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Ärztemangel: Bergdoktor gesucht: Großarls Marsch nach Wien

17.11.2014 – Momentan besitzt die Gemeinde Großarl zwei praktische Ärzte, doch da beide im Alter von 60 Jahren sind und die Pensionierung in wenigen Jahren bevorsteht, ist unklar, wie es aus medizinischer Perspketive weitergehen soll. Seit zwei Jahren ist man in dem 5.000 Einwohner umfassenden Ski- und Tourismusort auf Ärztesuche – bisher jedoch ohne Erfolg.

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©Stefan Seelig
Vizebürgermeister Johann Ganitzer reiste nach Wien um aktiv auf die Suche nach Ärzten zu gehen.

Großarls „Marsch nach Wien“ stimmt zuversichtlich

Gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer ging die Gemeinde nun in die Offensive. Am Dienstag, den 11. November 2014, machten sich Vizebürgermeister Johann Ganitzer und der Großarler Hausarzt Harald Kürsten zu einem „Marsch nach Wien“ auf, um in der Ärztekammer das Großarltal als attraktiven Arbeitsplatz für junge Ärztinnen und Ärzte vorzustellen.

Im Gebäude der Wiener Ärztekammer wurde am Vormittag eine Pressekonferenz abgehalten, am Abend wurden sämtliche Wiener Ärzte zu einem Gespräch geladen. „Es sind auch wirklich viele Ärzte gekommen“, erzählt Ganitzer und freut sich über die interessierten Rückmeldungen. „Ich habe nun wirklich ein sehr gutes Gefühl, dass unsere Suche bald ein erfolgreiches Ende haben wird. Aber natürlich kann man das im Detail noch nicht so genau sagen.“ Auf jeden Fall werde es demnächst Besichtigungstermine für interessierte Ärzte in Großarl geben.

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©Stefan Seelig
Bei einer Pressekonferenz informierten der Großarler Allgemeinmediziner Harald Kürsten, Wiener Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, der Salzburger Landtagsabgeordnete Walter Steidl und Vizebürgermeister Ganitzer über die momentane Sachlage.

Touristisch, romantisches Großarltal als perfekter Arbeitsplatz?

Das Großarltal liegt im Salzburger Pongau und besteht aus den beiden Gemeinden Großarl und Hüttschlag. Gemeinsam umfasst die Gemeinden 5.000 Einwohner und aufgrund des touristischen Schwerpunktes auch 5.000 Gästebetten. Die Bezirkshauptstadt St. Johann ist nur wenige Kilometer entfernt und auch die Nahversorgung im Ort funktioniert einwandfrei.

Angenehm und vielfältig sei die Arbeit als Allgemeinmediziner in Großarl, so Harald Kürsten. „Man betreut in den Urlaubsmonaten natürlich auch Urlaubsgäste, die mit einem grippalen Infekt bis hin zu Sportunfällen zu behandeln sind“, erzählt er und resümiert: „Ich würde mich auf jeden Fall wieder dafür entscheiden, in einer Landgemeinde eine Ordination zu eröffnen.“

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©Thomas Wirnsperger
Vizebürgermeister Ganitzer hat seit seinem Besuch in Wien wieder Hoffnung, bald Ärzte-Nachfolger für die idyllische Gemeinde zu finden.

Ein österreichweit relevantes Thema

Dass der zunehmende Ärztemangel kein Thema sei, das nur das Großarltal betrifft, ist Ganitzer durchaus bewusst: „Für mich war das mediale Interesse überraschend, jedoch auch sehr erfreulich. In ganz Österreich ist der Bedarf an Ärzten in ländlichen Gegenden von großer Bedeutung, nun ist es auch in den Medien wieder Thema.“

Gegenüber orf.at betont auch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres die schwierige Lage: „Großarl ist kein Einzelfall. Der Ärztemangel wird immer eklatanter. 40 Prozent der Absolventen in Österreich beginnen nie in Österreich zu arbeiten.“ Vor allem mit der geringen Bezahlung und der hohen Stundenbelastung seien Jungärzte in Österreich sehr unzufrieden, so Szekeres.

 

(Quelle: orf.at)

In der kleinen Gemeinde Großarl ist man nun schon seit zwei Jahren auf der Suche nach neuen Ärzten. Bisher jedoch erfolglos. ©Thomas Wirnsperger