydranten in Deutschland, Italien, der Schweiz – und bald auch in Tschechien – erfasst.
Daten auch offline zugänglich
Ein Hauptkriterium für die Akzeptanz bei den Feuerwehren ist die uneingeschränkte Nutz- und Verfügbarkeit der Daten für die Einsatzvorbereitung. Sollte eine Online-Verbindung nicht möglich sein, ist für die Feuerwehren auch eine Offline-Verfügbarkeit gegeben. Daher gibt es auch eine Druckfunktion für den Datenbestand. Wichtig ist auch, dass das System auch ohne besondere Vorkenntnisse bedienbar ist.
Modernste Technologie am Einsatzort nutzbar
Die App nutzt mit „Augmented Reality“ modernste Technologie, um vor Ort im Einsatzfall die Feuerwehrleute auf dem schnellsten Weg zum richtigen Hydranten zu lotsen. „Dabei werden in das Kamera-Bild des Smartphones Navigations-Informationen eingeblendet, die in Echtzeit anzeigen, in welcher Richtung und Entfernung der nächste Hydrant zu finden ist. Damit wird das Auffinden von Wasserentnahmestellen, vor allem im Winter, wenn auf der Straße Deckeln vom Schnee versteckt werden, kinderleicht und schnell gefunden“, erklärt Freinbichler. Diese einzigartige Technologie steht allen App-Nutzern, die ein Smartphone mit Android-Betriebssystem nutzen, zur Verfügung. Eine Version für iOS-Endgeräte ist in Vorbereitung.
Auch für Gemeinden praktisch
In den Gemeinden sorgen Gemeindemitarbeiter, die Feuerwehrleute selbst oder eine damit beauftragte Firma für die regelmäßige Wartung der Wasserentnahmestellen. Nutzt auch die Gemeinde diese Anwendung für die Dokumentation, so hat dies gleich doppelten Nutzen: Die Feuerwehr weiß im Ernstfall sofort, ob der nächstgelegene Hydrant wegen eines Schadens außer Betrieb genommen ist oder wo die nächste Pumpe aufgestellt werden muss, um das Löschwasser zum Ziel zu bringen. Auch für die Gemeinden bringt die Anwendung nur Vorteile, denn sie gewinnt nicht nur Rechtssicherheit und hervorragende Datenqualität, sondern kann sich selbst mittels einer Erinnerungsfunktion an anstehende Wartungen erinnern lassen. Da die verbundenen Daten gezielt mit anderen Akteuren wie Feuerwehr, Planungsbüros oder Dienstleistern geteilt werden können, entsteht eine enorme Vereinfachung in der Verwaltung. Die App schließt zudem Fehler bei der Übertragung von Daten aus.
Spätestens Anfang 2017 kommt eine Erweiterung hinzu, mit der man die Wartung protokollieren kann, wodurch dem oder der Wartungsbeauftragten Rechtssicherheit garantiert ist. Während die Basisversion mittels Anmeldung auf einem Account kostenfrei ist, wird das Wartungstool mit Protokollfunktion als Zusatzpaket zu erwerben sein.
Technologiepreis für FF Krems
Auf modernste Technologien setzt auch die Feuerwehr Krems: Hier wurde der Prozess von der Entgegennahme des Notrufs in der Zentrale bis zur Arbeit an der Einsatzstelle umfassend digitalisiert. Eine für Windows10 programmierte App zeigt – ähnlich wie jene aus Aschach – an, wo die nächste Löschwasserentnahmestelle ist. Bei größeren Einsätzen kommen in Krems künftig spezielle Container zum Einsatz, die die gesamte Technik beinhalten, die für Einsätze benötigt wird. Hunderte Einsatzszenarien können von solch einer Stelle koordiniert werden. Für diese umfassende Lösung erhielt die Freiwillige Feuerwehr Krems nun den Microsoft Zukunftspreis und nimmt damit eine Vorreiterrolle für ganz Österreich ein.