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Asylquartiere: Was kommt auf eine Gemeinde zu?

24.9.2014 – Viele Gemeinden beklagen sich über mangelhafte bzw. nicht vorhandene Information über die Notwendigkeiten bei der Unterbringung von Asylwerbern. Sie wissen nicht im Detail, was auf sie zukommt und können etwaigen Quartiergebern damit auch keine umfassende Information bieten.

Was kommt auf eine Gemeinde also zu? Wie groß muss das Quartier sein? Wieviel Geld erhält man für Verpflegung und Unterbringung? Werden die Asylwerber betreut oder muss sich auch darum die Gemeinde kümmern? Die Bundesbehörden geben sich bei diesen Detailfragen oft nicht sehr auskunftsfreudig.

Die Erstaufnahmestellen in Traiskirchen und Thalham sind eigentlich nur die „ersten Schutzinseln“ für jene, die in Österreich Sicherheit und Zuflucht suchen. Nach der Erstaufnahme wird entschieden, ob ein Flüchtling zum Asylverfahren zugelassen wird. Wenn dies der Fall ist, dann hat er Anspruch auf die Grundversorgung durch Bund und Länder.

Abhängig vom Bevölkerungsstand gibt es gewisse Aufnahmequoten, die je nach Asylwerbergesamtzahl aktualisiert wird. Rund 700 verschiedene Quartiere gibt es für die Unterbringung bereits für zum Verfahren zugelassene Asylwerber in den Bundesländern. Durch die Krisen im Nahen Osten gibt es jedoch einen verstärkten Flüchtlingsstrom nach Österreich.

Woher kommen die Asylwerber?

Derzeit kommen die meisten Asylwerber aus Syrien, Afghanistan und der Russischen Föderation. Dreimal soviele Männer suchen in Österreich um Asyl an als Frauen. Aufgrund der internationalen Krisen stieg der Flüchtlingsstrom nach Europa massiv an, wodurch der aktuelle Engpass unter anderem ausgelöst wurde.

Welche Leistungen umfasst die Grundversorgung?

Bei der Aufnahme von Asylwerbern geht es hauptsächlich um die Gewährleistung der Grundversorgung.

  • Verpflegung
  • Unterbringung
  • andere Versorgungsleistungen wie Sicherung der Krankenversorgung, Maßnahmen für pflegebedürftige Personen, Information und Beratung, Schulbedarf für Schüler, Bekleidung

Österreichweite Qualitätsstandards, was eine Unterkunft genau bieten soll und wie die Unterbringung ablaufen soll gibt es keine. Jedes Bundesland hat hier seine eigenen Regelungen geschaffen. Anlaufstelle für Fragen sind in der Regel die Sozialabteilungen der Bundesländer. Meldet sich eine Gemeinde oder ein privater Unterkunftgeber, so ist es meist so, dass ein Zuständiger des Landes vor Ort bestimmt, ob die Qualität ausreicht und wieviele Personen in diesem Quartier untergebracht werden können.

Abgeltung der zur Verfügung gestellten Leistungen

Für die Unterbringung und Verpflegung in einer organisierten Unterkunft pro Person und Tag erhält der Unterkunftgeber 19 Euro. Private Unterkunftgeber erhalten für Miete und Verpflegung Erwachsener insgesamt 320 Euro pro Monat. Eine genaue Übersicht über die Tarife finden Sie in nebenstehender Tabelle (PDF).

Organisierte Unterkunftgeber sind beispielsweise NGOs wie die Caritas oder Gewerbebetriebe wie Gasthäusern oder Hotels.

Gibt es Vorgaben, wieviele Asylwerber aufgenommen werden müssen?

Jedes Bundesland hat nach Bevölkerung abgestufte Quoten zu erfüllen, die manchmal sogar auf Bezirksebene heruntergerechnet werden. Genaue Vorgaben, wieviele Flüchtlinge aufgenommen werden müssen, gibt es nicht. Umso mehr Asylwerber in einer Gemeinde untergebracht werden, umso leichter ist es, die passende Infrastruktur rundherum zu schaffen. Das bedeutet umso leichter ist es, Deutschkurse zu organisieren, dauernde Betreuung zu gewährleisten oder auch therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Umgekehrt ist es aber leichter, wenige Asylwerber in eine Gemeinde zu integrieren, wodurch auch die Bevölkerung leichter in die Betreuung eingebunden werden kann und Vorurteile abgebaut werden können.

Generell kommt es nicht auf die Anzahl der Asylwerber in einer Gemeinde an, sondern auf die Qualität der Betreuung und Unterbringung. Damit kann auch Konflikten zwischen Bevölkerung und Asylwerbern vorgebeugt werden.

Kann man sich aussuchen, welche Asylwerber in die Gemeinde kommen?

Asylwerber werden je nach Quartier den einzelnen zur Verfügung stehenden Wohnräumen vom Land aufgeteilt.

Brauchen Asylwerber Vollverpflegung?

