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Pilotprojekt in Eugendorf: Vertikale PV-Module vereinen Landwirtschaft und Energiegewinnung

So gut wie jede Gemeinde in Österreich hat bereits PV-Anlagen auf Hausdächern installiert. Aber ohne zusätzliche PV-Anlagen auf Freiflächen können lässt sich die Energiewende nicht schaffen. Zu blöd nur, dass sie große Flächen beanspruchen und damit den Raumordnungen im Weg stehen. Eine neue Technologie macht Energiegewinnung auf großer Fläche ohne Versiegelung möglich. Die Salzburger Gemeinde Eugendorf geht mit einem Pilotprojekt voran.

Landwirtschaft und Energiegewinnung gemeinsam

Der Sonnen.Park Eugendorf wird von der Salzburg AG auf einer Fläche von etwa 5,1 Hektar umgesetzt. Rund 5.200 PV-Module sollen hier kommendes Jahr installiert werden. Dabei handelt es sich allerdings nicht um herkömmliche Module. Bifaziale Agri-Photovoltaik nennt sich die bis zu drei Meter hohe Technologie, die beidseitig Sonnenlicht auffängt und in Solarstrom umwandelt. Die Module werden in Abständen von rund zehn Metern voneinander in Reihen senkrecht aufgestellt, wodurch sowohl effiziente Energiegewinnung als auch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung ohne Einschränkung möglich sind.

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Die bifaziale Technologie sorgt dafür, dass Sonneneinstrahlung beidseitig genutzt wird. (Beispielbild des Solarparks in Eppelborn, DE)  ©Next2Sun Technology GmbH

Dem Projekt geht ein langwieriger Prozess voran – vor allem deshalb, weil es sich um das erste seiner Art in Salzburg handelt. Auch österreichweit ist die Technologie noch kaum erprobt. In Eugendorf musste dafür das räumliche Entwicklungskonzept angepasst und in der Gemeindevertretung beschlossen werden. Anschließend wurde die Änderung von insgesamt zwölf Fachdiensten des Landes Salzburg geprüft – ein langer Prozess, der wegbereitend sein soll für zukünftige Projekte. Der nächste Schritt sei die Umwidmung des Grünlands in eine Sonderfläche mit Solaranlagen, erklärt Gemeinderat Gerald Edlmair, der beim Projekt federführend war. „Wenn alles gut geht, wird die Flächenwidmung noch dieses Jahr beschlossen“, hofft der Gemeinderat. Der Baustart soll dann 2023 erfolgen.

Strom für 650 Haushalte

Während die Salzburg AG als Pächter, Errichter und Betreiber fungiert, handelt es sich bei der Fläche zur Hälfte um Gemeindeeigentum. Die andere Hälfte der ehemaligen Bodenaushubdeponie gehört einem Privaten. Die bereits vorbelastete Fläche wird mit der Installation nicht versiegelt, sondern bleibt einer landwirtschaftlichen Nutzung als Mähwiese oder Weide erhalten.

Die Bürgerinnen und Bürger Eugendorfs sollen von dem Projekt ebenfalls profitieren: Der erzeugte Strom wird teilweise für die Versorgung von Gemeindegebäuden verwendet. Seitens des Projektbetreibers ist ferner geplant, einen Teil der Anlage in Form eines Bürgerbeteiligungsmodells zu finanzieren. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte das Projekt auch in eine Energiegemeinschaft eingegliedert werden. Was das Ganze am Ende kosten soll, steht noch nicht fest. Der Gewinn ist aber deutlich: Bis zu 650 Haushalte könnten nach seiner Fertigstellung mit dem Strom aus dem Solarpark versorgt werden.

Ganz schön stolz ist man auf den Plan in der Gemeinde – immerhin handelt es sich um ein Pilotprojekt. „Wir müssen in eine Vorreiterrolle treten“, betont Gemeinderat Edlmair. „Wenn das Land Salzburg die Energiewende schaffen will, brauchen wir 100 solcher Anlagen“, rechnet er vor. Bei 119 Salzburger Gemeinden müsste demnach in fast jeder davon ein PV-Park stehen. Dementsprechend ehrgeizig ist man in Eugendorf bei den Zielen für den Sonnen.Park: „Die Anlage muss so gut gelingen, dass 100 weitere Gemeinden ebenfalls von diesem Schritt überzeugt werden können“. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet.

Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und die PV-Stromerzeugung. Damit steigert Agri-PV die Flächeneffizienz und ermöglicht den Ausbau von PV bei gleichzeitigem Erhalt landwirtschaftlich nutzbarer Flächen.

Eva Schubert

Eva Schubert

Traktor bei Mäharbeiten zwischen den Agri-PV-Modulen. (Beispielbild der Firma Next2Sun, ein Partner des Bauherrn) ©Next2Sun Technology GmbH