5.3.2015 – Österreichs jüngster Bürgermeister ist noch jünger als der unserer deutschen Nachbarn. Mit 24 Jahren übernimmt Markus Baier in der niederösterreichischen Gemeinde Zellerndorf künftig die Amtsgeschäfte. Damit ist er nochmal um drei Jahre jünger als der bisherige jüngste Bürgermeister Lukas Michlmayr (Haag). Wissen bringt Baier reichlich mit, denn bisher ist er in der Gemeinde für das Melde- und das Bauamt zuständig.
Alle ÖVP-Bünde einstimmig für ihn
Von vornherein geplant war das allerdings nicht. Eigentlich hätte der jetzige ÖVP-Bürgermeister Karl Schwayer das Amt weiter ausführen sollen. Bei den Gemeinderatswahlen am 25. Jänner 2015 verlor die ÖVP aber ein Mandat und damit die absolute Mehrheit. Schwayer übernahm die Verantwortung für das Wahlergebnis und trat zurück. Wie es in der ÖVP üblich ist, tagten die Bünde und sprachen sich einstimmig für Markus Baier als Bürgermeisterkandidat aus. „Das war sogar für mich überraschend“, gibt der derzeitige Obmann der Jungen ÖVP im Kommunalnet-Interview zu.
Bis zur konstituierenden Gemeinderatssitzung am 4. März 2015 war die Stimmung im Gemeinderat allerdings angespannt, denn niemand wusste, ob Baier wirklich eine Mehrheit erhalten würde. Die ÖVP hat nämlich nur mehr zehn statt vorher elf Mandate und brauchte deshalb einen Koalitionspartner.
Karin Widhalm von der NÖN-Redaktion war bei der spannenden Gemeinderatssitzung dabei und berichtete: „So ruhig ist's nicht einmal in der Kirche“. Ein Zuhörer spürte die knisternde Spannung im Saal, als die frisch angelobten Gemeinderäte zur Bürgermeister-Wahl antraten. Bis zuletzt hielt sich die ÖVP, die mit zehn Mandaten immer noch die stärkste Kraft im Gemeinderat ist, bedeckt, mit wem sie eine Mehrheit bilden möchte. Doch nach der Wahl am Mittwochabend war klar: Rudolf Schneider, der einzige Gemeinderat der FPÖ und zudem Altersvorsitzender, unterstützt die ÖVP. Diese schlug Markus Baier als Bürgermeister-Kandidat vor.
Baier wurde also schlussendlich mit elf zu zehn Stimmen zum Bürgermeister der 2.500-Einwohner-Gemeinde gekürt. Bei der Frage der nach der Anzahl der geschäftsführenden Gemeinderäte spalteten sich dann aber wieder die Meinungen bis die SPÖ mit der Bürgerliste „Wir für Zellerndorf“ gemeinsam aus dem Gemeinderat auszog, um mehr Bedenkzeit zu haben.
Vom Praktikanten beim Finanzamt zum Bürgermeister
Baier, der am 20. Mai 1990 in Hollabrunn das Licht der Welt erblickte, hat bis 2008 in Wien zuerst als Praktikant im Finanzamt, später als Praktikant bei der Raiffeisenbank gearbeitet, bis ihn der berufliche Weg wieder in seine Heimatgemeinde geführt hat. Derzeit pausiert er sein Studium der Rechtswissenschaften.
Bürgernähe beibehalten
Im Gemeindeamt wird er seine Stunden reduzieren, ein neuer Mitarbeiter muss nicht angestellt werden. „Einige meiner Agenden wird eine Kollegin übernehmen, die derzeit 25 Stunden in der Woche arbeitet. Was genau ich abgeben werde, weiß ich jetzt noch nicht. Das ist ja alles noch recht frisch“, so Baier.
Seinen Schreibtisch im Bürgerservice des Gemeindeamtes möchte Baier auch als frisch gekürter Bürgermeister nicht räumen. „Mir ist die Nähe zum Bürger sehr wichtig. Ich möchte für meine Bürger leicht ansprechbar sein“, sagt Baier. Das jetzige Bürgermeisterbüro möchte er künftig als Besprechungszimmer nutzen.