20.10.2016 – Die Flüchtlingsinitiative „Willkommen Mensch! in Groß Gerungs und Langschlag“ ist Bundessieger im Wettbewerb „Österreich sucht Ort des Respekts“. Über 100 ehrenamtliche Helfer trugen zu diesem Erfolg bei.
Die niederösterreichischen Gemeinden Groß Gerungs und Langschlag teilen sich dank ihres gelungenem Integrationsprojekt nun den Titel „Ort des Respekts 2016“. Die Initiative „Willkommen Mensch! in Groß Gerungs und Langschlag“ zeigt, wie mit ehrenamtlichem Engagement sinnvolle Integrationsarbeit in Gemeinden geleistet werden kann.
Tauschsystem ermöglicht dauerhafte Motivation
In dem Projekt „Willkommen Mensch! in Groß Gerungs und Langschlag“ verschreiben sich mehr als 100 Personen der gelungenen Integration von angekommenen Flüchtlingen. Rund fünfzig Flüchtlinge, die in organisierten und privaten Unterkünften leben, werden betreut und in den Alltag der „Groß Gerungser“ miteinbezogen. „Was zuerst ein Gedanke war, dann ein Bedürfnis und zu Beginn ein Projekt war, ist heute eine voll ausgebaute Organisation mit klaren Arbeitskreisen und Aufgabenbereichen“, erklärt Vereinsobmann Gerhard Fallent die Entwicklung der Initiative.
Der Verein entwickelte ein „Dankeschön“-Tauschsystems, in dem Leistungen (Deutschunterricht, Gartenarbeit etc.) zwischen Vereinsmitgliedern und Asylwerbern getauscht und in personalisierte Tauschbücher eingetragen werden. Durch regelmäßig veranstaltete gemeinschaftliche Aktivitäten wird der Kontakt zwischen Einheimischen und Flüchtlingen gefördert, denn „unserer Erfahrung nach ist es viel einfacher, die Menschen vom Sinn der Integrationsarbeit zu überzeugen, wenn sie selbst direkten Kontakt mit Flüchtenden haben“, so Fallent.
Lob von allen Seiten
„Was die Initiative in kurzer Zeit aufgebaut und erreicht hat, ist beachtlich. Die Bürger von Groß Gerungs und Langschlag zeigen vor, wie viel in kleinen Ortschaften und fern vom Speckgürtel einer Großstadt möglich ist. Das Siegerprojekt vereint wunderbar die von uns definierten Kriterien 'Gleichbehandlung', 'Vorbildwirkung', 'Nachhaltigkeit' sowie die 'Einbindung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen'“, lobt die ehemalige Bundespolitikerin Heide Schmidt, die in der Jury saß. Besonders beeindruckt war die Jury, dass es in der ländlichen Region des Waldviertels gelungen ist, in kurzer Zeit so viele Unterstützer zu gewinnen.
In der Gemeinde Groß Gerungs setzt man sehr auf ein respektvolles Miteinander. „Es ist sehr positiv, wenn eine Region mit einem sozialen Projekt so einen Erfolg erzielt. Für uns ist der Titel 'Ort des Respekts' allerdings nichts Neues, denn wir gehen schon seit Jahren stets respektvoll mit unseren Mitmenschen um. Durch den Gewinn wurde das nun zum Ausdruck gebracht und das ist sehr erfreulich“, betont Groß Gerungs Bürgermeister Maximilian Igelsböck.
Unter 800 Mitbewerbern zum Sieger gewählt
Im Rahmen des Wettbewerbs „Österreich sucht Orte des Respekts“ wurde insgesamt drei Monate lang österreichweit nach Initiativen gesucht, die eine nachhaltig positive Auswirkung auf die Gesellschaft haben. Aus mehr als 800 eingereichten Projekten wurden neun Landes- und ein Bundessieger von einer fachkundigen Jury gewählt. Die Bekanntgabe des Bundessiegers erfolgte am 12. Oktober 2016.
Ein „Ort des Respekts“ ist ein Ort in Österreich, an dem ein nachhaltiges Projekt realisiert wird. „Diese 'Orte des Respekts' wollten wir sichtbar machen, die Menschen für ihren Einsatz auszeichnen und andere zum Nachahmen ermuntern“, erklärt Elke Zuckermann vom Verein Respekt.net, ein überparteilicher Zusammenschluss von politisch interessierten Bürgern, die gesellschaftliches Engagement erleichtern wollen. „Vor zwei Jahren wurden 129 Projekte als 'Ort des Respekts' nominiert, heuer waren es 449 und es stehen mehr als 10.500 engagierte Personen hinter den eingereichten Projekten. Das sind um 4.000 mehr als vor zwei Jahren.“
Neun Landessieger als „Orte des Respekts“ ausgezeichnet
Eine fachkundige Jury wählte aus den Einreichungen jedes Bundeslandes einen Preisträger aus. Zu den neun Landessiegern zählen die Projekte „Lutzmannsburg Hilft“ (Burgenland), „Rollende Herzen – verteilen statt wegwerfen“ (Salzburg), „Stadtspaziergänge gegen das Vergessen“ (Kärnten), „Achtung! Refugee Radio“ (Oberösterreich), „Tiroler Gesellschaft für rassismuskritische Arbeit (TIGRA)“ (Tirol), „Gemeinsam leben lernen – Ein Sprachlerncafé am BG Bludenz“ (Vorarlberg), „Kautionen für Flüchtlinge“ (Steiermark), „Fair-Teiler“ (Wien) und das Siegerprojekt „Willkommen Mensch! in Groß Gerungs und Langschlag“ (Niederösterreich).
Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 37.000 Euro kommen jeweils den Siegerprojekten zugute. Alle neun Landessieger haben jeweils 2.000 Euro erhalten. Der Bundessieger konnte sich über den Hauptpreis von zusätzlich 10.000 Euro freuen, die zur Gänze dem Siegerprojekt zufließen.