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Trinkwasserversorgung bei Blackout

In den Medien ist derzeit viel über ein mögliches Blackout zu lesen. Das wirft auch Fragen zur Trinkwasserversorgung im Krisenfall auf. Wie sicher ist es, dass während eines flächendeckenden Stromausfalls weiterhin frisches Trinkwasser in hoher Qualität aus der Leitung kommt, und welche Vorsorgemaßnahmen können die Bürgerinnen und Bürger treffen?

In Österreich sorgen rund 5.500 Trinkwasserversorger – von großen Wasserwerken bis zu kleineren, regional organisierten Wassergenossenschaften – für eine reibungslose und sichere Versorgung mit Trinkwasser. Die Art der Trinkwasserversorgung ist landesweit durch die unterschiedlichen topografischen Gegebenheiten – von der pannonischen Tiefebene über alpines Hochgebirge bis hin zu Seenlandschaften – sehr vielfältig. Entsprechend divers sind auch die Vorkehrungen für ein mögliches Blackout in den Regionen.

Regionale Unterschiede in der Blackout-Vorsorge

Wiener Wasser fließt aus den steirisch-niederösterreichischen Alpen im natürlichen Gefälle ohne eine Pumpe bis in die Stadt. Das bedeutet, dass das Wiener Wasser ohne Strom nach Wien fließt. Das Wiener Stadtgebiet liegt größtenteils topografisch tiefer als die Wasserbehälter, sodass die Wasserversorgung mithilfe der Schwerkraft erfolgt. Dies gilt ebenso für viele gebirgige Regionen Österreichs.

Anders ist die Lage im Alpenvorland, etwa in Wels. Hier muss das Trinkwasser aus Brunnen gepumpt werden, um zu den Haushalten zu gelangen. Wolfgang Nöstlinger, Vorstandsdirektor der Welser eww Gruppe und ÖVGW-Vizepräsident und Sprecher im Wasserfach: „Hier in Wels sorgen wir mittels Notstrom-Aggregaten vor. So können wir die zentrale Trinkwasserversorgung im Falle eines Blackouts aufrechterhalten.“ Auch viele kleine Wasserversorger sind mit solchen Notstrom-Aggregaten ausgestattet.

Wieder anders sorgt man im Süden Österreichs vor: Das Wasserwerk der Stadt Villach hat ein „Wassermobil“ entwickelt, mit dem im Krisenfall energie- und witterungsunabhängig die Trinkwasserversorgung für einzelne Netzbereiche, Objekte, Gewerbebetriebe usw. aufrechterhalten werden kann.

Was jede und jeder Einzelne zur Vorsorge tun kann

Aufgrund dieser regionalen Unterschiede – von Quellen zu Brunnen, von großen urbanen Versorgern bis zu regionalen Genossenschaften – appelliert Nöstlinger an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger und empfiehlt: „Informieren Sie sich direkt in Ihrer Gemeinde oder bei Ihrem Wasserversorger. Dieser kann Ihnen genau sagen, was im Falle eines Blackouts in Ihrem jeweiligen Versorgungsgebiet genau geschieht und welche Maßnahmen zur Vorsorge getroffen wurden.“

Zu dieser Eigenverantwortung gehört es außerdem, sinnvolle Vorbereitungen zu treffen. Für die Trinkwasserversorgung heißt das konkret, nach Rücksprache mit dem Trinkwasserversorger Flaschenwasser für den Zeitraum einzulagern, für den die Trinkwasserversorgung eventuell ausfallen könnte. Empfohlen wird generell eine Menge von zwei Litern pro Person und Tag.

Das Befüllen von Badewannen oder Containern sei hingegen nicht sinnvoll – dieses Befüllen kann zum Problem werden, wenn die Trinkwasserversorger im Hintergrund dabei sind, die Versorgung aufrechtzuerhalten: Werden die Wasserbehälter zu rasch geleert, verkürzt sich der Zeitraum, in dem die Wasserbehälter als Puffer die erforderliche Menge für die Bevölkerung zur Verfügung stellen können.

Grundbedürfnisse haben Vorrang: ­Trinkwasser als Lebensmittel und für Hygiene

Um den Zeitraum ohne Strom gut zu überbrücken, müsse man sich außerdem auf das Nötigste beschränken: „Die Trinkwassernutzung als Lebensmittel und für die Hygiene hat im Krisenfall absoluten Vorrang. Vor allem in den großen Städten besteht die Gefahr von Seuchen, wenn es kein Wasser gibt und damit die WC-Spülungen ausfallen.

Die Wasserwerke sind darauf ­eingerichtet, auch im Notfall den täglichen Bedarf an Trinkwasser zum Kochen und Trinken und die Hygiene liefern zu können“, so Nöstlinger. Und schließlich heißt es im Krisenfall: Ruhe bewahren und die Informationen der Behörden ernst nehmen.

Versorgungsunternehmen bereiten sich aktiv vor

Selbstverständlich liegt es nicht nur an der Bevölkerung, vorzusorgen. Die Trinkwasserversorgung ist ein zentrales Element der Daseinsvorsorge – daher gibt es für die Trinkwasserversorger ein Regelwerk, in dem festgeschrieben ist, wie sie sich für den Krisenfall vorzubereiten haben. Dazu gehört auch die Richtlinie W74 der ÖVGW, der österreichweite Standard für alle Trinkwasserversorger: „Trinkwassernotversorgung – Erfolgreiches Krisenmanagement in der Wasserversorgung“.

Die Trinkwasserversorger verfügen über Notfallpläne und die Branche bereitet sich mit Schulungen und Übungen aktiv vor. Zu den Maßnahmen zählen etwa laufende Wartungsarbeiten, der Zusammenschluss mit anderen Wasserversorgern zu einem Leitungsverbund, die Ausstattung wichtiger Anlagenteile mit Notstromaggregaten, aber auch ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst in den Wasserwerken mit bestens geschultem Personal, das das System auch manuell bedienen kann.

„Die österreichischen Wasserwerke und Trinkwasserversorger sind gut vorbereitet, um im Krisenfall schnell und professionell reagieren zu können“, so Nöstlinger.

Um die Trinkwasserversorgung für den Krisenfall und damit im Fall eines Blackouts flächendeckend zu sichern, seien aber in jedem Fall weitere Investitionen in den Ausbau der Trinkwasser-Infrastruktur wichtig: „Als Interessenvertretung der Trinkwasserversorger steht das Thema Blackout-Vorsorge ganz oben auf unserer Agenda und wir fordern die Politik auf, entsprechende Rahmenbedingungen für weitere Investitionen in den Ausbau der Trinkwasser-Infrastruktur zu ermöglichen“, erklärt Nöstlinger und konkretisiert: „Dazu gehören etwa auch Förderungen für präventive Maßnahmen, die über Leitungsausbau und Behälterbau hinausgehen.“

Die ÖVGW schlägt eigene Förderschienen vor, damit sich kleine und mittlere Trinkwasserversorger umfassend auf Krisen wie Blackouts vorbereiten können.

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