22.9.2014 – Vorarlberg wird in Zukunft von einer Koalition regiert werden. Soviel steht nach dem Wahlsonntag im Ländle fest, nachdem die Landeshauptmann-Partei rund um Markus Wallner die absolute Mehrheit verloren hat. Die ÖVP erreichte bei der Landtagswahl am 22. September 2014 41,8 Prozent der Stimmen. Das ist ein Minus von neun Prozent.
Als mögliche Koalitionspartner stehen FPÖ und Grüne zur Verfügung. Die Blauen konnten trotz einem Verlust von 1,7 Prozent Platz zwei behalten (23,5 Prozent). Die meisten Zugewinne konnten allerdings die Grünen für sich verbuchen: Mit einem Plus von 6,7 Prozent stehen sie bei 17,1 Prozent.
Die SPÖ verlor ebenfalls Stimmen: Mit einem Minus von 1,3 Prozent können die Sozialdemokraten nur mehr 8,8 Prozent der Stimmen erreichen. Der erste Wahlantritt der NEOS führt zum Einzug in den Landtag. Sie erreichten auf Anhieb 6,9 Prozent der Stimmen. Sonstige Parteien kommen auf zwei Prozent.
Grüne gewinnen zwei Mandate
Die Stimmenverluste haben für die FPÖ trotz Stimmenverlusten im Landtag keine Auswirkungen. Sie stellen weiterhin neun Mandatare. Die ÖVP verliert vier Plätze im Landtag und besetzt künftig nur mehr 16 Plätze, die Grünen gewinnen zwei dazu und stehen damit bei sechs Mandaten, die SPÖ bleibt bei drei und die NEOS ziehen mit zwei Mandataren ins Landesparlament ein.
ÖVP legte in nur sechs Gemeinden zu
Der Blick auf die Gemeindeergebnisse spiegelt den landesweiten Trend gut wieder: Die Volkspartei konnte in nur sechs der 96 Gemeinden Zugewinne verbuchen, die Grünen hingegen verloren nur in zwei der Gemeinden Stimmen, sonst gab es für die Partei überall Zugewinne.
Fontanella: Höchste Zustimmung für Volkspartei
Die meiste Zustimmung erhielt die Volkspartei in der Kleingemeinde Fontanella im Großen Walsertal. Hier votierten 84,4 Prozent der 330 Wahlberechtigten für die Landeshauptmann-Partei – was aber gegenüber 2009 dennoch ein Minus von fünf Prozentpunkten darstellte. Fontanella war übrigens die einzige Gemeinde, in der die ÖVP bei diesem Urnengang die 80-Prozentmarke überschritt. 2009 hatte die Partei dies noch in sieben Gemeinden geschafft, in zwei kam man damals sogar über die 90-Prozentmarke.
Den größten Zugewinn erhielt die Gemeinde in Frastanz im Bezirk Feldkirch, wo es ein Plus von 3,6 Prozent /auf 50,4 Prozent) gab. Einen regelrechten Absturz muss Markus Wallner in Schröcken hinnehmen. 2009 erreichte die ÖVP dort noch 92,2 Prozent und war damit die schwärzeste aller Gemeinden im Ländle, 2014 muss die Partei dort ihr größtes Minus von 17,5 Prozent hinnehmen. Den größten Verlust verbuchte die Volkspartei in der Gemeinde Höchst im Rheindelta. Hier setzte es ein Minus von 19,7 Prozentpunkten (auf 39,6 Prozent); alle anderen Parteien konnten zulegen, am stärksten die Grünen mit 7,7 Prozentpunkten.
