9.1.2014 – Ein gemeinsamer Kindergartenbus für sieben Ortschaften, extra Restmüllsäcke für Haushalte mit Neugeborenen, gemeinschaftliches Verschönern der Gemeinde oder die Errichtung eines Jugendtreffs sind nur einige Beispiele zur verbesserten Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben, welche die niederösterreichische Gemeinde Hernstein ihren Einwohnern bietet. Dies tut sie im Rahmen des vom Österreichischen Gemeindebund und dem Ministerium für Familie und Jugend initiierten Audit familienfreundlichegemeinde.
Das Audit gibt den teilnehmenden Gemeinden und Städten die Möglichkeit, ihre Familienfreundlichkeit – unter Einbindung aller Generationen – unter Beweis zu stellen und vor allem weiter zu entwickeln. Das Miteinander unter den Gemeindemitgliedern, als auch die Attraktivität der Gemeinde als Wirtschaftsstandort soll mit der Teilnahme gefördert werden.
Familie in den Mittelpunkt stellen
Die Gemeinde Hernstein im Triestingtal hat bereits im Oktober 2013 ihr Zertifikat familienfreundlichegemeinde erhalten und ihre Projekte erfolgreich umgesetzt. Schon immer war der 1.510-Seelen-Gemeinde die Förderung von Familien ein großes Anliegen. Im Dezember 2008 wurde schließlich mittels Gemeinderatsbeschluss die Teilnahme am Audit beschlossen, um das schon vorhandene Angebot für Familien aufzuzeigen und in Folge noch zu steigern. Dem Hernsteiner Ortschef Leopold Nebel war die Teilnahme ein besonderes Anliegen: „Wir wollten die Familie in den Mittelpunkt stellen und all das forcieren, was wir schon haben.“ 2010 hat die Marktgemeinde ihr Grundzertifikat erhalten und ab diesem Zeitpunkt drei Jahre lang Zeit gehabt, um ihren eingereichten Maßnahmenkatalog umzusetzen.
Beteiligung der Bürger enorm
Hernstein ist dies wunderbar gelungen. Neben der Sicherung der Nahversorgung, der Einrichtung eines Kindergartenbusses für alle Ortschaften, oder der Aktion „Gemeinsames Pflegen und Verschönern der Gemeinde“, wurde in der Triestingtaler Gemeinde auch ein Jugendtreff – auf Initiative der Jugendlichen selbst – errichtet. „Sehr viele Bürger haben mitgearbeitet. Wir haben einige Workshops für das Sammeln der bestehenden Angebote und zum Eruieren der in Zukunft nötigen Maßnahmen gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass sich dabei so viele beteiligen“, ist der Bürgermeister und Projektleiter Leopold Nebel begeistert. Von 16 Maßnahmen konnten die Hernsteiner zehn vollständig umsetzen, manche laufen noch und nur zwei wurden mangels Interesse nicht realisiert, so zum Beispiel das Mutter-Kind-Turnen.
Erleichterung für die ganz Kleinen
Der Kindergartenbus für alle Ortschaften ist eine der umgesetzten Maßnahmen. „Die Region besteht aus sieben Ortschaften, der Kindergarten befindet sich in der größten. Damit die Kinder aller Ortschaften den Kindergarten gut erreichen können, gibt es einen Bus, der von der Gemeinde finanziert wird. Auch für die Volksschüler gibt es einen kostenfreien Schulbus“, erzählt Bürgermeister Leopold Nebel. Außerdem wurden in jedem Wohngebiet vorhandene Spielplätze erweitert oder bei Bedarf neue errichtet.
