Mit dem Anteil der leichtentzündlichen Lithium-Batterien, die im Restmüll landen, steigt die Brandgefahr im Alltag. Experten der Montanuniversität Leoben schlagen Alarm und fordern gemeinsame Bemühungen zur Erhöhung der Batteriesammelquote von derzeit 45 auf mindestens 75 Prozent.
Lithium-Batterien sind überall. Egal ob in Handys, Akkubohrern oder Laptops. Sie weisen bei kleinster Bauweise die höchste Energiedichte auf und werden somit branchenübergreifend in immer stärkerem Ausmaß eingesetzt. Da sie leicht entzündbar sind, bedingt das allerdings auch eine höhere Explosions- und Brandgefahr. Eine aktuelle Studie der Montanuniversität Leoben bestätigt, dass der steigende Anteil der Lithium-Batterien im Restmüll -jährlich rund 1,4 Millionen Stück – mit einer Zunahme von Bränden in Entsorgungsfirmen eindeutig korreliert. Aus diesem Grund fordert der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) eine Erhöhung der Batteriesammelquote auf 75 Prozent und bekommt dafür Rückenwind von Städtebund, Gemeindebund und der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände.
55% der Batterien werden derzeit nicht entsorgt
Nur 45 Prozent der Batterien werden derzeit korrekt entsorgt, also dem Händler zurückgebracht oder an zulässige Sammelstellen übergeben. Der Rest befindet sich noch in Verwendung oder verschwindet im Restmüll bzw. in irgendwelchen Schubladen. Letzteres ist gefährlich und kann in privaten Haushalten schon bei kleinsten Beschädigungen der Batterien zu Bränden führen. „Insgesamt befindet sich pro Tonne Restmüll ca. eine weggeworfene Lithium-Batterie. Hochgerechnet auf die Brandwahrscheinlichkeit ergibt das 140 potentielle Brandfälle pro Jahr“, berichtet Professor Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben. Auch Städtebund und Gemeindebund sind sich der Gefahr bewusst und fordern eine Minimierung des Risikos. „Steigende Brandgefahren durch Lithium-Batterien bzw. Akkus können nur durch gemeinsame Bemühungen von Herstellern, Handel, Kommunen, Ressourcenwirtschaft sowie Konsumenten gesenkt werden“, erläutert Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl.
Übergreifende Zusammenarbeit notwendig
Um das Brandrisiko zu reduzieren, müssen Maßnahmen beschlossen werden, die sowohl die Ursachen bekämpfen als auch die Auswirkungen der Brände minimieren. Hersteller müssen Batterien sicherer machen, die Erkennbarkeit gefährlicher Lithium-Batterien erhöhen und dafür sorgen, dass die Batterien insbesondere aus Elektronikprodukten leichter entfernbar sind. Auch die Politik muss ein Bewusstsein für die Problematik schaffen und den Konsumenten durch wirksame Öffentlichkeitsarbeit dazu anregen, seine Verantwortung wahrzunehmen und Batterien korrekt zu entsorgen. Entsorger haben sich bereits dem Thema Brandschutz verstärkt angenommen und in automatische Brandmelde- und Löschanlagen investiert.
Schaden in Millionenhöhe
Das hohe Brandrisiko ist für die Österreichischen Entsorgungsbetriebe angesichts der enormen Brandschäden nicht mehr tragbar. Alleine in Österreich wurden dadurch in den letzten fünf Jahren Kosten von über 100 Millionen Euro verursacht. Versicherungen weigern sich zunehmend, den Gebäudeschutz der Entsorgungsbetriebe zu übernehmen, da die Brandgefahr einfach zu hoch ist.
Nicht zuletzt sollten die korrekte Entsorgung und Sammlung von Batterien aus wirtschaftlicher Sicht Priorität haben. Vor allem in Lithium-Batterien befinden sich Wertstoffe wie Kobalt und Nickel, die durch Recyclingverfahren zu 75% zurückgewonnen und in die österreichische Wirtschaft zurückgeführt werden könnten, anstatt ihr zu schaden.