Grüne punkteten in ihren Hochburgen
Die Grünen – mit 6,5 Prozentpunkten Zugewinn der große Gewinner der Wahl – punkteten in ihren Hochburgen, vor allem im Bezirk Feldkirch sowie in Dornbirn. Das stärkste Ergebnis erzielte die Partei in Röthis mit 23,7 Prozent – dort verbuchte die Partei mit einem Plus von 9,18 Prozentpunkten auch ihren zweitgrößten Zugewinn, die ÖVP stürzte hier um 13,7 Prozentpunkte ab. Große Zustimmung erzielten die Grünen zudem in der Kleingemeinde Düns (23,4 Prozent), im Wallfahrtsort Rankweil mit 22,6 Prozent, in Sulz (22,3) und in der bevölkerungsreichsten Gemeinde Vorarlbergs, der Stadt Dornbirn, wo 21,4 Prozent Grün wählten.
Verluste erlitten die Grünen nur in zwei Gemeinden: In der Kleinstgemeinde Röns verlor die Partei 2,6 Prozentpunkte und kam auf 14,1 Prozent. Und in der Kleingemeinde Brand verloren die Grünen 0,6 Prozentpunkte (Ergebnis 5,7 Prozent). Den größten Stimmengewinn konnten die Grünen in der Industrie- und Stickerei-Gemeinde Lustenau mit einem Plus von 9,4 Prozentpunkten verbuchen; insgesamt 19,5 Prozent votierten für die Öko-Partei.
Strolz‘ Heimatgemeinde: Drittbestes Ergebnis für NEOS
Die erstmals angetretenen NEOS konnten ihr Top-Ergebnisse in Mittelberg im Kleinwalsertal einfahren: 13,6 Prozent der Wahlberechtigten wählten dort pink. Ebenfalls stark waren die NEOS in Lech am Arlberg: 13 Prozent der Skifahrergemeinde stimmten für die neue Partei. Dalaas, die Heimatgemeinde von Bundespartei-Chef Matthias Strolz, lag mit 12,6 Prozent auf Platz drei der besten Gemeinden der NEOS. Allerdings konnte die pinke Gruppierung – wie insgesamt – hier bei der Nationalratswahl (mit 39,9 Prozent) und der EU-Wahl (24,6) deutlich besser abschneiden.
Heftige Verluste für FPÖ in Laterns, Damüls und Mittelberg
Die FPÖ erzielte wie schon 2009 in der Gemeinde Hohenems ihr stärkstes Ergebnis. Mit 35,3 Prozent setzte es allerdings auch hier einen Verlust für die Partei – 2,7 Prozentpunkte verlor man gegenüber dem letzten Urnengang. Auch die übrigen Top-Ergebnisse erzielte die FPÖ in ihren traditionellen Hochburgen. In insgesamt sechs Gemeinden schenkten mehr als 30 Prozent den Blauen ihr Vertrauen, neben Hohenems auch in Fußach, Nenzing, Mäder, Gaschurn und Vandans.
Heftige Verluste erlitt die FPÖ in Laterns, Damüls und Mittelberg: In Laterns – eine der sechs ÖVP-Zuwachsgemeinden – büßten die Freiheitlichen 8,9 Prozentpunkte ein, in der ÖVP-Hochburg Damüls gab es ein Minus von acht Prozentpunkten und in der NEOS-Hochburg Mittelberg verloren die Freiheitlichen 7,9 Prozentpunkte.
SPÖ in sechs Gemeinden unter ein Prozent
Die SPÖ, die bereits auf niedrigem Niveau gestartet war, erhielt als einzige (der in den Landtag eingezogenen) Parteien in einer Gemeinde gar keine Zustimmung: In der VP-Hochburg Fontanella verlor die SPÖ gegenüber 2009 ihre drei Stimmen und hält nun bei null Prozent. In weiteren fünf Gemeinden – meist ÖVP-dominiert – schaffte die Partei die Ein-Prozent-Hürde nicht: In Sibratsgfäll, Fraxern, Sonntag, Bizau und Eichenberg kam man auf Ergebnisse zwischen 0,4 und 0,9 Prozent der Stimmen.
Den größtem Schwund musste die Sozialdemokratie in der Gemeinde Frastanz mit einem Minus von 6,6 Prozentpunkten hinnehmen. Auch in Dalaas mit 4,2 und in St. Gallenkirch mit 3,8 Prozentpunkten setzte es für die SPÖ große Verluste.