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Einwohnerstatistik: Asylquartiere bringen vielen Gemeinden starke Einwohnerzuwächse

20.2.2015 – Spital am Semmering konnte sich 2014 um 171 Einwohner oder fast elf Prozent vergrößern. Der Grund liegt nicht im Ansturm Skifreudiger oder der Liebhaber der schönen Gegend, sondern ganz einfach am vieldiskutierten Asylheim, das im Gemeindegebiet liegt. Rund 300 Flüchtlinge fanden im vergangenen Jahr dort Zuflucht.

Dass bei der Einwohnerstatistik, die mit Stichtag 1.1.2015 gemacht wurde, sowieso alles anders ist, liegt aber nicht nur an der starken Zuwanderung aus dem Ausland und der Flüchtlingswelle, sondern auch an der Gemeindestrukturreform, die Vergleiche mit den Ergebnissen aus den Vorjahren erschwert.

Wien zieht weiterhin die meisten Personen an

Insgesamt ist Österreich stärker gewachsen als noch 2013. Lag der Zuwachs 2013 noch bei rund 56.000 Personen, waren 2014 bereits 72.000 mehr (+0,8%) Personen mit Hauptwohnsitz in Österreich gemeldet. Mehr als die Hälfte des absoluten Bevölkerungszuwachses entfiel auf Ostösterreich, wobei Wien den Löwenanteil – nämlich insgesamt 38,9 Prozent des gesamten Wachstums – auf sich vereinte.

Auch alle anderen Bundesländer wiesen im Jahr 2014 eine positive Bevölkerungsentwicklung auf. Tirol und Vorarlberg verzeichneten mit je +0,9 Prozent leicht überdurchschnittliche Einwohnerzuwächse. In Oberösterreich lag das Wachstum mit +0,8 Prozent genau im Bundesdurchschnitt, während der Anstieg in Niederösterreich und Salzburg (je +0,7%) sowie in der Steiermark (+0,5%) etwas niedriger ausfiel. Die geringsten Bevölkerungszuwächse gab es im Burgenland und in Kärnten (je +0,3%).

Bevoelkerungsstatistik_2005-2015

Bild: © Ints Vikmanis – Fotolia.com
Die Spitzenreiter der Langzeit-Statistik Tweng und Kittsee sind aus dem Vorjahren bekannt. In der zweiten Reihe gab es einige Wechsel. (Quelle: Statistik Austria)

Amlach: Klein und sehr beliebt

Auf regionaler Ebene konzentrierte sich die Bevölkerungszunahme sowohl auf die Ballungszentren als auch auf Regionen entlang der Hauptverkehrsachsen. Dass es dabei nicht auf die Gemeindegröße ankommt, zeigt die Statistik, denn die Gemeinde mit dem verhältnismäßig größten Wachstum ist das 469 Einwohner starke Amlach mit einem Bevölkerungswachstum von 13,56 Prozent. Dort wanderten 56 Personen zu. Anders als in Spital am Semmering, das auf Platz drei des Rankings der Zuwanderungsgemeinden ist, ist hier die Schaffung von Wohnraum für den sprunghaften Bevölkerungsanstieg verantwortlich. „Wir haben ein neues Wohngebiet erschlossen und einige Reihenhäuser konnten neue Mieter finden. Insgesamt haben wir fast 80 Leute mehr und inzwischen fast 500 Einwohner. Unsere Bevölkerungszahl hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt“, erklärt Gemeindesekretär Thomas Totschnig stolz. Die Nähe zu Lienz hat zur Attraktivität der Gemeinde das ihre dazu getan.

TOP-Zuwanderungsgemeinden 2014:

Gemeinde/Bundesland Einwohner 1.1.2015 Veränderung von 2014 auf 2015 absolut Veränderung von 2014 auf 2015 relativ
1. Amlach/T 469 EW +56 +13,56%
2. Andlersdorf/NÖ 147 EW +17 +13,08%
3. Spital am Semmering/ST 1.748 EW +171 +10,84%
4. Untersiebenbrunn/NÖ 1.617 EW +110 +7,30%
5. Matrei am Brenner/T 935 EW +63 +7,22%
6.Semmering/NÖ 592 EW +35 +6,28%
7.Königsstetten/NÖ 2.198 EW +129 +6,23%
8.Achau/NÖ 1.366 EW +71 +5,48%
9.Walpersbach/NÖ 1.116 EW +57 +5,38%
10.Kittsee/B 2.855 EW +145 +5,35%

Bevoelkerungsstatistik_2005-2015_Zuwanderung

Der Blick um zehn Jahre zurück zeigt, dass es bei Zu- oder Abwanderung nicht auf die Gemeindegröße ankommt. So findet sich beispielsweise die 3.329-Einwohner-Stadt Eisenerz vor der kleinsten Gemeinde Österreichs, dem Tiroler Gramais mit nur 46 Einwohnern. (Quelle: Statistik Austria)

