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Forum 4: Infrastruktur neu denken. Zukunft gestalten

  • Alfred Weinberger
    Managing Director EMEA Amarenco
  • Johannes Pressl
    Präsident des NÖ Gemeindebundes, Bürgermeister in Ardagger
  • Christoph Zinsser
    Head of Project Finance H2 Green Steel
  • Sebastian Firlinger
    CRO/CFO Kommunalkredit

Im Zentrum von Forum 4 stand die Umgestaltung der Infrastruktur Richtung Nachhaltigkeit. Zur Umsetzung der Energiewende wird es viel Geld brauchen, so viel ist allen klar. Alfred Weinberger von Amarenco betonte in diesem Zusammenhang: „Energieversorgung ist die Basis für unsere Arbeitsplätze und unseren Wohlstand. Dafür muss sie leistbar und planbar sein.“ Die Energiewende müsse eine Systemwende sein, die nachhaltig erfolgen kann. Weinberger sprach sich gegen konkrete Stichtage (z.B. Agenda 2030) aus. Eine 100-prozentige Dekarbonisierung auf einen Schlag sollte nicht das Ziel sein. Stattdessen müsse man die Energieerzeugung umstellen, aber weiterhin Strom importieren, um Schritt für Schritt die Systemwende zu schaffen und sich am Energiemarkt unabhängig zu machen. Der Energieexperte: „Die Systemwende muss kosteneffizient sein.“

Weinberger weiter: Es brauche mehr Akzeptanz in der Bevölkerung. Das könne nur so erreicht werden, wenn den Bürgerinnen und Bürgern am jeweiligen Standort, an dem in grüne Energie investiert wird, ein wirtschaftlicher Vorteil verschafft wird. Etwa durch finanzielle Beteiligungsmodelle oder EEGs.

Hannes Pressl vom NÖ Gemeindebund sprach über die Herausforderungen für Gemeinden. Viele Gemeinden setzen Infrastrukturprojekte um und einige Gemeinden beteiligen sich sogar an Energieprojekten. „Gerade eine kleine Gemeinde umzustellen ist insofern eine Herausforderung, da der laufende Betrieb aufrechterhalten werden muss“, erklärte Pressl aus Gemeindesicht. Wenn eine Gemeinde ihre öffentlichen Gebäude mit PV-Anlagen versorgen möchte, so stößt sie rasch an rechtliche und verwaltungstechnische Grenzen, ganz abgesehen davon, dass es an Mitteln mangelt.

Glasfaser sei ein weiterer wichtiger Faktor, betonte Pressl. Denn Glasfaser ist Standortfaktor für viele Betriebe und Arbeitsplätze und hat Auswirkungen auf die Attraktivität einer Gemeinde. Damit einher geht die Umstellung der Mobilität. Pressl führte sogenannten Flex-Verkehr als Zukunftsmodell an. Diese Modelle erfordern aber auch Transformationsprozesse im täglichen Leben. Soziale Infrastrukturen fallen ebenfalls unter jene Bereiche, wo es eine Umstellung braucht. Hier braucht es Investitionen. Die Schwierigkeit: es handelt sich um kleine Strukturen, denn die Menschen benötigen das Angebot vor Ort. Das wiederum verringert die Attraktivität für große Anleger. Eine Rolle spielen hier auch öffentliche Förderungen.

Welche Technologie man auch anstrebt, es benötigt immer Investitionen in Infrastruktur, ist Christoph Zinsser überzeugt, der sich mit grüner Stahlproduktion beschäftigt. Die Stahlindustrie generiert aktuell mehr Emissionen wie der gesamte Flugverkehr in Europa zusammen. Das, so Zinsser, zeige den Bedarf, hier nachhaltige Strategien zu entwickeln. Aktuell ist ein Projekt am Entstehen, das grüne Stahlproduktion vorantreibt, was viele Anleger anzieht.

Sebastian Firlinger von der Kommunalkredit gewährte einen Einblick in den Markt für grüne Technologien und die Tätigkeiten der Bank in dem Bereich. Es brauche auch radikale Schritte bei den Investitionen in innovative Technologien, damit wir die Welt für die nächste Generation lebenswert gestalten können, so Firlinger. Auch der politische Rahmen sei hier gefordert.

Die nachfolgende Diskussion im Plenum drehte sich um Energiesparen gegenüber Energieeffizienz und die damit verbundenen Polit-Debatten. In der Zukunft wird Energiesparen immer schwieriger möglich sein, so der Tenor der Investor:innen und Unternehmer:innen, da auch die vielen neuen Technologien wie etwa E-Mobilität, Digitalisierung, Heizsysteme etc. immer mehr Strom benötigen werden. Vielmehr müsse man auf Energieeffizienz setzen. Aber auch ein Umdenken in der Produktion sei notwendig. Es handle sich um einen langwierigen, umfassenden Transformationsprozess, so die Botschaft zum Abschluss.

©Erich Marschik/Gemeindebund