Die Brände im Amazonas-Gebiet sind ein verheerendes Alarmsignal für die Klimakrise. Gemeinsam mit Gemeinden, Bildungseinrichtungen und Betrieben unterstützt das Klimabündnis Österreich indigene Völker in Südamerika beim Erhalt des Regenwaldes. Die brasilianischen Partner sind nun stark beunruhigt.
Die Brände im Amazonas-Regenwald geistern zurzeit durch sämtliche Medien und entfachen dabei ein Feuer der Fassungslosigkeit. Seit 20. Juli 2019 gibt es an die 33.000 Brandherde im brasilianischen Amazonas-Gebiet, sowohl in Naturschutzgebieten, als auch in indigenen Schutzgebieten. Im äußersten Nordwesten Brasiliens, rund um den Fluss Rio Negro, liegt das Schutzgebiet von Klimabündnis Österreich. Die Partnerschaft verbindet indigene Völker in Südamerika mit mehr als 980 österreichischen Klimabündnis-Gemeinden, 1.200 Betrieben sowie 600 Klimabündnis-Schulen und -Kindergärten, die sich gemeinsam für Klimaschutz und Regenwald einsetzen.
Bergbau-Lobby vs. Regenwald
Im Gespräch mit dem Koordinator der Klimabündnis-Partnerschaft am Rio Negro, Johann Kandler, kann dieser vorerst beruhigen: „Von den Bränden direkt ist die Region nicht betroffen.“ Doch die derzeitige Entwicklung im Land stellt auch das Klimabündnis-Schutzgebiet am Rio Negro vor Herausforderungen und beunruhigt die Partner. „Die Bedrohung geht vor allem von Bergbau-Unternehmen aus, die dort Genehmigung erhalten wollen, um Bodenschätze zu fördern. Im brasilianischen Parlament gibt es eine starke Lobby solcher Unternehmen, die nun Schutzbestimmungen aufweichen wollen“, erklärt der Experte. Bereits seit 1993 besteht die Partnerschaft mit dem Dachverband der indigenen Organisationen am Rio Negro (FOIRN), mit der das Klimabündnis gemeinsam für die Erhaltung des Regenwaldes kämpft.
Gemeinden heben Lebensqualität
Das Schutzgebiet umfasst bereits rund 135.000 Quadratkilometer und ist somit 1,6 Mal so groß wie Österreich. Das Klimabündnis-Programm sieht auf dem Gebiet nicht nur den Schutz des Regenwaldes, sondern auch die Verbesserung der Lebensqualität in den Dörfern vor. „Es geht auch um bessere gesundheitliche und schulische Versorgung. Außerdem gibt es Projekte, um regionales Handwerk zu vermarkten, und so der indigenen Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, in ihren Dörfern zu überleben“, erklärt Kandler. 2016 nahm er Vertreter aus zwei Klimabündnis-Gemeinden sowie Klimaschutzbeauftragte der Bundesländer mit in das Schutzgebiet, und bot ihnen so die Möglichkeit, sich vor Ort selbst von den Erfolgen des Bündnisses zu überzeugen. Außerdem hielt Kandler in den letzten zwanzig Jahren über 2.000 Vorträge in Schulen, und auch in Gemeindeämtern.
Unterstützung für indigene Interessensvertretung
Globale Zusammenarbeit, um globale Probleme zu lösen lautet das Credo, das die unermüdliche Zusammenarbeit mit dem Dachverband indigener Organisationen vorantreibt. „Ausschlaggebend für die finanzielle Unterstützung von FOIRN war das gemeinsame Ziel des Klimaschutzes und des Regenwaldschutzes. Durch die internationale Unterstützung wurde FOIRN sehr gestärkt, und in Folge dessen auch als indigene Interessensvertreung und Verhandlungspartner in der Regierung anerkannt“, berichtet Johann Kandler. Da sich die Situation in Brasilien politisch zuzuspitzen droht, sei die internationale Unterstützung nun wichtiger denn je.
Bausteine legen für mehr Nachhaltigkeit
„Wir versuchen Bewusstsein zu schaffen, welche Zusammenhänge zwischen unserem Konsum und der Regenwald-Zerstörung bestehen, und das hat auch Wirkung gezeigt“, freut sich Kandler, „aber es gibt noch viel Potenzial.“ Er berichtet von österreichischen Gemeinden, die Bestimmungen aufgenommen haben, in ihren öffentlichen Gebäuden auf Tropenholz zu verzichten. Diese Maßnahme schlug breite Wellen: Viele Firmen hätten daher nach Alternativen gesucht, so Kandler. Auch in Küchen in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Pflegeheimen können Gemeinden darauf achten, regionale Produkte anzubieten und auf Aluminium zu verzichten. „Das sind kleine Bausteine, die den Leuten bewusst machen sollen, dass wir mit unserem Konsum auch zu diesem Agro-Business beitragen“, sagt Kandler.