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Kleine Gemeinden als Vorbild für Japan

7.4.2016 – Die kleine niederösterreichische Gemeinde Muckendorf-Wipfing ist eine der am schnellsten wachsenden Gemeinden Österreichs. Das hat jetzt sogar die Aufmerksamkeit japanischer Forscher erregt, die in dem kleinen Ort die Gründe für das Wachstum und eine Lösung für das japanische Ortssterben suchten.

Der Gemeinde Muckendorf-Wipfing gelang vor 18 Jahren das, wofür sie jahrelang kämpfte. Die Abspaltung von der Großgemeinde Zeiselmauer. „Das versteht man als Außenstehender vielleicht nicht, aber es gab einfach Lebensauffassungsunterschiede der Bürger und auch um Geld. Muckendorf hatte mehrere Besitztümer, die man verkaufen wollte“, erklärt Hermann Grüssinger, Bürgermeister von Muckendorf-Wipfing.

„Für die Gemeinde hat sich das sehr positiv ausgewirkt. Aus zwei verkommenen Dörfern wurde eine gut ausgebaute Gemeinde. Wir stehen finanziell gut und politisch strukturiert da“, meint Grüssinger. Aber die politische Strukturierung oder finanzielle Lage sind nicht das Bemerkenswerteste an der kleinen Gemeinde, acht Kilometer östlich von Tulln liegt.

Die Ortschaft boomt

Muckendorf-Wipfing gehört zu den Ortschaften Österreichs, die am schnellsten wachsen. Seit 2001 ist die Bevölkerungszahl um 44,3 Prozent gestiegen. In Zeiselmauer-Wolfpassing stieg die Anzahl im selben Zeitraum um nur 13,2 Prozent.

„Wir liegen im Speckgürtel, das ist natürlich unser Glück, aber wir legen auch viel Wert darauf, für die jungen Leute attraktiv zu sein. Wir versuchen immer viele Kindergartenplätze zu schaffen und haben jetzt sogar eine Nachmittagsbetreuung einführen können“, versucht Hermann Grüssinger den Erfolg zu erklären. „Wir wollen ein hochqualitativer Lebensort sein.“

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(Bild: ZVG)
Seit der Trennung von Zeiselmauer-Wolfpassing erlebte Muckendorf-Wipfing einen Bevölkerungszuwachs von 44 Prozent.

Japanische Delegation zu Besuch

Die kleine Ortschaft mit 1.414 Einwohnern erregte kürzlich sogar die Aufmerksamkeit japanischer Forscher. Zwei Professoren einer Hochschule besuchten zusammen mit drei Studenten am 29. Februar 2016 Muckendorf-Wipfing. Die Delegation soll im Auftrag einer japanischen Großbank ein Konzept gegen das massive Dorfsterben Japans erstellen. In Japan wurden viele Gemeinden zusammengelegt, was dazu geführt hat, dass viele Ortschaften ausstarben. Manche Orte stehen komplett leer und man denkt darüber nach, ob man sie nicht komplett einreißen sollte. In anderen Gemeinden sind die jüngsten Einwohner 80 Jahre alt.

„Da wir eine der letzten Gemeinden in Österreich sind, die zusammengelegt und später wieder getrennt wurden, waren die Forscher interessiert. Sie wollten wissen, wie wir mit dem Zuwachs umgehen und wie die Bevölkerungsentwicklung bei uns ausschaut“, erzählt der Grüssinger, der zusammen mit seinem Amtskollegen aus Zeiselmauern, Eduard Roch, die Fragen der Forscher beantworten konnte.

Auch Bergdörfer von Interesse

Vor ihrem Besuch in Muckendorf-Wipfing trafen sie sich auch mit Vertretern in Wien. Dort wollten sie wissen, wie Österreich die Bergdörfer und Bergbauern fördert, da es auch in Japan viele höher gelegene Regionen gibt, die besiedelt sind.

Die Grazer Dolmetscherin Monika Cigler war für die Betreuung der Delegation während ihres Aufenthalts zuständig. Nur zum Abschluss waren ihre Dienste nicht mehr nötig, als die Sprachbarrieren gebrochen wurden und die Japaner den österreichischen Wein mit „wine, very good“ lobten. Auf die Frage, ob er nach Japan eingeladen wurde, meint Hermann Grüssinger: „Noch nicht, aber vielleicht kommt da ja noch was.“

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(Bild: ZVG)
Zur Begrüßung wurden kleine Geschenke ausgetauscht.
Foto: v.l.n.r.: Laber Leopold, Nobutaka Ishida, Germann Harald, Grüssinger Hermann, Ishikura Ken, Shun‘ichi Teranishi, Kohei Fujii, Terabayashi Akira, Cigler Monika (Bild: ZVG)