Am konfliktfreisten ist es, wenn die Asylwerber ihre eigenen Mahlzeiten zubereiten können – damit haben sie nicht nur Beschäftigung, sondern jede Kulturgruppe kann nach ihren Geschmäckern kochen.

Werden die Asylwerber vor Ort professionell betreut?

Auch das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Niederösterreich werden die Asylwerber beispielsweise einmal in der Woche von ihrem Betreuer besucht, in Tirol gibt es fix angestellte Heimleiter, sowie in manchen Fällen auch einen Sozialarbeiter.

Worum kümmern sich die Betreuer?

Diese kümmern sich um die Deckung der wichtigsten Bedürfnisse der Bewohner. Sie helfen bei Amtswegen oder bei der Lösung von internen Konflikten. Eigentlich fällt auch die Vermittlung bei Konflikten mit der Bevölkerung in ihre Zuständigkeit, durch den derzeit vorhandenen Betreuungsschlüssel lässt sich das in der Regel jedoch nicht bewerkstelligen. Der Betreuungsschlüssel liegt bei einem Betreuer für 170 Asylwerber.

Wielange dauert ein Asylverfahren durchschnittlich?

Ein Asylverfahren kann zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren dauern. Bei jenen Flüchtlingen, die zurzeit aus Syrien beispielsweise kommen, geht das Asylverfahren etwas schneller. Der Bedarf wird aber über die nächsten zwei Jahre gegeben sein, weil doch manche Verfahren länger dauern und auch die Krisen in den Herkunftsländern noch nicht bewältigt sind.

Wie verständigt man sich mit den Asylwerbern?

Dolmetscher werden in der Regel über die Sozialbetreuung organisiert. Sind bereits Asylwerber im Quartier, die ein wenig Deutsch können, nehmen auch diese oft eine vermittelnde Rolle ein.

Erhalten die Asylwerber Deutschkurse?

Das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Wie kann man die Bevölkerung auf die Ankunft der Flüchtlinge vorbereiten?

Hilfreich ist auf jeden Fall Information und sich den Fragen der Bevölkerung zu stellen. Woher kommen die Flüchtlinge, die in der eigenen Gemeinde aufgenommen wurden? Sehr hilfreich ist es auch, sie von Beginn an in die Gemeinschaft einzubinden, sie beispielsweise zu Veranstaltungen einzuladen oder sie bei einer Infoveranstaltung für die Bevölkerung selbst zu Wort kommen zu lassen. Als symbolisch wichtig ist auch, dass beispielsweise der Bürgermeister mit den neu angekommenen Flüchtlingen durch die Gemeinde geht und ihnen die wichtigsten Anlaufpunkte wie Nahversorger oder Arzt zeigt. Gleichzeitig erhöht diese Geste natürlich auch die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Für das gegenseitige Verständnis ist es ebenso wichtig, die Gebräuche der Region zu erklären. Das beginnt bei der ersten Hilfe und kann bis zur richtigen Abfalltrennung gehen.

Das beste Mittel für die gelungene Integration der Flüchtlinge ist es, viel Verständnis und Offenheit mitzubringen. Diese Menschen haben meist Kriege erlebt und sehr schwierige Fluchtaktionen hinter sich und wollten sich hier in Österreich ein besseres Leben aufbauen.

Wie verbringen Asylwerber ihre Zeit?

Asylwerber dürfen grundsätzlich keiner normalen beruflichen Tätigkeit nachgehen. Um den Alltag etwas abwechslungsreicher zu gestalten helfen natürlich private Initiativen, die beispielsweise beim Deutschlernen helfen. Eine weitere Möglichkeit der Beschäftigung ist die gemeinnützige Arbeit. Auch diese wird wieder länderweise unterschiedlich gehandhabt – nähere Informationen finden Sie nebenstehend unter „Links“.

Die gemeinnützige Arbeit bietet bei richtiger Abwicklung vor allem den Vorteil, dass die Asylwerber Kontakte zur Bevölkerung knüpfen können, was wiederum die Integration auch über den Asylwerberstatus hinweg erleichtert.

Was passiert, wenn ein Asylbescheid da ist?

Wird ein Flüchtlingsstatus anerkannt, erhalten die betroffenen Personen Zugang zum Arbeitsmarkt und müssen ihre bisherigen Quartiere verlassen. Hier beginnt es dann oft noch schwieriger zu werden, wissen die Experten der Asylkoordination Österreich. Denn diese Menschen haben oft kein Geld, um die Kautionen für Wohnungen zu bezahlen, können noch nicht perfekt deutsch, sind gerade am Land nicht mobil, da sie sich kein Auto leisten können und finden dementsprechend schwer einen Job. Startwohnungen für anerkannte Flüchtlinge wären hier eine weitere wichtige Maßnahme, um den Flüchtlingen darüber hinaus zu helfen.

Bei welcher Stelle können sich Gemeinden melden, die noch Quartiere zur Verfügung stellen möchten?

Interessenten können jederzeit das Innenministerium für nähere Informationen kontaktieren (Tel.: (01) 53 126 DW 2772 bzw. per E-Mail an: BMI-III-9(at)bmi.gv.at).