Palmbuschensegen, Ratscherbuam, Fleischweihe, Osterfeuer und Gottesdienst – viele Bräuche können 2020 zu Ostern aufgrund der Coronakrise nicht wie gewohnt stattfinden. Die österreichischen Gemeinden lassen sich aber nicht unterkriegen und reagieren mit alternativen Ideen.
Not macht bekanntlich erfinderisch und das zeigt sich besonders in der aktuellen Coronakrise: Auch wenn dieses Jahr zu Ostern viele traditionelle Bräuche nicht wie gewohnt stattfinden können, mangelt es nicht an kreativen Alternativen.
Osterkerze statt Osterfeuer
Das im österreichischen Alpenraum weit verbreitete Osterfeuer in der Nacht auf Ostersonntag ist in vielen Gemeinden bereits seit Jahren nur beschränkt erlaubt oder gänzlich verboten. Im „Coronajahr“ soll es noch weniger davon geben: In der Steiermark, in Salzburg, Tirol, Kärnten und im Burgenland sind Osterfeuer 2020 verboten. Grund dafür sind die Ausgangsbeschränkungen durch die Coronakrise und die erhöhte Brandgefahr, wobei Einsatzkräfte derzeit in anderen Bereichen dringender gebraucht werden.
Nachdem private Osterfeuer häufig auch zur Verbrennung von Strauch- und Grünschnitt genutzt werden, haben sich manche Gemeinden dafür eine andere Lösung einfallen lassen: Weil derzeit das Altstoffsammelzentrum gschlossen ist, bieten die steirischen Gemeinden Bärnbach und Voitsberg etwa kostenlose Sammelstellen für Strauch- und Grünschnitt an.
Gottesdienst per Livestream verfolgen
Auch die Ostermesse wird diesmal anders ausfallen: Der Gang in die Kirche wird durch digital übertragene Messen ersetzt. Die österreichische Bischofskonferenz hat Richtlinien für die Karwoche unter Pandemie-Bedingungen erstellt. Dafür sollte jeder gesunde Priester, der einer Gemeinde vorsteht und einen geeigneten Kirchenraum zur Verfügung hat, mit nur vier Gläubigen – allesamt gesund und nicht zur Risikogruppe gehörend – alle liturgischen Feiern begehen.
Die restliche Glaubensgemeinschaft kann die Gottesdienste per Livestream, im Radio oder Fernsehen verfolgen. Die ORF-Regionalradios übertragen die litergischen Feiern aus den Bundesländern, in den größeren Diözesen gibt es häufig einen Livestream.
Fernsegen und Ratschen in Patschen
Die traditionelle Segnung der Palmbuschen am Palmsonntag wurde ebenfalls kreativ gehandhabt: Manche der geschmückten Palmzweige empfingen den Segen von der Ferne aus und auf der Homepage der Diözese Linz gab es eine Anleitung zum Selber-Segnen. In einigen Salzburger Gemeinden wurden die Palmbuschen auf die Gräber gesteckt und durften nach der Weihe wieder abgeholt werden.
Auch das „Ratschen“, das in unterschiedlichen Ausprägungen, aber jedenfalls lautstark in ganz Österreich in den Tagen vor Ostern praktiziert wird, ist heuer in seiner traditionellen Form nicht möglich. Stattdessen lud die Diözese St. Pölten alle „Ratschenkinder“ dazu ein, von zu Hause aus zu ratschen – also „Ratschen in den Patschen“.
Im Salzkammergut wird das Ratschen-Brauchtum besonders hochgehalten: Die Ebenseer Ratscherbuben wollen auch in Coronazeiten nicht auf ihren großen Auftritt verzichten und ratschen in der Glockenstube im Kirchturm der Pfarrkirche St. Josef die größte Kirchturmratsche Österreichs – selbstverständlich unter strenger Einhaltung der Regierungsmaßnahmen.
Germstriezel-Challenge für Schüler
Am Ostertisch dürfen neben Ostereiern die selbstgebackenen Mehlspeisen nicht fehlen – egal ob Osterpinze, -Lamm oder Germstriezel, gebacken wird gerne in größerer Runde. Darauf, wie auch auf das gemeinsame Eierfärben für die Kinder müssen viele Gemeinden heuer verzichten. Die Schüler und Schülerinnen der HBLA St. Florian in Oberösterreich dürfen sich dennoch im Backen versuchen: Sie treten bei einer Germstriezel-Challenge in den sozialen Medien gegeneinander an.
Auch wenn im Jahr 2020 viele Bräuche der Pandemie zum Opfer fallen, darf man zumindest den Kindern versichern: Der Osterhase kommt auch trotz Corona.