Besonders betont der Hernsteiner Ortschef auch die weiteren Maßnahmen für die ganz kleinen Bürger: „Wir haben eine Tagesmutter zur Kinderbetreuung und ab zweieinhalb Jahren können schon alle den Kindergarten besuchen. Eine sehr teure, aber einzigartige Maßnahme von uns ist, dass bei Krankenstand von Kindergärtnerinnen eigene Helfer – von der Gemeinde zur Verfügung gestellt und entlohnt – einspringen, damit eine Betreuung jederzeit gegeben ist.“ Außerdem gibt es als Erleichterung für frisch gebackene Eltern die Aktion „extra Müllsäcke für Säuglinge“, damit der durch die Windeln verursachte Mehrbedarf an Müllsäcken kein Problem darstellt.
Nah und Sicher in Hernstein
Um die Nahversorgung im Ort zu sichern, wurde unter anderem ein ortsansässiger Betrieb finanziell unterstützt. Acht Monatsmieten wurden von der Gemeinde übernommen, um die schwierige Zeit mittels einer Förderung zu überbrücken. „Außerdem kaufen wir (die Gemeinde) all unsere Geschenke oder Geschenkskörbe für Geburtstage, Gemeindemitglieder usw. beim Nahversorger ein“, erklärt der Hernsteiner Bürgermeister. „Wir versuchen weiters die Bevölkerung zu animieren, im eigenen Ort einzukaufen. Und wir verschenken Gutscheine zum Geburtstag an über 80 Jährige in Höhe des erreichten Alters, die nur in Geschäften und Wirtshäusern unserer Gemeinde einzulösen sind.“
Zusätzlich hat Hernstein an der vom Land Niederösterreich initiierten Aktion „Nah, sicher!“ teilgenommen, welche Nahversorger mit Förderungen, Serviceleistungen und Aktionen unterstützt. Auch Kunden konnten hier beispielsweise einen Gutschein im Wert von 500 Euro gewinnen, einzulösen beim ganz persönlichen Nahversorger.
Engagierte Jugend am Werk
Auch ein eigentlich nicht vorgesehenes Projekt wurde auf Eigeninitiative der Hernsteiner Jugend während der Umsetzungsphase gestartet: die Einrichtung eines Jugendtreffs für Zwölf- bis Siebzehnjährige. „Hier muss ich ein besonderes Lob an unsere Jugendlichen aussprechen, wie reif und engagiert sie sind und das Jugendtreff ganz alleine organisieren“, ist Leopold Nebel auf seine jungen Erwachsenen im Ort stolz. Die Gemeinde hat den Jugendlichen lediglich einen Raum zur Verfügung gestellt, um den Rest haben sie sich eigenständig gekümmert: „Sie haben den Raum alleine ausgemalt und den Boden selbst verlegt.“ Obwohl es zwar eine Sozialarbeiterin in der Gemeinde gibt, muss diese sich nicht um die Organisation des Jugendtreffs kümmern. „Sie schaut nur ab und zu nach dem Rechten“, so Bürgermeister Nebel.
Aktive Einbindung in das Gemeindeleben
Aber nicht nur um die Jüngeren kümmert sich die Gemeinde Hernstein. Das Aktivieren, dass Senioren gemeinsame Aktivitäten setzen, ist ebenso wichtige Maßnahme der Hernsteiner. Beispielsweise werden den Senioren jährlich sechs bis sieben Ausflüge angeboten, auch Leseabende, Kartenspielrunden oder eine Weihnachtsfeier werden für sie veranstaltet. „In erster Linie um alleinstehende Personen wollen wir uns mit den gebotenen Aktivitäten kümmern, damit ihnen auch im Alter etwas geboten wird. Die aktive Einbindung in das Gemeindeleben ist und wichtig“, betont Nebel. Noch dazu besitzt die Region vier Verschönerungsvereine, die ein gemeinsames Pflegen und Verschönern der Gemeinde zum Ziel haben. „Rabatte werden gepflegt oder Blumen gepflanzt. Das ist sehr viel Geld und Arbeit, die sich die Gemeinde durch die freiwillige Arbeit der Bürger erspart“, erzählt Ortschef Leopold Nebel.
