Der Radstädter Bürgermeister Josef Tagwercher legt nach 20 Jahren sein Amt nieder. Der 64-Jährige verlässt die Spitze der knapp 5.000 Einwohner-Gemeinde im Salzburger Pongau mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Ich habe in dieser Zeit sehr viel erreichen können“, resümiert Tagwercher, der schon vor seiner Amtszeit bereits fünf Jahre lang als Vizebürgermeister tätig war.
In Sachen Infrastruktur ist in den letzten 25 Jahren in Radstadt einiges geschehen. In mehreren Schritten wurde die Kläranlage sowie die Kanalisation erneuert, die Wasserversorgung neu aufgestellt, eine Tiefgarage unter dem Stadtplatz verwirklicht und als letztes großes Projekt der gesamte Ortskern zu einer Begegnungszone umgestaltet.
Vorreiterschule auch Wahlkampf-Thema
Ein besonders großes Projekt war auch Thema des letzten Bürgermeister-Wahlkampfs: Die Volks-, Musik- und Neue Mittelschule wurde komplett neu aufgebaut und zählt seit ihrer Fertigstellung zu den modernsten Schulen Österreichs. „Ich bin sehr stolz auf meine Heimatgemeinde mit ihrer 700 Jahre alten Geschichte“, meint Tagwercher, der sich besonders im historischen Ortskern Radstadts wohlfühlt.
Natürlich sei das Bürgermeisteramt voller Herausforderungen, fügt der scheidene Ortschef hinzu, für den es nicht sehr überraschend kommt, dass bei der kommenden Wahl am 10. März 2019 in Radstadt nur ein Kandidat für das Bürgermeisteramt antritt. Schon bei der Listenerstellung über die letzten drei Jahre hinweg habe es sich abgezeichnet, dass es schwierig werden könnte, einen Nachfolger zu finden. Als Zeichen eines aktuellen Trends sieht Tagwercher das nicht.
Mit Zuversicht in die Zukunft
Auch im Jahr 1989 war es schon schwierig gewesen, einen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Man habe die heutige Situation bereits absehen können, meint Tagwercher, der zuvor als Landesbediensteter tätig gewesen war. Bei zwei von drei der potenziellen Kandidaten habe etwas dagegen gesprochen, mal berufliche, meist private Gründe.
„Bürgermeister zu sein ist nun mal ein großer Arbeitsaufwand“, erklärt der langjährige Ortschef. Meistens komme bei der Entscheidung dafür das Privatleben und vor allem die Familie dazwischen, die sich dabei einig sein müsse. Dennoch habe ihm das Bürgermeisteramt viel Freude bereitet, sagt Tagwercher, der zu seinen größten Stärken seine ruhige Art und die Fähigkeit, kurzfristig Entscheidungen zu treffen, zählt. Als besonders wichtig erwies sich auch die Gabe, Dienstliches von Privatem trennen zu können. In der Politik werde man häufig angegriffen, und man müsse lernen, diese Angriffe nicht ins Privatleben mitzunehmen, so der 64-Jährige.
Vermittler zwischen Fronten
„Ruhe ausstrahlen und als Vermittler zwischen Konfliktparteien schlichten“, antwortet der Radstädter Ortschef auf die Frage, welche Eigenschaften einen guten Bürgermeister ausmachen. Ob es nun um Bauangelegenheiten geht oder um die Durchsetzung von neuen Projekten, man müsse auf die Leute eingehen und ihnen zuhören. Seinem Nachfolger wünscht Tagwercher „genauso viel Erfolg, aber auch genauso viel Freude in dem Amt, das alle Tage etwas Neues bringt“, wie er es erleben durfte.