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Kicken auf Kunstrasen verboten?

Das EU-Plastikverbot lässt die Kicker-Wogen hochschlagen. Viele Fußball-Enthusiasten bangen um ihre Kunstrasenplätze, und die Zukunft der Vereine, die diese bespielen. Doch was genau bedeutet die Verordnung für den Plastik-Rasen wirklich, und welche Alternativen gibt es?

Um der Kunststoff-Bedrohung auf unser Ökosystem Einhalt zu gebieten, beschloss die Europäische Union das Aus für Einweg-Plastikprodukte wie Besteck, Strohhalme und Wattestäbchen. Genau betroffen von dem Verbot, das 2021 in Kraft treten soll, sind jene Waren, für die es eine nachhaltigere Alternative gibt. Einen Schritt weiter will die Union mit Untersuchungen zum Gebrauch und der Einschränkung von Mikroplastik gehen. Diese Nachricht brachte viele Sport-Begeisterte ins Schwitzen.

Kein grundsätzliches Kunstrasen-Verbot in Aussicht

Eine Einschränkung von Mikroplastik – das könnte auch das Ende von 259 in Österreich liegenden Kunstrasenplätzen bedeuten. Nachdem die Angst vor dem Verbot durch alle Medien kursierte und Fußball-Fans in Schnappatmung gerieten, beschwichtigte die Europäische Kommision aber. Sie stellte klar, dass nicht an einem grundsätzlichen Verbot von Kunstrasenplätzen gearbeitet wird, und deren Bedeutung in ihrer Entscheidung zu Mikroplastik berücksichtigt werden soll.

Kunststoff-Granulat für bessere Rasen-Bespielbarkeit

Das entscheidende Problem an den Kunstrasenplätzen sind nicht die kleinen, grünen Plastik-Grashalme, sondern das feine Gummi-Granulat, welches den Kunstrasen dämpft und somit die Spieler/innen vor Verletzungen schützt. Rund 35 Tonnen von diesen winzigen Plastik-Teilchen liegen auf einem Fußballfeld. Von dort geraten die Körnchen durch Wind, Wetter und Haftung an den Trikots dann in die angrenzende Umwelt und womöglich auch ins Grundwasser. Durch die Abtragung müssen Lücken im Granulat-Teppich immer wieder neu befüllt werden, jährlich werden so im Schnitt zwei Tonnen Kunststoff-Granulat zusätzlich aufgetragen.

Plastik am Keramik-Teller

Die Gefahr des Mikroplastiks besteht nicht nur in der etwa 500 Jahre langen Haltbarkeit des Kunststoffes, sondern auch in ihrer Winzigkeit. Wenn das nahezu unsichtbare Mikroplastik ins Gewässer gelangt, schadet dies nicht nur den Fischen, die es fressen, sondern auch den Menschen, bei denen der Plastikmüll in den Mägen ihrer Mahlzeit am Teller landet. Auch die endgültige Entsorgung des Granulats stellt eine Herausforderung dar. Die durchschnittliche Haltbarkeit eines Kunstrasens liegt zwischen zehn und 15 Jahren, danach ist die Entsorgung nicht nur umweltbelastend, sondern auch kostenintensiv, da das Granulat als Sondermüll entsorgt werden muss.

Kicken auf Kork für die Umwelt

Eine mögliche Alternative zu dem Gummi-Granulat-Teppich am herkömmlichen Kunstrasen ist Kork. Das Korkgranulat besteht vollständig aus dem natürlichen Material der Korkrinde und ist zu hundert Prozent recyclingfähig. Daraus entsteht auch der Vorteil der geringeren Entsorgungskosten am Ende der Nutzungsdauer des Rasens. Allerdings weist Kork nicht diesselben Bespiel-Eigenschaften auf und ist auch in der Anschaffung teurer. Eine weitere Alternative zu dem Mikroplastik-Granulat stellt auch Sand dar. Jedoch ist der Unterschied des Ballverhaltens zum Naturrasen bei Sand-Belag noch größer.

Sollte es also wirklich zu einem umfangreichen Mikroplastik-Verbot kommen, bedeutet auch das nicht den Tod des Kunstrasens. Bisweilen darf das Gummi-Granulat aber noch bleiben, wo es liegt.

Nach viel Aufregung stellte die EU-Kommission klar, dass kein Verbot für Kunstrasenplätze geplant ist. ©kzenon/fotolia.com