27.10.2015 – Christian Popp hat in der oberösterreichischen 5.000-Einwohner-Gemeinde für eine ziemliche Überraschung gesorgt, denn er hat die SPÖ-Vorherrschaft gebrochen und gehört damit zu jenen zwölf Bürgermeistern, die in Oberösterreich von der FPÖ gestellt werden. Zwei große Vorhaben nimmt sich Popp in seiner Amtszeit vor: Er möchte die Verwaltung – und wenn das in seine Kompetenz fallen würde, auch den Gemeinderat – verschlanken und die Wirtschaft beleben. „Wenn wir in den Ausschüssen weniger Leute hätten, würde das die Entscheidungen viel effizienter machen. Aber das fällt leider in die Kompetenz des Landes. Außerdem möchte ich die Betriebsansiedelungen langfristig ankurbeln und damit unseren Bürgern ermöglichen, im eigenen Ort zu arbeiten, aber auch die Kommunalsteuereinnahmen zu steigern“, führt Christian Popp aus.
„50 Jahre und verpartnert“
Wirft man einen Blick auf seine Homepage, so fällt einem auf, wie offen er mit seiner Homosexualität umgeht. Gleich unter der Rubrik „Persönliches über Christian Popp“ steht: „Christian Popp, ich bin 50 Jahre alt und verpartnert mit Christoph Popp (Fachsozialbetreuer – Altenarbeit)“. Dieser offene Umgang hat wohl auch dazu geführt, dass seine sexuelle Neigung im Wahlkampf nie ein Thema war. „Ich bin schon seit vier Jahren mit Christoph verpartnert“, erzählt Popp. Vor dem Wahlkampf hat er das auch noch auf Facebook via Statusaktualisierung für jedermann publik gemacht.
Dass er so zu sich steht, war nicht immer so, wie Popp im Gespräch mit Kommunalnet zugibt: „Man verdrängt es am Anfang. Man macht seine Lebenserfahrung. Irgendwann wollte ich es einfach nicht mehr verdrängen. Am Anfang war es sicher für jeden nicht so leicht.“ Damit spricht Popp an, dass er zu dieser Zeit noch verheiratet und Familienvater war. „Ich arbeite aber immer noch mit meiner Frau im Büro. Man kann auch mit Vernunft mit der Sache umgehen. Die Kinder stehen hinter mir. Da hat sich nichts zu vorher verändert. Aber man muss damit umgehen, dass die Kinder vom Umfeld mitbekommen, dass es was Schlechtes sei.“
Im Wahlkampf sei sein Outing nie ein Thema gewesen, beteuert er: „Ich kann nur jedem Mut machen, dass er ehrlich zu sich selbst ist, und dass er sein Leben lebt. Und ich glaube grade ein Bürgermeister muss ehrlich sein.“ Auch innerhalb seiner Partei, die ja nicht gerade als weltoffen in dieser Hinsicht gilt, war seine private Lebensgestaltung nie ein Thema. „Es gibt keine Partei, die zu 100 Prozent die eigenen Vorstellungen abdeckt. Jörg Haider hat mir aber aus der Seele gesprochen. Ich habe bis heute keine Partei gefunden, die meinen Überzeugungen mehr entspricht. Die Partei hat mich immer unterstützt. Es zählt ja, was man tut. Einen gewissen Mut aber haben die Bürger bei mir sicher mitgewählt.“
„Jeder kommt so auf die Welt, wie er ist“
Mit seinem offenen Umgang mit dem Thema will er auch anderen Mut machen, mit sich ehrlich zu sein. „Jeder kommt so auf die Welt, wie er ist. Auch die Umstellung des bisherigen Lebens ist nicht so schlimm, wie manche glauben. Manches mal ist es klug, es langsam zu machen, weil die Gesellschaft doch in mancher Hinsicht noch nicht so weit ist.“ In Österreich ist er einer der ersten Bürgermeister, der sich geoutet hat. In Deutschland gibt es bereits viel mehr, die offen mit ihrer Homosexualität umgehen, und Wahlen gewinnen.
Am 18. November 2015 wird Christian Popp zum Bürgermeister von Stadl-Paura angelobt.