Der Lockdown wird gelockert. Dazu hat sich die Regierung am Montag in einer Konferenz mit den Landeshauptleuten entschieden. Die Schulen bieten demnach nach den Semesterferien wieder Präsenzunterricht an – allerdings nur mit negativem Testergebnis. Auch der Handel wird am 8. Februar geöffnet, verbunden mit diversen Schutzmaßnahmen.
Testpflicht für Schulen
Für die Schulen kommt eine Art Testpflicht: Am Präsenzunterricht können nur jene Schüler teilnehmen, die auch einen Test machen, erklärte Kanzler Sebastian Kurz, wird dies verweigert, muss man im Distance Learning bleiben. Alles andere wäre unverantwortlich, befand er. Es geht dabei um sogenannte Nasenvorraumtests, die nicht wehtun, versicherte Kurz. In der Volksschule werden die Klassen nicht einmal geteilt, es gibt also täglichen Präsenzunterricht. In höheren Schulstufen gibt es Schichtbetrieb, zwei Mal pro Woche wird jeweils getestet. In der Oberstufe kommt auch eine FFP2-Maskenpflicht, Details soll Bildungsminister Heinz Faßmann am Dienstag darlegen. Die Kindergärten sollen in den Normalbetrieb wechseln.
Auch der Handel öffnet wieder
Der Handel öffnet zwar wieder, es können aber weniger Kunden in die Geschäfte, da pro Person 20 Quadratmeter zur Verfügung stehen müssen. Zudem gilt eine FFP2-Maskenpflicht. Die gleichen Regeln sind für Galerien, Museen und Tiergärten vorgesehen.
Die Nutzung körpernaher Dienstleistungen wie Friseurbesuch ist zwar wieder möglich, aber nur, wenn ein Test vorgelegt wird, der nicht älter als 48 Stunden ist. Die sogenannten Wohnzimmertests werden da nicht akzeptiert, weil man einen Nachweis auf Papier oder per SMS braucht. Kontrollieren müssen die Tests die Dienstleister selbst, die Gesundheitsbehörden und die Polizei wiederum kontrollieren die Betriebe, hieß es auf Nachfrage.
Künftig dürfen sich auch wieder zwei Haushalte – maximal vier Erwachsene – treffen. Die nächtlichen Ausgangssperren bleiben bestehen. Strafen bei Verstößen werden verschärft, ebenso soll das Grenzregime “deutlich verschärft” werden.
Das nächste Mal Bilanz zieht die Regierung laut Kanzler Kurz in zwei Wochen am 15. Februar. Da wird dann über allfällige weitere Lockerungen etwa für Gastronomie, Hotels oder den Kulturbereich entschieden – oder aber auch reagiert, sollten sich die Zahlen verschlechtern. Sollte wieder ein exponentielles Wachstum eintreten, was laut Kurz ein realistisches Szenario ist, wird wieder verschärft, kündigte der Kanzler an. Der Idealwert der Sieben-Tages-Inzidenz liegt für die Regierung bei 50, derzeit steht man bei 100, ab 200 sollten die Alarmglocken schrillen, erklärte Kurz.
BK Kurz: “Lockerungen nicht als Entwarnung verstehen”
“Bitte verstehen Sie diese punktuellen Lockerungen nicht als Entwarnung”, richtete sich Kurz an die Bevölkerung. Wenn die Zahlen explosionsartig steigen, “dann werden wir sofort wieder verschärfen müssen”. Es gehe darum, “wie verhält sich jeder Einzelne privat”, denn bei Treffen mit Familien und Freunden sei die Wahrscheinlichkeit, die anderen anzustecken, “irrsinnig groß”. Er bitte darum, soziale Kontakte so gut es gehe zu vermeiden, damit die vorsichtigen Öffnungsschritte Bestand haben können, erklärte Kurz. Jeder Einzelne entscheide jetzt mit, wie es bis Ostern weitergehe, mahnte auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
Eigentlich hat die Regierung ihr Ziel, die Infektionszahlen auf rund 700 zu drücken, klar verfehlt. Auch bis zum Lockdown-Ende am Sonntag dürfte kein wesentlicher Rückgang mehr zu erwarten sein. Heute verzeichnete man beispielsweise über 1.100 Neuinfektionen, obwohl Montage und Sonntage stets die geringsten Werte haben. Kurz sprach daher von einer “alles andere als einfachen Ausgangslage”. Doch man habe auch das Bedürfnis der Kinder, wieder in die Schule zu gehen und das Ziel, die Arbeitslosigkeit gering zu halten und soziale und psychische Effekte einbeziehen müssen. Die Mutationen erschweren die Situation, erklärte auch Uni Wien-Vizerektor Oswald Wagner. Mit FFP2-Masken, mehr Abstand und Testungen kann man die Situation seiner Einschätzung nach aber im Griff behalten.
Man habe sich die Entscheidung nicht einfach gemacht, alles, was man tue, sei wie “ein Ritt über die Rasierklinge”, befand der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, derzeit Vorsitzender der Landeshauptleute. Auch er plädierte für Eigenverantwortung. “Wir sitzen alle in einem Boot.” Die nun getroffenen Entscheidungen seien ein Kompromiss, meinte auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. Die Schulöffnungen seien eine “deutliche Erleichterung” für Schüler und Eltern. Auch dass die Friseure wieder aufmachen, findet Ludwig gut, denn das diese geschlossen seien, habe die Lebensqualität der Menschen stark beeinträchtigt – “im Stadtbild merkt man das an mittlerweile wilden Frisuren”, merkte er an.
(Quelle: APA)