Das Schlusslicht der Foren bei den Kommunalen Sommergesprächen 2019 in Bad Aussee wurde unter dem Namen „Energieeffizienz – Innovative Finanzierungen und Förderungen“ gehalten. Dabei wurde über Klimawandel, Pilotprojekte und „Green Financing“ diskutiert.
Das ganz Große gelingt nicht ohne den Beitrag der Kleinen. So lässt sich die Rolle von Gemeinden und Städten im Kampf gegen den Klimawandel zusammenfassen, die beim Forum 6 diskutiert wurde. Energieeffizienz bietet dabei einen enormen Hebel. Doch wie löst man die Finanzierungsfrage?
Zur Erinnerung: Österreich hat sich dazu verpflichtet bis 2030 seine Treibhausgasemissionen ausgehend vom Niveau 2005 um 36 Prozent zu reduzieren. Alle EU-Staaten haben ähnliche Pläne. Das Ziel lautet, gänzlich von fossilen Energieträgern loszukommen. Dabei wird eines oft übersehen: „Wir werden dann nicht genug erneuerbare Energie für alle zur Verfügung haben“, sagt Abteilungsleiterin für Energieeffizienz im Nachhaltigkeitsministerium Heidi Adensam. „Darum ist Sparsamkeit unerlässlich.“ Notwendige Technologien sind zwar vorhanden, wichtiger ist allerdings, eine effektive Finanzierung und Förderung zu entwickeln.
30.000 Umweltförderungen im Jahr
Österreich ist hier keinesfalls untätig. Allein im Vorjahr gingen 30.000 Förderanträge im Umweltbereich über den Tisch der Kommunalkredit Public Consulting, wie Geschäftsführerin Alexandra Amerstorfer erzählt. Als Förderabwickler für den Bund sieht sie täglich, wie gut es Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen gelingt, Energie einzusparen.
Wichtig sei, private Investoren besser anzusprechen. Amerstorfer ortet in einem Sektor noch Aufholbedarf. „Während bei Photovoltaik Investoren bereit stehen, fehlen sie im Wärmebereich.“ Projekte sind oft zu kleinteilig, um große Spezialunternehmen auf den Plan zu holen. Das stellt insbesondere Gemeinden vor ein Problem. Wie soll man Investoren anlocken, wenn es in deren Augen nur um ein paar Heizkessel geht?
Mit „Contracting“ Experten einbinden
Ein innovativer Ansatz ist mittels „Contracting“ erfahrene private Betreiber ins Boot zu holen, die Profite aus Effizienzgewinnen mit dem Auftraggeber teilen. Zum Beispiel übernimmt Siemens für die Bundesimmobiliengesellschaft in einigen Gebäuden das Wärmemanagement und bringt veraltete Infrastruktur auf Vordermann. Dafür hält der Konzern einen gehörigen Anteil der Einsparungen bei den Strom- und Heizkosten bis sich die Investition rentiert hat. Auf Bundesebene hat man meist gute Erfahrungen mit diesem Konzept gemacht, berichtet Adensam.
EU-weites Pilotprojekt
Österreich setzt mit einem Pilotprojekt neue Maßstäbe: EU-Mittel zur Steigerung der Energieeffizienz werden nicht nach konkreten Maßnahmen vergeben, sondern nach dem gewünschten Effekt: Wenn das Ziel lautet, eine bestimmte Menge an CO2 einzusparen, lassen sich Projekte wie Dämmungsarbeiten oder Heizungstausche bündeln. Rund 15 Millionen Euro stehen dafür bereit.
Für Investoren zählt, was unterm Strich an Emissionseinsparungen rauskommt – das Zittern um einzelne Projekte hat ein Ende. So ziehen alle an einem Strang, um die Klimaziele zu erreichen.
Green Financing im Wandel
Der Bund arbeitet derzeit an einer eigenen „Green Finance Agenda.“ Noch vor Jahresende sollen erste Ergebnisse vorliegen. Zusammen mit Experten aus der Finanzbranche wird darin abgesteckt, welchen Beitrag der heimische Finanzmarkt zur Erreichung der Klimaziele leisten kann.
In der Schweiz hat die Finanzbranche das Thema Energieeffizienz bereits für sich entdeckt, berichtet der Geschäftsführer des Energiedienstleisters GETEC Switzerland Martin Bucher. Banken wollen über die Immobilienfinanzierung ganze Energiekonzepte mitverkaufen.
Treiber ist die Digitalisierung: „Daten, Sensoren und smarte Lösungen werden Geschäftsmodelle ermöglichen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können,“ ist Bucher überzeugt. Für Projekte, die auf Jahrzehnte angesetzt sind, kein leichtes Umfeld – aber ein lohnendes.