24.1.2017 – Digitale Kompetenzen werden immer wichtiger. Diese sollen die Kinder nicht mehr nur sich selbst beibringen oder durch die Eltern erwerben, sondern auch in den Schulen lernen. Gemeinden betrifft das Vorhaben der Breitbandoffensive für die Schulen sowie die Ausstattung mit Laptops und Tablets, wie sie kürzlich auch Kanzler Kern im Plan „A“ gefordert hat.
„Digitale Technologien und Kommunikationskanäle ändern sich rasant und sind nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Die Schule muss unsere Kinder mit dem nötigen Werkzeug ausrüsten, um mit diesen Entwicklungen ein Leben lang Schritt halten zu können. Dazu gehört technisches Know-how genauso wie die Fähigkeit, digitale Inhalte kritisch hinterfragen und richtig einordnen zu können.“ Mit diesen Worten präsentierte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid die Digitalisierungsstrategie „Schule 4.0 – Jetzt wird’s digital“ in der Wiener eEducation-Expert-Schule NMS Koppstraße/II.
Die Strategie basiert auf vier ineinander greifende Säulen.
Säule 1: Digitale Grundbildung ab der Volksschule
Bereits in der Volksschule wird spielerisch der Umgang mit Technik vermittelt und Medienbildung unterrichtet. Digitale Grundbildung wird in den Lehrplänen verankert, wobei der Schwerpunkt auf der dritten und vierten Schulstufe liegt. Die SchülerInnen erhalten einen Nachweis über ihre erworbenen Fähigkeiten in Form eines Sammelpasses.
Von der fünften bis zur achten Schulstufe wird eine verbindliche Übung „Digitale Grundbildung“ mit einem eigenen Lehrplan im Ausmaß von zwei bis vier Wochenstunden eingeführt. Ob die Umsetzung integrativ in bereits bestehenden Fächern oder als eigener Gegenstand erfolgt, wird schulautonom entschieden. Die Kompetenzen werden in der achten Schulstufe mit einem „digi.check“ überprüft. „Am Ende der achten Schulstufe sollen alle Jugendlichen informatische Grundkenntnisse sowie den Umgang mit Standardprogrammen beherrschen und in der Lage sein, Inhalte in sozialen Netzwerken, Information und Medien kritisch zu reflektieren“, so Hammerschmid.
Säule 2: Digital kompetente Pädagog/innen
Um digitale Inhalte vermitteln und wirksam im Unterricht einsetzen zu können, braucht es gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen. Säule 2 des Digitalisierungskonzepts fokussiert deshalb auf die digitale Aus- und Weiterbildung der LehrerInnen. Ab Herbst 2017 erwerben alle neu einsteigenden Lehrpersonen standardisierte digitale Kompetenzen, die sie in Form eines Pflichtportfolios nachweisen. Für den modularen Lehrgang im Ausmaß von 6 ECTS haben sie ab Schuleintritt drei Jahre Zeit. Alle PädagogInnen, die bereits im Berufsleben stehen, können diesen Lehrgang auch als Fort- und Weiterbildung besuchen. Zusätzlich werden die Angebote der virtuellen Pädagogischen Hochschule ausgebaut.
Säule 3: Infrastruktur und IT-Ausstattung
Derzeit verfügen in den Bundesschulen 96 Prozent aller Klassenräume über einen Internetzugang, an den Pflichtschulen sind es 78 Prozent. Das Bundesministerium für Bildung hat deshalb gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie eine Breitbandoffensive für Pflichtschulen geplant.
Mittelfristiges Ziel des BMB ist außerdem die jährliche Ausstattung aller 86.000 Schüler/innen der fünften Schulstufe mit Tablets und aller 84.000 Schüler der neunten Schulstufe mit Laptops. Das erfolgreiche Mobile Learning-Projekt, bei dem Tablets im Unterricht eingesetzt werden, wird in der Volksschule ausgeweitet. Damit greift Hammerschmid eine der Forderungen des Bundeslanzlers aus dem Plan „A“ auf.
Säule 4: Digitale Lerntools
Um digitale Inhalte vermitteln zu können, brauchen die Pädagoginnen und Pädagogen einfachen und kostenfreien Zugang zu Lehr- und Lernmaterialien. Säule 4 beschäftigt sich deshalb mit digitalen Lerntools. Mit der Eduthek wird ein Portal für digitale Lehr- und Lernmaterialien geschaffen. Sie bündelt eine Vielzahl an Content- und Medienangeboten und macht sie über einen zentralen Einstieg zugänglich. Das inhaltliche Angebot soll Lehr- und Lernmaterialien, pädagogisch empfohlene Apps und Spiele sowie innovative Tools für moderne Unterrichtsformate umfassen. „Modellhafte Einsatzszenarien zeigen den Pädagoginnen und Pädagogen Beispiele auf, wie sie digitale Medien wirksam in ihren Unterricht einbeziehen können.“
„Der Startschuss für die Digitalisierung unserer Schulen fällt bereits im nächsten Schuljahr. Wir werden mit Schulen beginnen, die bereits Erfahrung mit digitalen Inhalten haben und im Herbst 2018 mit der flächendeckenden Ausrollung starten“, so Hammerschmid.
Detaillierte Informationen im Februar
Zur Breitbandoffensive für Pflichtschulen wird es im Februar 2017 nähere Informationen geben. Die im Plan „A“ geforderte Ausstattung der Schüler mit Laptops ist noch nicht mit dem Koalitionspartner akkordiert. Aus dem Ministerium heißt es dazu: „Die Ausstattung aller Schüler/innen der 5. Schulstufe mit Tablets und aller Schüler/innen der 9. Schulstufe mit Laptops ist Teil des Plan „A“, den Bundeskanzler Kern am 11. Jänner vorgestellt hat. Das Konzept enthält ein Gegenfinanzierungsmodell zu sämtlichen enthaltenen Maßnahmen. Grundsätzlich ist die Ausstattung der Schüler/innen mit Laptops bzw. Tablets ein mittelfristiges Ziel des Bildungsministeriums. Die Finanzierung ist mit dem Koalitionspartner auszuverhandeln.“ Es ist zu befürchten, dass die Kosten für die Ausstattung mit Laptops und Tablets am Ende wieder an den Gemeinden hängen bleiben.