13.2.2017 – Für Gemeinden hat Jugendarbeit einen hohen Stellenwert. Aber vor allem im Bereich der Beratungsangebote, der Mobilität und der Lernangebote gibt es noch Aufholbedarf. Das zeigt eine aktuelle Studie von BOJA und dem Österreichischen Gemeindebund.
Jugendarbeit hat einen wichtigen Stellenwert in Gemeinden – das zeigt eine Umfrage, die von BOJA – dem bundesweiten Netzwerk für offene Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Gemeindebund durchgeführt wurde und an der sich 183 Gemeinden beteiligt haben. Demnach schätzen fast 90 Prozent die Jugendarbeit in Kommunen als hoch bzw. sehr hoch ein. Ebenso viele Gemeinden geben an, dass die Anliegen der Jugendlichen einen hohen Stellenwert in der Gemeinde haben.
Mangel an Beratungsangeboten
Der Hauptteil des Angebots für Jugendliche besteht aus Sportangeboten und Jugendvereinen. „Das ist der Teil, den wir unter 'verbandlicher Jugendarbeit' verstehen“, sagt Gemeindebund-Chef Helmut Mödlhammer bei der Präsentation der Studie mit Familienministerin Sophie Karmasin. „Da geht es um Sportvereine, Feuerwehr, aber auch Landjugend-Organisationen.“ In der Studie gehe es vorwiegend um so genannte „offene Jugendarbeit“, also außerhalb fester Strukturen. Den größten Mangel gibt es bei adäquaten Beratungsangeboten. Auch Jugendeinrichtungen, Lernbetreuung und Mobilitätsangebote fehlen oft. Kulturangebote sind hingegen meistens vorhanden und werden von der überwiegenden Mehrheit der Gemeinden auch als wichtig erachtet.
Für Gemeinden sind Jugendliche eine wichtige Zielgruppe. 70 Prozent der befragten Gemeinden geben an, eine Jugendgemeinderätin bzw. einen Jugendgemeinderat zu haben. Weniger als die Hälfte der Gemeinden hat spezielle Kommunikationskanäle für Jugendliche. Hauptkommunikationskanäle sind die Homepage, die Gemeindezeitung oder Facebook. 44 Prozent der Gemeinden geben an, mit einem eigenen Account auf Facebook vertreten zu sein. In den meisten Fällen betreut diesen ein Gemeindemitarbeiter oder ein Mandatar. Den meisten Informationsbedarf gibt es zu Jugendbeteiligung, Bildung und Beschäftigung sowie politischer Bildung. „Die Art und Weise, wie wir mit Jugendlichen Kontakt halten und kommunizieren ist extrem wichtig für den Erfolg von Jugendarbeit in einer Gemeinde“, weiß Mödlhammer. „Sonst erreichen wir die Zielgruppe nicht.“
Das klassische Mittel offener Jugendarbeit sind Jugendzentren oder zumindest eigene Räume für Jugendliche. „Oft kommt man mit einem Raum und wenig Betreuung aus“, weiß Karmasin. „Oft braucht es aber auch intensivere Betreuung, damit es nicht zu dauerhaften Konflikten untereinander oder mit anderen Menschen kommt.“ Hier würden die Partner des Netzwerks BOJA professionelle Unterstützung bieten. „Sozialarbeiter vor Ort zu haben, ist dabei ganz wichtig, auch wenn das nur stundenweise ist“, so Mödlhammer. „Die Gemeinden werden aus dieser Studie die richtigen Schlüsse ziehen und Jugendarbeit besser planen und durchführen können“, glaubt Mödlhammer. „Ein nächster Schritt wird die Erarbeitung eines Leitfadens sein, wie man solche Projekte von Null weg angehen kann, um am Ende bei der qualitativ guten und partnerschaftlichen Jugendarbeit zu landen.“
Jugendarbeit bietet Chancen für alle sozialen Schichten
Mit der starken Zuwanderung hat sich nicht nur in urbanen Gebieten der Bedarf nach professioneller Jugendarbeit verstärkt. Für marginalisierte Gruppen wie geflüchtete Jugendliche oder sozial benachteiligte Jugendliche leistet die offene Jugendarbeit besonders wichtige Inklusionsarbeit. „Für diesen Bereich gibt es nun erstmals einen Leitfaden“, sagt Mödlhammer. „Wir werden ihn allen Gemeinden zur Verfügung stellen.“ Darüber hinaus kann eine professionell gestaltete Jugendarbeit die Bindung junger Menschen an die Gemeinde verbessern, eine Vermittlerposition zwischen Jugend und Gemeinde einnehmen, sowie Partizipationsprozesse gestalten. Die Jugendarbeit kann als „Radar“ für Probleme und Anliegen Jugendlicher von besonders hohem Stellenwert für die Gemeinde sein.