Wir schaffen Heimat.
Wir gestalten Zukunft.

Personalia: Neuer Bürgermeister für Petronell-Carnuntum

9.5.2017 – Schlag auf Schlag ging es am 4. Mai im niederösterreichischen Petronell-Carnuntum: Nachdem Ingrid Scheumbauer vor wenigen Wochen ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegte, wurde der Sozialdemokrat und bisherige geschäftsführende Gemeinderat Martin Almstädter vom Ortsparlament zum neuen Bürgermeister der 1.250 Einwohner Gemeinde gewählt. Almstädter setzt sich damit mit 11:8 Stimmen gegen seinen Mitstreiter Christoph Reithofer von der ÖVP durch.

Der Weg in die Politik führt über die Familie

Martin Almstädter stammt aus einer politisch stark interessierten Familie: Während die eine Seite der SPÖ zugewandt ist, tendiert die andere zu den Freiheitlichen. Folglich lauschte der aus Bad Deutsch-Altenburg stammende Politiker bereits in Kindheitstagen familiären Diskussionen, die oftmals um politische Themen kreisten.

„Vor allem mein Opa war ein großes Vorbild. Wir haben sehr viel darüber gesprochen“, erinnert sich Almstädter zurück. Aber auch seine Mutter habe ihn stets motiviert, gut zugesprochen und stand hinter dem 38-Jährigen. Als er eine politische Diskussion mit Jörg Haider im Fernsehen mitverfolgte und feststellte, dass dies jenem entsprach, was der Opa argumentierte, begann für den zweifachen Familienvater eine intensive Auseinandersetzung mit politischen Inhalten.

„Mein Onkel engagierte sich damals stark politisch und meinte, ich soll zu einer politischen Diskussion der FPÖ mitkommen. Ich fand es toll, dass mir jemand zuhört, wenn ich spreche. Allerdings bin ich relativ rasch zu der Einsicht gelangt, dass es nicht das ist, wo ich hin möchte, es gab aber keine expliziten Gründe. So habe ich mich später bei der Sozialistischen Jugend vorgestellt, bei denen ich mich wohlfühlte und zu deren Landesvorstand ich in den 1990er Jahren gewählt wurde.“ Neben Jugendthemen war zu dieser Zeit vor allem ein strenges Waffengesetz das große Anliegen, für welches der HAK-Absolvent tatkräftig Unterschriften sammelte sowie Gespräche führte. Darüber hinaus engagierte sich der damals 18-Jährige überparteilich und gründete 1997 zusammen mit Freunden aus anderen Parteien einen überparteilichen Jugendverein, der bis heute besteht.

Über die Wohnungssuche zum Bürgermeister

Im Jahr 2000 wurde Martin Almstädter in die Gemeindepolitik Bad Deutsch-Altenburgs gewählt. Als er und seine Lebensgefährtin im Ort keine Wohnung fanden, allerdings gut geförderte in Petronell-Carnuntum bestanden, fand nicht nur der persönliche, sondern gleichsam der politische Umzug statt.

2005 ging Almstädter in den Gemeinderat und avancierte gleich zum Klubsprecher. Zwei Jahre später bis 2015 folgte die Obmannschaft des Prüfungsausschusses, zudem stellt er seit 2015 den geschäftsführenden Gemeinderat und ist überdies als Obmann des Schulausschusses und Zivilschutzverantwortlicher tätig.

Den Höhepunkt seiner politischen Laufbahn bildet nun die Wahl zum Bürgermeister von Petronell-Carnuntum. Obwohl die Sozialdemokraten in der Gemeinde bloß über neun Mandate verfügen, konnte Almstädter die Wahl für sich entscheiden und erhielt sogar eine Stimme der ÖVP – „ein Beweis dafür, dass ich in den letzten Jahrzehnten richtig gehandelt habe“, unterstreicht er.

Gute Nacht-Geschichten müssen warten

Einer der ersten Gedanken nach diesem Sieg ging an die Familie, für welche sich nun einiges ändern wird. Vor allem die beiden kleinen Kinder (drei und sechs Jahre) müssen sich umstellen: „Gute Nacht-Geschichten sind für sie sehr wichtig. Während die Mama eine Seite vorliest, liest der Papa das ganze Buch vor. In den nächsten Wochen wird das nicht möglich sein.“

Denn neben seiner neuen Beschäftigung als Bürgermeister ist Almstädter ebenso hauptberuflich am Flughafen Wien als „Loadsheet“ und „Ramp Agent“ tätig. Hierfür zeichnet sich der Niederösterreicher unter anderem für die korrekte Berechnung des Schwerpunkts eines beladenen Flugszeugs verantwortlich – und qualifiziert sich unter anderem derart durch die Stärke, mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu können für seine Position als Bürgermeister. „Insofern ist die Umstellung nicht so dramatisch“, folgert Almstädter schmunzelnd.

Die Anstellung beim Flughafen möchte der Familienvater behalten, sie aber je nach Aufwand in der Gemeinde anpassen. Was sich allerdings verändert, ist eine Erhöhung der eigenen Arbeitsleistung von 100 auf 130 Prozent.

 „Ziele wurden im Wahlkampf 2015 definiert“

In den ersten Wochen wird sich der Neo-Bürgermeister die Abläufe im Amt aneignen und Mitarbeitergespräche führen. Nach dieser kurzen Einarbeitungsphase stehen einerseits noch bestehende Projekte aus Scheumbauers Amtszeit, wie der Neu- beziehungsweise Umbau des Bauhofs und der Sammelstelle, und andererseits neue, etwa die Digitalisierung der Volksschule und die Etablierung des sogenannten moderne Amts, an. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Ausbau der Kinderbetreuung.

Mit Blick Richtung Zukunft möchte Almstädter Petronell-Carnuntum vor allem an die gesellschaftliche Entwicklung anpassen. „Wir werden nie eine Vorreiterrolle haben, aber die Gemeinde soll lebenswert bleiben, man soll gerne hier sein.“ Ähnlich stellt dies das Credo auf politischer Ebene dar – es soll nicht vorrangig gestritten, sondern miteinander ausgekommen werden, denn dies habe letztlich eine Außenwirkung. Der Zusammenhalt soll sowohl in der politischen Interaktion als auch im Alltag stimmen, „wo jeder auf den anderen schaut“, betont Almstädter.

So sollen sich zahlreiche Dankeschöns nicht nur auf seine Funktion als First Responder beim Roten Kreuz beschränken, sondern jene Wertschätzung ferner in der Gemeindepolitik gefördert werden.

„Bereits in der Schule lernte ich: Mit der direkten und ehrlichen Art kommt man größtenteils weiter.“ (Bild: ZVG)