Mit Hubert Waibel ist ein großer Vorarlberger von uns gegangen. Der ehemalige Bürgermeister von Wolfurt und ehemalige Präsident des Vorarlberger Gemeindeverbandes Hubert Waibel ist in der Nacht von Sonntag, dem 15. Juni auf Montag, den 16. Juni 2014 an den Folgen eines schweren Herzinfarkts verstorben.
Ein Viertel Jahrhundert Bürgermeister
Hubert Waibel wurde am 6. November 1922 in Wolfurt geboren. Waibel, der als Klassenbester die Pflichtschule abgeschlossen hatte, war eine derartige Karriere keineswegs in die Wiege gelegt worden. Nach dem Abschluss der Wirtschaftsschule Lustenau, die er ebenfalls mit Vorzug absolviert hatte, konnte er kein Studium beginnen, da er zum Unterhalt der achtköpfigen Familie – er hatte fünf Geschwister – beitragen musste. Nachdem er 1941 zur Wehrmacht einberufen wurde, folgte 1942 der Kriegseinsatz in Russland und Italien. Nach der drei Monate andauernden amerikanischen Kriegsgefangenschaft, kehrte er im August 1945 schließlich nach Wolfurt zurück. Dort arbeitete er bis 1958 als Abteilungsleiter in einem Stickerei-Exportunternehmen und von 1959 bis 1960 als kaufmännischer Leiter einer Brauerei.
Großes Vertrauen zu Beginn der politischen Karriere
Im Mai 1960 begann schließlich seine politische Karriere aufsehenerregend, denn der bis dahin parteilose und keinen einzigen Tag der Gemeindevertretung angehörende und keineswegs begüterte kaufmännische Angestellte Hubert Waibel wurde einstimmig zum Bürgermeister gewählt. 25 Jahre lang sollte er schließlich diese Funktion bekleiden und den Aufstieg von der 2.500-Einwohner-Gemeinde zu einer der größten Kommunen in Vorarlberg begleiten. Mit Nachdruck und Geschick betrieb er eine Industrieansiedelungspolitik, die den wirtschaftlichen Aufschwung von Wolfurt einleitete und beflügelte.
Ab 1964 wurde er zudem in den Vorarlberger Landtag gewählt, und bekleidete als bis dahin erster Nicht-Jurist die bedeutsame Position des Obmanns des Rechtsausschusses. In dieser Zeit wurden bedeutsame Gesetzesmaterien, wie beispielsweise die Vorarlberger Landesverfassung behandelt und als Verfassungsgesetz vom Landtag beschlossen. 1974 begann schließlich auch seine Karriere im Vorarlberger Gemeindeverband: Er teilte sich die Präsidentschaft mit seinem Kollegen aus Dornbirn, womit er von 1970 bis 1974 Vizepräsident, anschließend bis 1978 Präsident, von 1978 bis 1983 wiederum Vizepräsident und anschließend bis 1985 wieder Präsident des Vorarlberger Gemeindeverbandes war.
Engagement über die aktive Politik hinaus
Obwohl er 1985 alle seine politischen Ämter zurücklegte, blieb der Vater von fünf Töchtern für die Zivilgesellschaft aktiv. Er engagierte sich als Ehrenpräsident des Vorarlberger Gemeindeverbandes und als Ehrenmitglied des Österreichischen Gemeindebundes auch weiterhin für die Anliegen der Gemeinden, wirkte als Vorsitzender des Vorarlberger Seniorenbeirats und als Präsident der Landesgruppe Vorarlberg der Österreichisch/Sowjetischen Gesellschaft. In zahlreichen örtlichen und regionalen Vereinigungen hat Waibel führende Aufgaben übernommen, sei es im Kameradschaftsbund, in der Ortsfeuerwehr oder in der Schützengilde Wolfurt. Für seine zahlreichen Verdienste wurde er 2010 mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.