Solidarität ist für Anschober der Schlüssel zum Erfolg: In einer Stellungnahme zur aktuellen Corona-Situation in Österreich betonte der Gesundheitsminister, dass die Krise nur dann zu lösen ist, wenn alle zusammenhelfen. Die nächsten Monate werden noch viel Geduld abverlangen, doch Anschober ist optimistisch: Wenn alles gut geht, könnte es im Jänner erste Corona-Impfungen geben.
Nach einem guten halben Jahr Coronakrise zieht Gesundheitsminister Rudi Anschober Bilanz: Er betonte in einer Pressekonferenz am Dienstag, wie gut Österreich bisher durch die Pandemie gekommen ist. Das habe man nur den Menschen in unserem Land zu verdanken, so Anschober. Mit Hinblick auf die kommenden Monate zeigte er sich zuversichtlich.
Steigende Zahlen nicht dramatisch
Obwohl in den letzten Wochen des Sommers die Infektionszahlen wieder gestiegen sind, sieht Anschober den Anstieg nicht als Grund zur Beunruhigung. „Man weiß, woher die Infektionen kommen, und solange die Ausbreitung nachvollziehbar ist, ist sie auch kontrollierbar“, so der Gesundheitsminister.
Die Gründe in dem derzeitigen Peak sind in einzelnen kleineren Clustern, Reiserückkehrern und der neuen Teststrategie zu verorten: Anschober wies darauf hin, dass vermehrt asymptomatisch getestet werde. Außerdem steigen die Infektionszahlen mit der Zahl der durchgeführten Testungen.
Besonders positiv ist laut Anschober, dass es trotz steigender Infektionszahlen kaum Veränderungen bei der Zahl der hospitalisierten Patienten gibt. Die Sterblichkeitsrate ist in den letzten Wochen sogar gesunken.
Phase vier heißt: Jetzt wird’s wieder ernst
Nach der dritten Phase des erhöhten Risikos und der Öffnungen tritt Österreich jetzt in Phase vier ein – so Anschober. In der beginnenden Phase gelte es, das Risiko einer zweiten Welle niedrig zu halten. Das werde einiges an Durchhaltevermögen abverlangen. Wichtigstes Arbeitsinstrument in den kommenden Monaten ist die Corona-Ampel, die am Freitag erstmals geschalten wird. Eine Informationsplattform soll maximale Transparenz beim Ampelwarnsystem garantieren.
Einen „kompletten Lockdown“ soll es auch bei Ampelstufe Rot nicht geben: Falls es trotz aller Präventionsmaßnahmen zu einer Krisensituation kommen sollte, kündigt Anschober eine Sonderbehandlung in Nationalrat und Bundesregierung an.
Konzept für Wintertourismus in Arbeit
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und damit auch viel Unsicherheit. Wie Weihnachten 2020 aussehen wird, kann Anschober nicht sagen. Mit Hinblick auf den Wintertourismus werde bereits offensiv mit den Bundesländern und anderen Wintersportregionen Europas an Maßnahmen gearbeitet. Ende September will das Gesundheitsministerium das Gesamtkonzept für den Wintertourismus vorlegen.
Im Bildungsbereich habe man mit der Corona-Ampel ein präzises Programm zur Prävention von Infektionsclustern ausgearbeitet. Großflächige Schulschließungen soll es nicht geben. Für Veranstalter von Groß-Events hat Anschober positive Nachrichten: Die Salzburger Festspielen hätten gezeigt, dass es funktioniert, wenn man die richtigen Rahmenbedingungen setzt. Klare Richtlinien gibt es nicht: Bei Großveranstaltungen würde man im Detail evaluieren müssen.
Erste Impftranche im Jänner möglich
Anschober sprach auch die sozialen Folgen der Coronakrise an: Ausgehend von einer Studie, die Ende September veröffentlicht wird, soll ein nationaler Aktionsplan gegen Armut angestoßen werden. Auch die Pflegereform werde man im September in Angriff nehmen – über die enge Zusammenarbeit mit Ländern und Gemeinden dabei freut sich der Gesundheitsminister besonders.
Auch wenn die nächsten Monate eine Geduldsprobe sein werden, wagt Anschober eine vorsichtige Prognose: Sollte die Produktion und die Marktzulassungen sich rechtzeitig realisieren lassen, könnte man bereits im Jänner bzw. Februar im Gesundheitsbereich mit ersten Impfungen gegen SARS-CoV-2 starten. Die Verträge der EU mit den Produzenten seien bereits unterschrieben. Anschober betont die Rolle Europas im gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie. Die EU, so Anschober „übernimmt das volle finanzielle Risiko der Vorverträge.“
Anschober: Gesundheit geht vor
„Wer über den Sommer hinweg das Leben wieder mehr genossen hat, dem kann man das nicht verdenken“, so Anschober. Doch jetzt müsse wieder Vorsicht einkehren. Der Gesundheitsminister warnt: „In den nächsten Monaten müssen wir uns auf das Wesentliche im Leben besinnen – nämlich unsere Gesundheit.“
Diese ist nicht nur für das persönliche Wohl wichtig, sondern auch für die Gesellschaft. Anschober verwies auf den notwendigen Konjunkturaufschwung und riet vor allem zu Investitionen in den Klimaschutz und den Arbeitsmarkt. „Doch ohne die zentrale Frage – die Gesundheitsfrage – zu lösen, werden auch die anderen Probleme nicht verschwinden“. Anschober ist überzeugt: Mit Verantwortung und Solidarität kann die zweite Welle verhindert werden.