Namlos: Jugend wandert ab, bleibt aber mit der Heimat verbunden

Die 77 Einwohner große Tiroler Gemeinde Namlos belegt heuer leider den ersten Rang bei den Abwanderungsgemeinden. Um ganze 9,41 Prozent oder acht Personen hat sich dort die Bevölkerung verkleinert. Bei Bürgermeister Walter Zobl nachgefragt, stellt sich heraus, dass es nur einen Grund für die stete Abwanderung gibt: „Die Jugend pendelt zu ihren Arbeitsplätzen nach Reutte und bleibt irgendwann ganz dort. Sie lernen dort ihre künftigen Ehepartner kennen und bauen dann ihre Häuser gleich dort, wo sie auch arbeiten. Sie bleiben der Heimat aber verbunden. Bei unserer Musikkapelle beispielsweise spielen auch viele von denen mit, die nun schon wo anders wohnen.“ Mit kleinen Aktionen, wie der Förderung des Schulbusses, versucht die Gemeinde trotzdem Akzente zu setzen, um die Abwanderung so klein wie möglich zu halten. Nachdenklich mache ihn die Entwicklung trotzdem immer wieder, erzählt er im Interview: „Als ich als Bürgermeister anfing, hatten wir noch 123 Einwohner. Aber ich möchte das auch nicht zu schwarz sehen, denn wenn man in unsere Gemeindechronik blickt, dann gab es immer ein Auf und Ab.“

Stärkste Abwanderungsgemeinden:

Gemeinde/Bundesland Einwohner 1.1.2015 Veränderung von 2014 auf 2015 absolut Veränderung von 2014 auf 2015 relativ
1. Namlos/T 77 EW -8 EW -9,41%
2. Tschanigraben/B 59 EW -4 EW -6,35%
3. Damüls/V 310 EW -20 EW -6,06%
4. Ramsau/NÖ 811 EW -43 EW -5,04%
5. Eisenerz/ST 4.329 EW -191 EW -4,23%
6. Payerbach/NÖ 2.043 EW -90 EW -4,22%
7. Hundsheim/NÖ 574 EW -25 EW -4,17%
8. Hintersee/S 435 EW -18 EW -3,97%
9. Jerzens/T 992 EW -41 EW -3,97%
10. Neustift bei Güssing/B 489 EW -20 EW -3,93%

Bevoelkerungsstatistik_2005-2015_Abwanderung

Niederösterreichs Speckgürtelgemeinden rücken bei den Zuwanderungen weit nach vorne. (Quelle: Statistik Austria)

Tweng im Zehnjahresrückblick immer noch Top-Abwanderungsgemeinde

Den stärksten Langzeit-Bevölkerungsverlust gibt es auch 2014 wieder in Tweng mit einem Rückgang von 30,98 Prozent oder minus 127 Einwohnern. Damit hat sich die Gemeinde von 2005 noch mit 410 Einwohnern auf 283 im Jahr 2015 verkleinert. Auf Platz zwei folgt Eisenerz mit einem Rückgang von 25,82 Prozent oder über 1.500 Einwohnern. Dahinter liegt Gramais, wo sich in den letzten zehn Jahren 16 Einwohner verabschiedeten (=-25,81%). Die zehn Gemeinden mit dem größten langjährigen Einwohnerverlust finden Sie in nebenstehender Tabelle.

Auch die Gemeinde mit dem langfristig größten Bevölkerungswachstum ist keine unbekannte mehr: Es ist auch heuer Kittsee mit einem Plus von unglaublichen 54,16 Prozent. Die dahinter liegenden Plätze werden von neuen Gemeinden belegt: Der Wiener Umlandgemeinde Trumau (+36,01%, +947 EW) und der Tullner Nachbarkommune Muckendorf-Wipfing (+35,89%, +374 EW). Die zehn Gemeinden mit dem größten langjährigen Einwohnergewinn finden Sie in nebenstehender Tabelle.

Die neue Gemeindelandkarte wurde bereits von der Statistik Austria berücksichtigt, womit ein Vergleich zwischen den Ergebnissen aus den Vorjahren und heuer schwer wird, was die Anzahl der Zu- und Abwanderungsgemeinden angeht.

Wie liegt Ihre Gemeinde?

In der Liste, die Sie in der rechten Box zum Download finden, können Sie sowohl den Zehnjahresvergleich, als auch die Statistik für 2013 für Ihre Gemeinde finden.

Die Zahl der Abwanderungsgemeinden hat sich 2013 stark vergrößert (2013: 810; 2014: 1.103). (Quelle: Statistik Austria) Bild:© blvdone – fotolia.com