Sportliche Senioren
Die älteren Bürger werden animiert, um an sämtlichen Aktivitäten der Gemeinde mitzumachen. Neben dem Seniorenverein, kümmert sich auch der Sportverein um die Einbindung der Senioren. Besonders das Stockschießen findet bei ihnen großen Anklang. Es gibt sogar zwei Stockschießvereine. Zwar nicht von Anfang an im Maßnahmenkatalog vorhanden, aber dennoch ein Projekt, auf das der Bürgermeister stolz ist, ist die geplante Erneuerung der Stockschießhalle mit fünf Bahnen. „2014, also heuer, ist die vollständige Überdachung der Halle geplant“, erzählt der Projektleiter. „Alle Maßnahmen sind nach den Interessen der Bewohner entwickelt worden, so auch die Überdachung“, betont er weiters.
Stolze Museumsbesitzer
Weitere Maßnahme der Hernsteiner für das Audit familienfreundlichegemeinde bildet das kulturelle Highlight der Triestingtaler Region, das Pecher-Museum. „Das Handwerk der Harzgewinnung ist ein anspruchsvolles. Früher haben unsere Einwohner davon gelebt. Dieses wichtige Handwerk darf nicht vergessen werden“, ist dem Projektleiter Leopold Nebel ein Anliegen. Seit 1989 gibt es daher das Pechermuseum, gegründet vom Hernsteiner Pfarrer. „Heuer wurde das Museum wiedereröfnnet, völlig neu hergerichtet und an die Standards eines modernen Museums angepasst“, freut sich der Bürgermeister. Aktivitäten rund um das Museum, so zum Beispiel die Aktion „Lange Nacht im Pechermuseum“, sollen den Nachfahren den aussterbenden Beruf der Pecherei näher bringen. Führungen und Ausstellungen der Original-Pecherwerkzeuge werden durch multimediale Elemente unterstützt, um das Handwerk hautnah nachvollziehbar zu machen. Eine besondere Aktion war auch das Winziprojekt von Volksschulen zweier Nachbarsgemeinden: „Gemeinsam haben die Kinder ein Buch über die Pecherei geschrieben und grafisch mit Zeichnungen versehen“, berichtet Leo Nebel.
Die Teilnahme am Audit familienfreundlichegemeinde hat sich für die niederösterreichische Gemeinde vollends gelohnt. Die Region Triestingtal konnte als erste LEADER-Region die Auszeichnung für sich gewinnen, worauf die Hernsteiner zu Recht stolz sein können. „Die Teilnahme am Audit ist prinzipiell für jede Gemeinde zu empfehlen“, verrät der Projektleiter von Hernstein begeistert.
Hat das Beispiel Hernstein Ihr Interesse geweckt?
Haben auch Sie Interesse als Gemeinde an der Auditierung teilzunehmen? Die Familie und Beruf Management GmbH bieten nicht nur persönliche Beratung an, sondern unterstützen Sie auch mit einem vielfältigen Service-Angebot. Der Besuch des kostenlosen Audit-Seminars in Ihrem Bundesland, ist der zweite Schritt, um Ihre Gemeinde familienfreundlich zu machen. Hier erfahren Sie anhand von vielen Good-Practice-Beispielen alles über Vorteile und Ziele, sowie Ablauf und Nutzen des Audit familienfreundlichegemeinde. Auch die Förderungsmöglichkeiten in Ihrem Bundesland kommen dabei nicht zu kurz. Alle Arbeitsunterlagen werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Ein ausgebildeter Prozessbegleiter steht Ihnen ebenfalls im Rahmen von 24 Stunden kostenlos mit Rat und Tat zur Seite. 50 Prozent der Nettokosten für den Gutachter, der den Prozess am Ende beurteilt, werden refundiert.
Für nähere Informationen, wenden Sie sich bitte an die Familie & Beruf Management GmbH (audit(at)familieundberuf.at).
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- am 6. März 2014 in St.Pölten
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