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GenderATlas: Interaktiver Vergleich der österreichischen Geschlechterrollen

2.10.2015 – Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viele Gemeinden in Österreich von Frauen geführt werden? Diese und viele weitere geschlechterspezifische Daten bereitet die Website genderATlas auf und stellt sie öffentlich zur Verfügung.

Die Technische Universität Wien hat in Kooperation mit der Universität Wien und der ÖIR Projekthaus GmbH einen österreichischen Online-Atlas ins Leben gerufen, der geschlechterspezifische Themen wie Bildung, Mobilität und Einkommen aufgreift. Im Rahmen dieses Projekts werden geschlechterrelevante Daten und Informationen aufbereitet und anhand einer interaktiven digitalen Landkarte visuell darstellt.

Eine dieser Landkarten – auch Prototypen bezeichnet – zeigt die Anzahl der Ortschefinnen österreichweit auf. Jede Gemeinde, die unter weiblicher Führung ist, wird auf der interaktiven Landkarte farblich hervorgehoben. Aktuell (ohne die OÖ-GR-Wahlen einzuberechnen) haben in 141 österreichischen Gemeinden Frauen das Amt des Gemeindeoberhaupts inne. Die Zahl der Ortschefinnen ist somit zwar in den letzten 70 Jahren gestiegen, allerdings entspricht dieses Ergebnis nur 6,7 Prozent aller österreichischer Gemeinden. Kommunalpolitik liegt demnach weiterhin in Männerhand. Gestartet wurde die Website im Oktober 2013, wobei man damals eine Projektlaufzeit von ungefähr zwei Jahren prognostiziert hat.

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(Bild: ZVG)
Die Projektmitglieder von genderATlas arbeiten momentan auf Hochtouren an der Fertigstellung eines neuen Prototypen. Geplant ist eine digitale Wien-Landkarte.

Erste gegenderte Österreich-Landkarte

Möchte man sich über genderrelevante Daten und Zahlen erkundigen, so bietet der Online-Atlas einen genauen Überblick über verschiedenste Themen. Man steigt dazu lediglich ins Internet ein und ruft die Website www.genderatlas.at/prototyp auf. Hier findet man schließlich diverse Landkarten mit den entsprechenden Informationen. Derzeit werden sechs verschiedene Prototypen bereitgestellt. Beispielsweise kann man nachsehen, ob und in welchem Ausmaß und wie weit Frauen im Vergleich zu Männern zum Arbeitsplatz pendeln. Die Landkarte zeigt deutlich, dass die Pendler/innenrate regional sehr unterschiedlich ausfällt. „Die Website stellt solche geschlechterspezifischen Daten öffentlich zur Verfügung“, so Monika Riegler, Projektmitarbeiterin vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. „Zugreifen kann jeder, der solche Daten brauchen kann oder einfach interessiert ist, zum Beispiel Gemeinden und Bürgermeister/innen.“ 

Der österreichische Online-Atlas ist als Analyse- und Arbeitsinstrument aufgebaut und bezweckt die vereinfachte Darstellung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen in ihren Lebenswelten. „In Deutschland und der Schweiz gibt es ähnliche Projekte bereits länger, nur Österreich hatte Nachholbedarf“, erzählt Riegler. „Mit dem Projekt hat die Projektleitung der TU eine inhaltliche Lücke in Österreich geschlossen.“

Ein Kooperations-Projekt auf Zeit

Bei den aktuellen Protoypen wollen es die Projektmitarbeiter allerdings nicht belassen. „In den nächsten Wochen folgen neue Prototypen“, schildert Riegler. „Wir arbeiten gerade auf Hochdruck an der Fertigstellung für eine Wien-Karte.“ Diese Landkarte soll die weiblichen und männlichen Straßennamen der Hauptstadt auflisten und räumlich darstellen. „Man wird bis zu den kleinsten Gassen hinzoomen und sich die verschiedenen Straßen anschauen können. Dazu entwickeln wir gerade eine Verbindung von Karte und Diagrammen“, so die Universitäts-Mitarbeiterin.

Finanziert wird das Gendering-Projekt im Rahmen des FEMtech Förderprogramms des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Allerdings nur noch bis zum offiziellen Projektabschluss Ende Oktober. „Es wird am 22. Oktober eine Abschlusskonferenz mit Expertendiskussionen veranstaltet, danach ist das Projekt aus.“ Im Rahmen dieser Abschlussveranstaltung werden wissenschaftliche Fachvorträge zum Thema gendersensible Statistik und internationale Umsetzungen von Genderatlanten diskutiert und das „Produkt“ genderATlas präsentiert.

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(Bild: ZVG)
Von der Projektleitung der TU wurde eine zielgruppenorientierte Workshopreihe veranstaltet, sodass der Online-Atlas auch nach Projektabschluss weitergeführt und aktualisiert werden kann.

Durchführung zielgruppenorientierter Workshops

„Wir sind derzeit am überlegen, wie man das Projekt weiterführen und weiterfinanzieren kann“, sagt Riegler. Einer Vereinsgründung steht man nicht abgeneigt gegenüber, aber auch die Involvierung kleinerer Organisationen steht zur Debatte. „Im Idealfall finden wir einen Träger, der die Finanzierung übernimmt“, erzählt die Projektmitarbeiterin. Für die Weiterführung von genderATlas hat man bereits in der Entwicklungsphase die aktive Einbeziehung der potentiellen Nutzer vorgesehen. Dafür wird eine zielgruppenorientierte Workshopreihe abgehalten, um gemeinsam eine entsprechende technische und organisatorische Umsetzungsstruktur zu erarbeiten, sodass der Online-Atlas auch nach Projektabschluss weiterbestehen kann und zudem aktualisiert und erweitert werden kann.

An dem Gendering-Projekt kann sich übrigens jeder beteiligen, der über genderrelevanten Daten verfügt und bereit dazu ist, diese aufzubereiten und zu veröffentlichen. „Alle Interessierten können mitmachen“, sagt Monika Riegler. Sie ergänzt: „Derzeit wirken am Projekt beispielsweise der Österreichische Gemeindebund, die Österreichische Wirtschaftskammer und verschiedene Fraueneinrichtungen mit.“

Aktuell werden 141 Gemeinden von Frauen geführt. Dies entspricht lediglichlich 6,7 Prozent aller österreichischen Gemeinden. Die Zahl der Bürgermeisterinnen ist zwar gestiegen, Kommunalpolitik liegt allerdings nach wie vor in Männerhand. (Screenshot: www.genderatlas.at)