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Personalia: Bürgermeister wird Chef einer Asylquartier-Firma

16.12.2015 – Durch einen Auftritt in der ZIB 2 ist der Bürgermeister von Puchenstuben bekannt geworden. Nun scheidet er aus dem Amt und wird Geschäftsführer eines Unternehmens, das sich um Unterkünfte für Asylwerber kümmert.

Der Rücktritt von Bürgermeister Christian Kogler kommt für die Gemeinde Puchenstuben im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich sehr überraschend. „Ich werde am 31. Dezember mein Amt niederlegen, weil ich mit Beginn 2016 Geschäftsführer der Firma SLC-Asylcare werde. Da dieser Job einen sehr hohen Zeitaufwand in Anspruch nimmt, ziehe ich mich vollkommen aus der Politik zurück und widme mich hauptsächlich dem Thema Asyl“, so Kogler. Der 56-Jährige ist bereits seit 26 Jahren im Gemeinderat tätig und seit 16 Jahren Gemeindechef.

Rund 100 Quartiere mit 2.000 Asylwerbern

SLC-Europe war ursprünglich eine Immobilienfirma. Durch die große Anzahl an Asylwerbern in Österreich hat sich das Unternehmen auch mit der Unterbringung von Flüchtlingen befasst. SLC-Europe entschied sich deshalb, Wohneinheiten zur Verfügung zu stellen, die gekauft und vermietet werden. „Seit Sommer 2015 bin ich in der Firma tätig und helfe, Quartiere für Asylwerber bereitzustellen. Die Firma betreut rund 100 Quartiere mit 2000 Asylwerbern“, erklärt der Bürgermeister. „Da unsere Gemeinde im Verhältnis sehr viele Flüchtlinge aufgenommen hat und ich in vielen Gemeinden Niederösterreichs Infoabende und Beratungen zu diesem Thema gemacht habe, wurde ich von SLC-Europe engagiert. Außerdem kenne ich mich mit der Bauordnung sehr gut aus.“ Ab 1. Jänner 2016 wird die Firma ausgelagert und heißt dann „SLC-Asylcare“.

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©ZIB/Facebook (Screenshot)
Im ZIB2-Interview sagte Christian Kogler, dass, wenn die Gemeinden die Flüchtlinge ordentlich unterbringen, auch die Bevölkerung mitzieht.

Keine Probleme mit Asylwerbern

„Mein Rücktritt ist überraschend, da knapp vor einem Jahr erst die Gemeinderatswahl stattgefunden hat. Da die Unterbringung der Asylwerber jedoch seit heuer ein akutes Thema ist, wurde der Druck für mich auch immer größer, weil ich fast immer von sechs Uhr morgens bis Mitternacht unterwegs bin und mich darum kümmere, dass alle ein Dach über dem Kopf haben“, sagt Kogler.

Die 317-Einwohner-Gemeinde hat selbst rund 50 Flüchtlinge seit 2004 aufgenommen und hatte bis jetzt keine Probleme mit den Asylwerbern. „Wir haben als erste Gemeinde in Österreich zugestimmt, Flüchtlinge aufzunehmen und konnten die Einwohner mit Infoabenden und dem Verein „Willkommen in Österreich“ sensibilisieren und sie so dem Thema näher bringen“, erklärt der Bürgermeister. Das wichtigste für Christian Kogler ist, den Bürgern die Angst zu nehmen und das „soziale Herz“ einzusetzen. „Man muss auf die Bürger offen zugehen, sie ermutigen und über alle Argumente diskutieren. Natürlich gab es einige Kritiker, aber sobald die Flüchtlinge das Quartier bezogen hatten, konnte man bis zu 95 Prozent der Bürger dafür überzeugen.“

„Die eigentliche Herausforderung ist die Integration“

Die Kernaufgabe der SLC-Asylcare ist nun die Schaffung von Quartieren. Sie erhält dieselben Zuwendungen vom Staat wie die Organisationen Caritas, Diakonie usw. und muss somit auch zu 100 Prozent alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllen. „Die wichtigste Hilfe ist im Moment die Quartierschaffung. Anschließend gilt es, die Flüchtlinge zu integrieren und den Kontakt mit der Zivilbevölkerung zu halten“, meint Kogler.

Der Bürgermeister ist verwundert, dass man nicht früher erkannt hat, dass mehr Asylwerber als angenommen, ins Land kommen würden. „Man hat Monate verstreichen lassen, ohne etwas zu unternehmen und jetzt muss man klare Ansagen machen, damit die Bevölkerung die Lage auch versteht“, erklärt er. Die Unterbringung stelle für ihn kein Problem dar; die eigentliche Herausforderung sei die Eingliederung der Flüchtlinge. „Man muss die Emotionen aus den Bürgern herausholen und Probleme sachlich lösen. Dann wird die Integration auch funktionieren“, so Kogler. Bis zum 31. Dezember ist Christian Kogler noch im Amt, dann wird sich Vizebürgermeisterin Petra Jani der Wahl im Gemeinderat stellen. Vierzehn Tage nach dem formellen Rücktritt werden die Neuwahlen erfolgen.

Bürgermeister Christian Kogler legt sein Amt ab 31. Dezember 2015 nieder, da er ab Jänner 2016 Geschäftsführer der Firma „SLC-Asylcare“ wird. (Bild: ZVG)