Für die Bekämpfung der Pandemie sind in erster Linie die Gesundheitsbehörden zuständig. Doch die sind seit ihrem Beginn mit dem enormen Ausmaß dieser Krise überfordert. In Salzburg sollen nun auch die Gemeinden bei der Eindämmung des Infektionsgeschehens mithelfen. Da die regionalen Gesundheitsbehörden mit der Nachverfolgung von Covid-Erkrankten und deren Kontaktpersonen dort bereits an ihre Grenzen stoßen, ging Anfang letzter Woche ein Hilferuf des Landes an die Kommunen. In Tamsweg im Lungau ist der Contact Tracing-Betrieb vor einigen Tagen angelaufen.
Große Bereitschaft zu helfen
„Es geht hier um eine gemeinsame Herausforderung, die wir auch gemeinsam bewältigen müssen“, zeigt sich der Tamsweger Bürgermeister Georg Gappmayer überzeugt. Als seine Gemeinde für den Testbetrieb ausgewählt wurde, war die erste Reaktion sehr deutlich: „Wir wollen mithelfen.“ Schließlich, so der Bürgermeister, müsse man einen Beitrag leisten, damit der Alltagsbetrieb weiterlaufen kann wie bisher.
Auch das notwendige Personal war sofort gefunden: Da das Tamsweger Hallenbad derzeit aufgrund der Pandemie geschlossen ist, standen bereits freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Stelle. „Eine der wichtigsten Vorbereitungen war die fachliche Schulung des Personals“, erzählt Gappmayer. Die neuernannten Contact Tracer führen teils einschneidende Formalakte durch, wie etwa die mündliche Verhängung der Quarantänepflicht. „Da ist eine entsprechende Sensibilisierung notwendig“, beteuert der Ortschef. Begonnen habe man am Montag in Teamwork, „um einen guten fachlichen Austausch sicherzustellen.“ In Tamsweg sind nun vier Contact Tracer im Einsatz, exklusive Amtsleitung und Bürgermeister selbst, die ebenfalls der Schulung unterzogen wurden.
Wie läuft das Contact Tracing in der Gemeinden ab?
Das Ganze funktioniert wie folgt: „Wir bekommen die positiv getesteten Fälle von der Gesundheitsbehörde übermittelt. Diese Personen werden dann von uns telefonisch informiert. Danach gibt es ein Online-Formular, es müssen Daten aufgenommen und Kontaktpersonen abgefragt werden“. Dieses erste Telefonat könne bereits von einer halben Stunde bis hin zu einer Stunde dauern, bestätigt Bürgermeister Gappmayer. Die betroffenen Personen bekommen dann einen mündlichen Quarantäne-Bescheid, bevor der Fall wieder an die Gesundheitsbehörde zurückgeht, die den schriftlichen Bescheid ausstellt. Danach werden die Kontaktpersonen auf dieselbe Weise informiert.
In Tamsweg wurde für das Contact Tracing der Sitzungssaal im Rathaus zur Verfügung gestellt. Der Gemeindebetrieb bleibt davon nicht unberührt: „Die Verwaltung ist derzeit natürlich sehr gefordert.“ Doch Gappmayer betont auch: „Diese Krise betrifft uns ja alle.“ Daher sei es im Interesse des Betriebs, die Infektions-Nachverfolgung zu verbessern. Großen Zuspruch gab es von der Bevölkerung und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen sich sehr engagiert. „Der Zusammenhalt ist groß“, versichert der Bürgermeister.
Fast alle Gemeinden in Salzburg helfen mit
Mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung im Bundesland Salzburg tragen zwischenzeitlich personell das Contact Tracing – immer noch die wirkungsvollste Herangehensweise, um rasch mit COVID-19 infizierte Personen festzustellen und die notwendigen behördlichen Quarantänemaßnahmen zu setzen. Rund 340 davon sind Gemeindebedienstete der Salzburger Landgemeinden, die binnen weniger Stunden an die Bezirkshauptmannschaften als Unterstützung gemeldet wurden.
Zusammengefasst wurden die erforderlichen Maßnahmen in einem Umsetzungsauftrag des Landes, der sich nicht nur an die Gemeinden, sondern auch an die Bezirksverwaltungsbehörden sowie die zuständigen Abteilungen des Amtes der Salzburger Landesregierung Anfang letzter Woche gerichtet hat. Binnen nur eines Vormittags haben dann die Salzburger Gemeinden ein Amtshilfeersuchen durch die Bezirkshauptmannschaft erhalten. Gleichzeitig wurden den Gemeinden die wichtigsten FAQs und Informationen betreffend Kontaktpersonen, Quarantäneregelungen und Abfragelisten übermittelt. Bereits zwei Stunden später haben trotz der, auch in den Gemeinden stark angespannten Personallage mehr als 90 Prozent aller Salzburger Gemeinden Vor- und Zuname, Funktion in der Gemeindeverwaltung sowie die Erreichbarkeit der als Contact Tracer vorgesehenen Gemeindemitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie die organisatorischen Ansprechpartner innerhalb der Gemeindeverwaltung an die Bezirkshauptmannschaft übermittelt.
Personaleinsatz durch Einbindung der Gemeinden verdoppelt
Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in weiterer Folge durch die Gesundheitsabteilung der Salzburger Landesregierung formal bestellt. Die Bezirkshauptmannschaften haben ihrerseits für Fragen der Gemeinden vormittags und nachmittags ein fixes Zeitfenster mit einer nur den Gemeinden vorbehaltenen Telefonnummer freigehalten, die Landesinformatik hat mit dem Referat für Geodaten-Infrastruktur eine Hotline für technische Fragen in den Dashboards hinterlegt. Die Hauptverantwortung liegt weiterhin bei den Bezirkshauptmannschaften als Gesundheitsbehörden – dort treffen die Laborergebnisse ein, werden einem Clearing-Prozess unterzogen und wird festgelegt, welche Fälle an welche Gemeinde zur weiteren Bearbeitung übergeben werden.
„Eine der größten Herausforderungen war die Herstellung der digitalen Infrastruktur zwischen den Behörden sowie die Schulung der Contact Tracer.“
Innerhalb von weniger als einer Woche konnte damit etwas auf den ersten Blick fast Unmögliches realisiert werden: eine zusätzliche, belastbare Unterstützungsschiene zwischen Land, Bezirksbehörden und Gemeinden im gesamten Landesgebiet Salzburg aufzusetzen, mit welcher der Personaleinsatz im Kampf gegen die weitere Ausbreitung von SARS-CoV-19 verdoppelt wurde.
„Wir müssen jetzt zusammenhalten. Und wenn man den Zusammenhalt nutzt, um diese Krise gemeinsam zu bewältigen, dann ist das einer der ursprünglichsten Gedanken einer Gemeinde“, fasst der Bürgermeister Georg Gappmayer zusammen.