1.10.2015 – In Eferding entwickelt sich nichts so, wie es auch nur irgendjemand erwartet hätte. Es beginnt damit, dass der amtierende Bürgermeister Johann Stadelmayer (SPÖ) mit 43,31 Prozent im ersten Wahlgang der oberösterreichischen Gemeinderatswahlen am 27. September 2015 keine absolute Mehrheit erreicht hat. Das ist überraschend. Sein Herausforderer, der 22jährige Severin Mair (ÖVP) erreichte beachtliche 35,8 Prozent. Die beiden Herren müssten nun als die zwei stimmenstärksten Kandidaten in die Stichwahl, die am 11. Oktober in allen Gemeinden stattfinden muss, in denen keine Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat.
Eferding ist anders
Nach der Wahl ließ Stadelmayer verlauten: Er habe sein Wahlziel – nämlich 50 Prozent plus eine Stimme – nicht erreicht und sehe daher auch keinen Grund, bei der Stichwahl anzutreten. Er verzichtet damit auf das Bürgermeisteramt. Somit wäre der junge Severin Mair kampflos Bürgermeister der 3.500-Einwohner-Gemeinde. Österreich wäre aber nicht Österreich, wenn es dafür nicht auch eine gesetzliche und bürokratische Lösung gäbe. Severin Mair muss nämlich trotzdem in die Stichwahl. Bloß hat er dort nur mehr sich selbst als Gegner. Die Wähler/innen können am 11. Oktober nur mit „Ja“ oder „Nein“ stimmen. Erreicht Mair die erforderlichen 50 Prozent nicht, dann wählt der Gemeinderat den Bürgermeister.
„Mit diesem Wahlausgang habe ich nicht gerechnet“, sagt der Student Mair, der sich zudem noch über eine ÖVP-Mehrheit im Gemeinderat freuen darf. Die aktuelle Situation findet er dennoch seltsam. In Oberösterreich gab es noch nie eine Stichwahl mit nur einem Kandidaten. „Dass nur ich zur Stichwahl antrete, ist schon eine komische Situation für mich“, so Mair. „Dass Herr Stadelmayer auf die Wahl verzichtet, hat mich sehr überrascht.“
Der künftige Bürgermeister wohnt noch daheim
Für Politik interessiert sich der junge Mann seit seiner Jugend schon, er war auch Gründer und erster Obmann der örtlichen JVP. „Mir war es wichtig auch eine junge Meinung in Eferding einzubringen“, erklärt Mair. Sein Engagement machte sich bezahlt. Im September letzten Jahres wurde Mair von seiner Partei gefragt, ob er sich zutraue, als Bürgermeisterkandidat anzutreten. „Ich habe mich nicht sofort entschieden“, schildert Mair, „erst nach vielen Gesprächen und Bedenkzeit.“ Den Grund für das gute Wahlergebnis sieht Mair im direkten Kontakt zu seinen Gemeindemitgliedern. „Ich habe mehr als 2.000 Haushalte persönlich aufgesucht.“
Der Vater trat gegen den Sohn an
Mair, der an der Universität Linz Jus studiert, wohnt noch bei seinen Eltern, die maßgeblich an seinem politischen Interesse beteiligt sind. Sein Vater Karl Mair-Kastner trat bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 2015 als Spitzenkandidat der Grünen an. Auch diese hat ihr Wahlziel erreicht, dennoch gab es Diskussionen im Hause Mair. „Wir vertreten verschiedene Meinungen, aber das Verhältnis zu meinem Vater ist sehr gut“, versichert Mairjunior. „Wir gehen immer respektvoll miteinander um. Ich habe mich intensiv mit den verschiedenen Parteien auseinandergesetzt und tendierte eher zur ÖVP.“
Das aktuelle Wahlergebnis und die nachfolgenden Entwicklungen hätten auch seinen Vater überrascht. „Er freut sich mit mir“, meint der Bürgermeisterkandidat. „Aber ich bin nicht von meinem Vater abhängig. Ich bin eine eigenständige Person.“
Zukunftspläne für Eferding
In der Reihe von jungen Politikern steht Severin Mair in seiner Partei nicht alleine da. Sein politisches Vorbild Sebastian Kurz zählt ebenfalls zu den ÖVP-Durchstartern unter dreißig. Wenn Mair aus der Stichwahl als Bürgermeister hervorgehen sollte, wartet eine immense Doppelbelastung auf ihn. Bürgermeister und Studium. „Hinter mir steht ein gutes Team“, erklärt Mair. „Ich kann mich auf die Unterstützung meiner Partei verlassen.“ Denn Mair möchte unbedingt sein Studium fertig machen. „Die Materie ist sehr ähnlich. Politik und Jus lassen sich gut verbinden.“
Zwei Punkte sind Mair besonders wichtig, sollte er Bürgermeister werden: „Innenstadtbelebung und Gemeindezusammenlegung sind zentrale Themen meiner Ziele für die Gemeinde.“ Konkret ist damit gemeint, dass der Ortskern von Eferding wiederbelebt und gegen die Leerstände der Stadt angekämpft werden muss. Noch während des Wahlkampfs verkündete Mair außerdem, dass er plane, Eferding mit den Nachbargemeinden Fraham, Hinzenbach und Pupping zusammenlegen zu wollen. „Wir sind jetzt schon alle gesellschaftlich sehr eng verbunden.“