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Weltfrauentag: Immer noch nur wenige Bürgermeisterinnen

Der Weltfrauentag am 8. März ist auch für den Gemeindebund ein guter Anlass, um Bilanz über den Frauenanteil in Österreichs Gemeindeämtern zu ziehen. Ergebnis: Die Zahl der österreichischen Bürgermeisterinnen steigt nur langsam: Waren 2010 nur 4,7 Prozent der 2.354 Ortschefs weiblich, so sind es 2014 zwar bereits 5,6 Prozent bzw. 132 Frauen. Im europäischen Vergleich ist das immer noch ein niedriger Wert.

Den höchsten Frauenanteil an der Spitze von Gemeinden gibt es in Niederösterreich: 44 Frauen wagten sich hier an die kommunale Spitze, das entspricht 7,7 Prozent aller Gemeinden im Bundesland. Platz zwei belegt Oberösterreich mit 6,5 Prozent bzw. 29 Bürgermeisterinnen, gefolgt von Vorarlberg mit 6,3 Prozent oder sechs Frauen. Die anteilmäßig wenigsten Bürgermeisterinnen lassen sich in Salzburg mit 2,5 Prozent (drei Bürgermeisterinnen) und in Kärnten mit 2,3 Prozent (ebenfalls drei Bürgermeisterinnen) finden.

Mehr als doppelt so viele Vizebürgermeisterinnen

Daran, dass die Frauen sich nicht für die Kommunalpolitik interessieren, kann es nicht liegen, denn in der zweiten Reihe der Kommunalpolitik, nämlich bei den Vizebürgermeisterinnen, schaut es schon viel positiver aus: Österreichweit gibt es in dieser Funktion stolze 12,9 Prozent Frauen. Die meisten finden sich hier in Vorarlberg (19,8 Prozent bzw. 19 Frauen). In Salzburg gibt es wenige Chefinnen in den Gemeindestuben, dafür deulich mehr weibliche Vizes: 16,8 Prozent Vizebürgermeisterinnen sind ein hoher Wert im österreichischen Schnitt. Oberösterreich (14,9 Prozent) und Niederösterreich (14,1 Prozent) liegen, was die Frauenquote angeht, in diesem Punkt fast gleichauf an dritter Stelle. Schlusslichter bei den Vizebürgermeisterinnen sind Tirol mit neun Prozent (19 Frauen) und wieder Kärnten mit nur 8,3 Prozent (elf Frauen).

Mödlhammer: „Rahmenbedingungen verbessern“

Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer sieht noch Handlungsbedarf bei den Rahmenbedingungen: „Kommunalpolitische Arbeit findet vielfach noch in langen Sitzungen in den Abendstunden statt, auch viele Wochenendtermine schlagen sich nicht gerade positiv auf die Lebensqualität nieder“, so Mödlhammer. „Auch die Art und Weise, wie man in der Politik miteinander umgeht, schreckt viele Frauen ab, das halten unsere Bürgermeisterinnen für eines der größten Probleme.“ Die Anforderungen an das Bürgermeisteramt seien generell sehr hoch, 60 bis 70 Wochenstunden (Zivilberuf und Amt) seien keine Seltenheit.

Natürlich sei auch die Vereinbarkeit des Amtes mit der Familie für viele Frauen ein wichtiges Thema. „Das funktioniert nur, wenn der Partner auch voll hinter diesem kommunalpolitischen Engagement steht“, berichtet Mödlhammer aus den Erzählungen der weiblichen Ortschefs, die sich einmal jährlich bei einem großen Treffen vernetzen und austauschen. „Die stetige Erhöhung des Frauenanteils in den Gemeinderäten, aber auch die den Positionen des Vizebürgermeisters sind sicherlich Hebel, bei denen man noch stärker ansetzen muss. Wir müssen Frauen ermuntern, diese Ämter auch aktiv anzustreben und nicht darauf zu warten, dass man sie ihnen anbietet.“

Beste Quote bei den Amtsleiterinnen

Frauen haben auch kein Problem damit, operative Führungsrollen in der Verwaltung zu übernehmen, wie ein Blick auf die Zahl der Amtsleiterinnen zeigt: Niederösterreich erreicht auch hier einen Spitzenplatz: In insgesamt 573 niederösterreichischen Gemeinden arbeiten in diesem Beruf tolle 162 Frauen – das entspricht 28,3 Prozent. Das Burgenland, an zweiter Stelle, verfügt mit fast 23 Prozent Amtsleiterinnen bereits über weniger weibliche kommunale Führungskräfte. Zumindest in diesem Bereich sind die Kärntnerinnen auf kommunaler Ebene gut beteiligt, denn Platz drei geht an Kärnten, wo 20,5 Prozent der Amtsleiter weiblich sind. Die wenigsten weiblichen Chefinnen in den Verwaltungen finden sich in Salzburg mit 9,2 Prozent.

Warum ist die Lage in Niederösterreich so gut?

Barbara Schwarz, ehemalige Bürgermeisterin von Dürnstein und heute Landesrätin für Frauen, weiß, warum Niederösterreich so viele Ortschefinnen hat. „Die Parteien wissen, dass Frauen gute Arbeit in der Politik leisten und fördern dies auch entsprechend. Diesen Umstand sieht man auch daran, dass wir derzeit fast doppelt so viele Vizebürgermeisterinnen haben – das sind unsere Bürgermeisterinnen von morgen! Allerdings kenne ich das noch aus meiner eigenen Erfahrung, dass man sich, wenn man mit dem Wunsch konfrontiert wird, Bürgermeisterin zu werden, schon die Frage stellt, ob man das auch wirklich kann. Aber Mut machen auf jeden Fall die zahlreichen Vorbilder, die gezeigt haben, dass man es schaffen kann.“ Schwarz selbst hatte damals zwei Kinder, „die nicht mehr ganz so klein waren“, wie sie erzählt, war nebenbei noch berufstätig und lenkte zudem von 2004 bis 2011 noch die Geschicke der Wachauer Gemeinde. „Es ist wichtig, dass die Strukturen rundherum passen und manchmal habe ich meine Kinder auch zu Terminen mitgenommen“, so die 54-Jährige.

17 Prozent weibliche Gemeinderäte

Für die Gemeinderäte liegen österreichweit keine vollständigen Zahlen vor. Rund 42.000 kommunale Mandatar/innen gibt es derzeit. Für sechs Bundesländer liegen Zahlen vor, für Salzburg und Kärnten liegen derzeit noch keine Daten vor. Insgesamt dürfte der Frauenanteil in den kommunalen Vertretungen bei rund 17 Prozent liegen. Den höchsten Wert weist hier Vorarlberg auf, 20 Prozent der kommunalen Mandate werden von Frauen besetzt. Schlusslicht ist die Steiermark mit einem Anteil von nur elf Prozent Frauen in den Gemeinderäten.

In Niederösterreich gibt es nicht nur die meisten Bürgermeisterinnen, sondern auch die meisten Amtsleiterinnen. Amtsleiterin Ute Stöckl arbeitet bereits seit 1983 in der Gemeindeverwaltung Bisambergs. ©Gemeindebund