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Personalia: Rupert Wrobel tritt in St. Marein zurück

7.4.2016 – Nachdem der Gemeinderat von St. Marein seine elf Tagesordnungspunkte am 30. März 2016 durchgesprochen hatte, stand Bürgermeister Rupert Wrobel auf. Er wollte noch etwas sagen. Alle wussten, was kommen würde, denn schon im Dezember informierte Wrobel seine Gemeinde. In der Gemeindezeitung schrieb er: „Nach reiflicher und sorgfältiger Überlegung habe ich mich entschlossen, meine Bürgermeisterfunktion in einigen Monaten zurückzulegen.“ Nach zehn Jahren im Gemeinderat und danach zwölf Jahren als Oberhaupt der Mürztaler Gemeinde St. Marein hatte er genug.

Ein schwerer Abschied

„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wobei ich noch nicht sagen kann, welches überwiegt“, schrieb Rupert Wrobel weiter. Zumindest bei der Gemeinderatsitzung überwog wohl das weinende Auge. „Es war eine emotionale Rede, die ich dort aus dem Stehgreif gehalten habe“, gibt er gegenüber Kommunalnet zu. Wie schwer ihm die Entscheidung gefallen sein muss, merkt man auch daran, wie lange er schon mit dem Gedanken gespielt hat, aufzuhören. „Seit eineinhalb Jahren denke ich schon an einen Rücktritt, aber es war sehr schwer. Ich war mit Leib und Seele Bürgermeister.“

Politische und persönliche Gründe

Warum Rupert Wrobel dann doch zurückgetreten ist, hat mehrere Gründe. Nach der letzten Gemeinderatswahl verlor er die absolute Mehrheit und musste in eine Koalition. „Die danach entstandene Konstellation im Gemeinderat führt zu schwierigen und langwierigen Abläufen bei der Umsetzung von Vorhaben der Gemeinde“, meinte er in der Gemeindezeitung. Der beträchtliche Zeitaufwand wurde immer mehr zum Problem. „Ich bin selbstständig und es hat sich immer schwerer zeitlich vereinbaren lassen, weil die politischen Aufgaben so umfangreich wurden“, erklärt Wrobel.

Das war aber nicht der einzige Grund. „Die politische Kultur im Gemeinderat ist nicht mehr das, was sie einmal war. Ich bin seit 2004 im Amt und in den ersten zehn Jahren war es bei weitem nicht so schlimm. Es fehlt die Sachlichkeit, stattdessen gibt es derzeit zu viel Populismus.“ Rupert Wrobel musste sich, wie er meint, viele persönliche Angriffe gefallen lassen. „Die hatten teilweise unterstes Niveau. Diese Angriffe haben meine Frau sehr belastet und sogar meine Kinder haben es gespürt. Meine Frau war richtig erleichtert, als ich ihr von meinen Rücktrittsplänen erzählt habe.“

Positive Bilanz

„Wir haben die Gemeinde auf gesunde Füße gestellt“, zieht Rupert Wrobel Bilanz. „Im Jahr 2004 hatte die Gemeinde 2,6 Millionen Euro Schulden und keine Rücklagen. Jetzt sind es nur mehr 1,6 Millionen Euro Schulden und wir haben Rücklagen im Wert von 1,8 Millionen Euro.“ Obwohl Wrobel den Sparstift angesetzt hat, gelang ihm trotzdem die Umsetzung einiger Projekte. „Wir haben Lärmschutzwände errichtet, die ziemlich teuer waren. Wir konnten auch einen Kindergarten bauen, auf den ich besonders stolz bin.“

Rupert Wrobel hat damit auch den Grundstein für die nächsten großen Veränderungen der Gemeinde gelegt. „Die Volksschule und die Neue Mittelschule müssen ausgebaut werden, der Kindergarten erneuert. St. Marein ist die Gemeinde mit dem höchsten Zuzug in der Obersteiermark und die Tendenz ist steigend.“ Deshalb ist auch die Errichtung neuer Wohnungen das nächste große Vorhaben. „Es werden 120 neue Wohnungen kommen.“

Letzte Amtshandlung

Künftig steckt er seine Energie „zu einhundert Prozent in die Firma, die soll nämlich vergrößert werden.“ Die plötzliche freie Zeit, die er bis jetzt nie hatte, verbringt Rupert Wrobel mit seiner Frau. Ohne Politik. Bei seiner letzten Amtshandlung übergibt er seiner Nachfolgerin, der Schuldirektorin Doris Schutting, die Kassa der Gemeinde. Auch da wird das weinende Auge wohl noch überwiegen.

Rupert Wrobels Bilanz nach 22 Jahren in der Kommunalpolitik: „Wir haben die Gemeinde auf gesunde Füße gestellt.“ (Bild: ZVG)