27.1.2015 – Dass in Wiener Neustadt, Schwechat und Klosterneuburg historische Mehrheiten gefallen sind und nun nach Koalitionsmöglichkeiten gesucht wird, ist keine Neuigkeit mehr. Aber auch in der Waldviertler Bezirkshauptstadt Gmünd muss sich der bisher jüngste Bürgermeister Niederösterreichs, der 29-jährige Andreas Beer, Mehrheiten suchen, will er weiterhin die Gemeinde leiten. Die SPÖ hat ihre absolute Mehrheit erstmals seit 15 Jahren verloren. Die Partei rund um Andreas Beer kam auf 14 Mandate, die ÖVP legte um eins zu und steht nun bei 13, die FPÖ und die Liste „Aktiv für Gmünd“ rund um den ehemaligen SPÖ-Finanzstradtrat Herbert Hauer erhalten jeweils ein Mandat.
Interner Vorzugsstimmenwahlkampf in der Stadt Haag
Ob Andreas Beer weiterhin den Bürgermeister der über 5.400 Einwohner zählenden Kommune stellen wird, entscheidet die Partnersuche. Eines steht jedoch jetzt schon fest: Als jüngster Bürgermeister wird Beer künftig nicht mehr gelten. Das wird der 27-jährige Lukas Michlmayr aus der Stadt Haag im Bezirk Amstetten.
Das wurde möglich, weil die ÖVP in Haag einen Vorzugsstimmenwahlkampf führte. Dank einer internen Abmachung ritterten der amtierende Bürgermeister Rudolf Mitter und der junge Stadtrat Lukas Michlmayr um die Vorzugsstimmen und damit das Bürgermeisteramt. Am Ende konnte die ÖVP die Absolute halten und Michlmayr 679 Vorzusstimmen ergattern. Weniger als die Hälfte, um genau zu sein 314 Vorzugsstimmen, erhielt der amtierende Ortschef, der ohne Verbitterung den Sieg seines Parteikollegen anerkannte.
3.762 Facebook-Freunde und 350 Hausbesuche
Sehr professionell ging Lukas Michlmayr seinen Wahlkampf bereits 2013 bei der Landtagswahl an. Sein engster Mitstreiter Markus Burgstaller und er besuchten eigens lokale Dependancen des Obama-Wahlkampfs in den USA um von den ganz Großen zu lernen. Neben dem persönlichen Kontakt – er absolvierte 350 Hausbesuche – setzt der Student der Wirtschaftspädagogik und Erwachsenenbildung auch auf Facebook. Mit seinen 3.762 Facebook-Freunden hat er mehr als beispielsweise Landeshauptmann Erwin Pröll (2.091 Facebook-Follower) oder Stefan Schmuckenschlager, der Bürgermeister der 26.000-Einwohner-Stadt Klosterneuburg (2.891 Facebook-Freunde).
Die Möglichkeiten, die ihm das World Wide Web erschließt, will er auch in Zukunft nutzen: „Ich werde bereits heute wegen Praktika kontaktiert und werde auch in Zukunft den Kontakt zu den Wählern über Facebook eng halten.“ Sein Studium – „Ich habe noch 50 Seiten bei der Diplomarbeit zu schreiben“ – möchte er noch abschließen, anschließend hat er aber vor, hauptberuflich Bürgermeister der 5.400-Einwohner-Stadt zu sein.