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IMPULS: Weichenstellung für die wirtschaftliche Zukunft Österreichs

Gabriel FELBERMAYR
Direktor Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung,
vormals Präsident Kiel Institut für Wirtschaft

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr gewährte bei seinem Impuls einen Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Lage, Trends sowie wichtige Schritte für eine Verbesserung des Standorts. Die wichtigste Botschaft: Unsere Wirtschaft in Einklang bringen mit der Weltwirtschaft. „Hinter uns liegt eine turbulente Zeit. Der Gaspreis hat in den vergangenen Monaten eine dramatische Volatilität aufgewiesen. Was wir daraus gelernt haben: Der Gaspreis ist nicht nur für jene Unternehmen wichtig, die damit arbeiten, sondern hat auch Auswirkungen auf den gesamten Energiemarkt und bestimmt dadurch die Industrie massiv mit“, so Felbermayr. Ein Kostenschock bedeute einen Preisschock und das wiederum führe zu Verlust der Wettbewerbsfähigkeit.

Er betont: „Es sollte nicht passieren, dass der Gaspreis den gesamten Markt auf diese Weise bestimmt.“ Um im Strommarkt Resilienz herzustellen, gebe es großen Reformbedarf. Vor allem der Ausbau der Stromnetze ist aktuell dringend notwendig.

Arbeitskräftemangel als größte Herausforderung

Mit Hinblick auf die Industrie analysierte Felbermayr: „Die wichtigsten Produktionshindernisse sind die zyklischen oder punktuellen Faktoren, einerseits Nachfragemangel und andererseits Materialmangel. Doch noch viel problematischer ist der Arbeitskräftemangel, der immer größer wird und langfristige Folgen hat. Dieser sei ein strukturelles Problem. Ein struktureller Arbeitskräftemangel stellt die größte Gefahr für den Standort dar, so der WIFO-Chef. „Das ist zwar regional unterschiedlich, wird aber langfristig alle Bereiche betreffen.“

Die Lösung sei nicht einfach, sagt Felbermayr: „Ein Maßnahmenmix wird notwendig sein.“ Beispielsweise könne man den Arbeitskräftepool aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nutzen, und grenzübergreifend arbeiten. Beispielsweise in der Pflege wäre das eine wichtige Maßnahme.

Die dahinterliegenden Trends, die den Arbeitskräftemangel noch befeuern, schlüsselte Felbermayr in seinem Impuls in Kürze auf: „Aktuell geht die Durchschnittsarbeitszeit deutlich zurück. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung. Das wird langfristig zu Problemen führen.“

Stagnation müssen alle mittragen

Der WIFO-Chef gab auch einen Einblick in Prognosen und Entwicklungen der Konjunktur: In Österreich wächst die Inflation stärker als im Rest des Euroraums. Rund um 11 Prozent Unterschied bewegt sich das Niveau. In einem gemeinsamen Währungsraum hat das Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit – in Österreich steigen die Preise und Löhne überdurchschnittlich stärker als im Euroraum. Das wird auch bei den Lohnverhandlungen im Herbst noch deutlicher werden. Felbermayr: „Das hat auch Folgen für die Gemeinden, wenn es beispielsweise um Löhne aber auch Gebühren geht.“ Diesen Abstand der Inflationsraten müsse man verringern.

Die Konjunktur in Österreich zeigt aktuell Signale der Abschwächung. Wachstum gibt es derzeit noch bei den Dienstleistungen, etwa im Gegensatz zur Baubranche. Der WIFO-Wirtschaftsindex untersucht die Unterschiede des BIPs pro Woche im Vergleich zum Vorjahr. Aktuell schrumpft in Österreich die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahr. Die Prognose zeigt: es wird zu einer Stagflation kommen. Dass es im ersten Quartal 2024 es zu einer technischen Erholung kommt, sei unwahrscheinlich, so Professor Felbermayr. Er meint: „Im Vergleich zum Vorjahr sehen wir: Österreich hat etwa 80 Mrd. Wertschöpfungsverlust durch Covid und die Energiekrise erlitten. Dies muss die gesamte Nation solidarisch mittragen.“

Mit Investitionen Konjunktur ankurbeln

Die Wirtschaftsleistung sei resilient und könne sich wieder erholen. Bei der Inflation wird es aber noch länger dauern. Erst im Jahr 2027 wird eine Rückkehr Richtung 2 Prozent erwartet. Die Konsequenzen werden auch für die Gemeinden deutlich spürbar sein.

Zum Abschluss betonte Felbermayr: „Für Gemeinden ist jetzt angesagt: öffentliche Investitionen vorziehen, oder auch Altbauten sanieren. Derzeit würde eine Belebung der Investitionen der gesamten wirtschaftlichen Situation sehr helfen.“ Hier brauche es auch Förderungen vom Bund.

©Erich Marschik