25.8.2015 – In der Kärntner Gemeinde Lendorf kam es im Zuge der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl vom März 2015 zu einem Machtwechsel. Nach einer Stichwahl trat die ehemalige Vizebürgermeisterin der Gemeinde mit einer eindeutigen Mehrheit von 65,2 Prozent ihr Amt als Ortschefin an. In Oberkärnten ist Marika Lagger-Pöllinger die einzige Frau, die sich bei den Wahlen durchsetzen konnte.
Überblick über Gemeindethemen verschaffen
„Mein erster Schritt im neuen Amt war, mir einen Überblick über die Themen zu verschaffen, mit denen sich unsere Gemeinde befasst“, so die Bürgermeisterin. „Mir war es von Anfang an wichtig, eine gute Kommunikation im Gemeinderat herzustellen.“ Aktuell widmet sich die 1.750-köpfige Gemeinde dem Straßenausbau. „Heuer sind die finanziellen Mittel gegeben, deshalb können wir uns dem ländlichen Wegenetz widmen“, erzählt Lagger-Pöllinger. „Für 2016 ist allerdings noch nichts Großes geplant, da wir zurzeit noch nicht wissen, wie es in Kärtnen nächstes Jahr um die finanziellen Mittel stehen wird.“
Nichtsdestotrotz hat die neue Ortschefin Ideen zur Verbesserung der Gemeinde: „Es ist mir wichtig, soziale Themen nicht zu vernachlässigen.“ Die 46-Jährige plant Projekte für Jugendliche und Jugendfamilien. „Vor allem der Ausbau von Kinderspielplätzen ist notwendig“, so die Bürgermeisterin. Als ernsthaftes Problem betrachtet sie die aktuelle Arbeitsplatzsituation in Lendorf: „Wir versuchen zwar, etwas zu unternehmen. Wir haben jetzt eine 50-jährige Frau im Gemeindeamt für sieben Monate eingestellt, um ihr den Einstieg in den Arbeitsalltag zu erleichtern. Aber leider ist die Gemeinde in diesem Punkt sehr eingeschränkt.“
Wirbel während der Wahlkampfphase
Lagger-Pöllingers Karriere in der Kommunalpolitik begann im Jahre 2003. Von 2009 bis 2015 war sie erste Vizebürgermeistern der Gemeinde Lendorf im Bezirk Spittal an der Drau und Obfrau des Ausschusses für Familie, Gesundheit, Jugend und Soziales. Für die neue Bürgermeisterin kam das Wahlergebnis trotz ihres Amtes als Vize überraschend: „Das eindeutige Ergebnis der Stichwahl hat mich sehr überrascht. Ich musste mich gegen eine gestandene Persönlichkeit, einem Großbauern, Kärntnermilch-Obmann und Ökonomen, durchsetzen“, schildert Lagger-Pöllinger. „In Kärnten herrscht teilweise noch immer die ländliche Meinung vor, ein Bürgermeister muss ein Mann sein. Deshalb freue ich mich umso mehr über das Ergebnis.“ Als Frau habe man es in Kärnten nach Lagger-Pöllingers Angaben nicht einfach: „Weil ich eine Frau bin, muss ich mich immer wieder aufs Neue beweisen. Mir wird viel mehr auf die Finger geschaut im Vergleich zu meinem Vorgänger“, so die 46-Jährige. „Es ist schwierig zu beweisen, dass eine Frau das Amt des Bürgermeisters ordentlich bekleiden kann.“
Aber nicht nur Lagger-Pöllingers Geschlecht stellte für sie einen schwierigen Ausgangspunkt beim Wahlkampf dar. Zu Beginn der Wahlkampfphase im November wurde in Lendorf eines der ersten Asylheime in Kärnten eröffnet. Von den politischen Mitwerbern wurde dies als Wahlkampfthema missbraucht; Lagger-Pöllinger wurde dafür verantwortlich gemacht. „Das war damals ein großes Wahlkampfthema. Aber das Quartier funktioniert gut, deshalb bin ich stolz darauf“, so die derzeit noch karenzierte Landessekretärin. „Ebenso bin ich erleichtert, dass wir unsere Quoten seit Eröffnung vor einem dreiviertel Jahr erfüllen und deshalb nicht von den Maßnahmen des Bundes betroffen sind.“
Hauptberuf: Bürgermeisterin und Frau
Nach Angaben der Bürgermeisterin steht der Gemeinde Lendorf eine positive Zukunft bevor: „Ich sehe unsere Gemeinde als eine lebens- und liebenswerte, die sich aufgrund ihrer optimalen Lage als Zukunftsgemeinde im Speckgürtel herausstellen wird.“ Lendorf befindet sich im Speckgürtel der Bezirkshauptstadt Spittal, wodurch der Ort im Gegensatz zu den benachbarten Gemeinden nicht unter einschneidender Abwanderung leidet. „Wir haben eine perfekte Verkehrsanbindung sowie den idealen Ausgangspunkt in die Stadt als auch in die Täler“, sagt Lagger-Pöllinger hörbar zufrieden.
Derzeit ist die 46 Jahre junge Ortschefin noch karenzierte Landessekretärin bei der Gewerkschaft vida. „Hauptberuflich bin ich Bürgermeisterin“, sagt Lagger-Pöllinger entschieden. „Momentan bin ich zwar noch in Karenz, aber ich kann und will es mir nicht erlauben, hauptberuflich tätig zu sein.“