10.10.2014 – In ganz Europa fallen die Stromnetze aus und es bricht das komplette Chaos aus. Tankstellen geben keinen Sprit mehr aus, weil die Pumpen mit Strom angetrieben werden, man kann seine Verwandten nicht mehr erreichen, weil natürlich auch Handymasten nur mit Strom funktionieren, Heizungen fallen aus. Selbst die staatlichen Institutionen kämpfen nach einer Woche „Black Out“ mit ihren Dieselvorräten für die Notstromaggregate. Und nur ein Informatiker aus Italien hat die Ursache für die „Katastrophe“ erkannt…
„Energieautonom“ ist nicht wirklich AUTONOM
Bereits die preisgekrönte österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb hat im Interview für den Zukunftsbericht des Österreichischen Gemeindebundes darauf hingewiesen, dass wir in Österreich zwar Bundesländer und Gemeinden haben, in denen soviel Strom erzeugt, als verbraucht wird, diese aber doch nicht wirklich „energieautonom“ sind. Sie speisen nämlich ebenso wie ein Haus mit einer Photovoltaikanlage am Dach den Strom ins gesamte Netz ein. Und der dort produzierte Strom wird nicht in der eigenen Gemeinde verbraucht, sondern in ein europäisches Netz eingespeist. Wie sinnvoll autonome kleine Zellen der Energieversorgung im Notfall aber sein können, kann man erst begreifen, wenn man „Black Out“ von Marc Elsberg gelesen hat.
Ich wollte wissen, warum die seriöse Klimaforscherin einen 800 Seiten starken Roman zitiert, die ja doch meist im Ruf stehen künstlich Gegebenheiten aufzublasen. Zugegeben die Grundstory, dass ein Informatiker auf die krummen Touren der weltweit agierenden Hacker drauf kommt und damit die Welt rettet, ist nicht ganz neu. Aber es ist spannend zu lesen, wie umfangreich die Auswirkungen eines Stromausfalls sind: Angefangen von der nicht mehr funktionierenden Toilettenspülung, über havarierende Atomkraftwerke, weil die Notstromaggregate doch nicht für zwei Wochen ausreichen, bis hin zu geschlossenen Banken und Lebensmittelgeschäften, weil die Menschen durch Hamsterkäufe die Supermärkte regelrecht plündern.
Spätestens wenn die Figuren für ein Stück Brot hundert Euro ausgeben müssen und man zu überlegen beginnt, doch wieder einen kleinen Vorrat an Essen und Wasser daheim zu lagern oder ein Festnetztelefon anzuschaffen, weil die „alten“ Telefone als einzige noch über die Telefonleitung funktionieren, wurde man von der Geschichte gepackt. Und man versteht, worauf Helga Kromp-Kolb hinaus wollte.
Sicher, es ist schon ein wenig utopisch, anzunehmen, dass unsere Energienetze von Hackern lahmgelegt werden, aber utopisch war es auch, dass zwei Flugzeuge die Wahrzeichen Amerikas zum Einsturz bringen können. Bis es dann doch geschah.
Fazit: Ein Buch für den Urlaub
Trotz des etwas „ausgenudelten“ Handlungsstrangs (alá „ein Informatiker rettet die Welt“), an dem der Wiener Journalist Marc Elsberg diese Thematik aufzieht, sollte man dieses Buch lesen. Der Einstieg ist durch die unterschiedlichen Handlungsstränge etwas holprig, macht jedoch, wenn man über die ersten zwei Kapitel hinaus kommt, die Würze der Geschichte aus, weil man den Stromausfall aus so vielen unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten kann. Elsberg hat diese Geschichte sehr gut recherchiert, wodurch man einen echten Wissensgewinn erhält.
Es wird sogar für Laien einfach und verständlich erklärt, wie die modernen Energiekreisläufe funktionieren, wo auch – was für mich überraschend war – die Haken der sogenannten „intelligenten“ Stromzähler im Zusammenhang mit dem Einsatz der „grünen“ Stromerzeuger stehen – und es wird vor allem eines klar: Dass wir in der Energiewende noch viel weiter denken müssen.
Durch den Umfang des Buchs empfiehlt es sich auf jeden Fall für ein oder zwei verregnete Wochenenden oder als Urlaubslektüre. Das Buch wurde vom „Bild der Wissenschaft“ zum spannendsten Wissensbuch des Jahres 2012 gekürt.
Infos zum Buch:
Erscheinungsjahr: 2012
ISBN: 978-3-7645-0445-8
Seiten: 800
Verlag: blanvalet
Preis: 20,60 Euro