14.3.2017 – Ärzte sollen zumindest fünf Jahre in Österreich arbeiten müssen, eine bessere Bezahlung und Ausbildung – der GVV Burgenland (SPÖ) fordert ein ganzes Maßnahmenpaket um den Ärztemangel am Land endlich in den Griff zu bekommen.
Die Zahl der Kassenärzte in Österreich sank von 1.668 im Jahr 2000 auf 1.577 im März 2017. Außerdem werden bis 2025 rund 60 Prozent der Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag in Pension gehen. Schon heute braucht es oft mehrere Monate, um eine freie Arztstelle neu zu besetzen. In manchen Fällen findet sich kein Bewerber. Ein Problem, dem sich nun der Landesvorstand des GVV-Burgenland in einer Resolution gewidmet hat.
„Wir wollen aufrütteln und dieses Thema verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung bringen. Oft werden die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister politisch verantwortlich gemacht, obwohl die Ursachen des Ärztemangels in anderen Bereichen liegen. Das Problem des Ärztemangels vor allem im ländlichen Raum beginnt schon viel früher, nämlich bei der Ausbildung“, so GVV-Burgenland-Präsident Erich Trummer bei einer Pressekonferenz, bei der er auch einen Maßnahmenplan gegen den Ärztemangel vorstellte.
Längere Wartezeiten, höhere Kosten
Umso weniger Ärzte, umso öfter gehen die Menschen, um langen Wartezeiten auf Facharzt-Termine zu entkommen, zum Wahlarzt. Dabei müssen die Patienten aber einen Teil der Behandlungskosten selbst tragen. Ein Umstand, der nicht weiter gefördert werden soll, wenn es nach Trummer geht: „Es kann doch nicht unser Ziel sein, eine Zweiklassenmedizin in doppelter Hinsicht zu bekommen. Zum einen die gute Versorgung für Menschen, die in Städten leben und über das nötige Geld für Wahlärzte verfügen und zum anderen der ländliche Raum, wo es nicht einmal mehr Wahlärzte gibt, sondern oft gar keinen Arzt mehr. Eine gute Gesundheitsversorgung muss unabhängig vom Einkommen und dem Wohnsitz gewährleistet sein.“
Einer der Gründe für den Ärztemangel liegt laut Gesundheitsökonom Dr. Ernest Pichlbauer auch in der mangelnden Ausbildung der Allgemeinmediziner in den Spitälern begraben, weswegen sich viele Absolventen daher gar nicht zutrauen, auf sich allein gestellt eine Praxis auf dem Land zu führen.
Trummer: „Jungmediziner zu fünf Jahren Arbeit in Österreich verpflichten“
Trummer fordert: „Hier muss man den Hebel ansetzen und schon in der Ausbildung Wege finden, um den praktischen Arzt wieder attraktiv zu machen. Das kann über mehr Eigenständigkeit, bessere Bezahlung, besser Ausbildungsmöglichkeiten, aber auch durch das Ermöglichen von Gruppenpraxen geschehen, die es ja auch in vielen anderen europäischen Ländern als Reaktion auf den Ärztemangel auf dem Land erfolgreich gibt. Es müssen wirksame Strategien entwickelt werden, um Jungärzte, deren Ausbildung Österreich finanziert hat, zu verpflichten, zumindest fünf Jahre in Österreich zu arbeiten.“
Die wichtigsten Forderungen der Gemeindevertreter zusammgefasst:
- Es müssen mehr Ärzte ausgebildet werden und diese in Österreich gehalten werden.
- Die Ausbildung der Allgemeinmediziner muss im Vergleich zur Facharztausbildung überdacht/attraktiver gestaltet werden.
- Mehr freier Wettbewerb und keine starren Gebietsschutzstrukturen für niedergelassene Ärzte und Hausapotheken.
- Ausbildung: Teil der Facharztausbildung soll auch bei einem praktischen Arzt erfolgen können
- Österreich finanziert die Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte auf hohem Niveau. Daher müssten Jungärzte/innen verpflichtet werden, zumindest fünf Jahre in Österreich zu praktizieren oder ihre Ausbildungskosten zurück zu zahlen.
- Die Ausbildung für Fachärzte soll dahingehend verbessert werden, dass vor allem die schlechten Anfangsbedingungen (Turnus etc.), mit wenigen Kompetenzen für junge Ärzte/innen reduziert werden, so wie dies in anderen Ländern wie der Deutschland oder der Schweiz umgesetzt wurde.
Rasche Lösungen gefordert
Trummer plädiert an den Bund, rasch zu zufriedenstellenden Lösungen zu kommen: „Wichtig ist uns als Gemeindevertreter, die Bürgermeister und die Bevölkerung in den kleinen Gemeinden mit diesem Problem nicht alleine zu lassen. Wir müssen die starren Strukturen aufbrechen. Ärztekammer, Sozialversicherungen und die zuständigen Ministerien müssen an einen Tisch und ohne Tabus diskutieren und rasch Lösungen finden.“