Auf der Kommunalmesse in Wels wurde Ende Juni das Zertifikat “familienfreundliche Gemeinde” an 60 Gemeinden und das Zertifikat familienfreundliche Region” an zwei Regionen vergeben. Im Rahmen der Zertifikatsverleihung wurde auch die Studie „Familienfreundlichkeit als Standortfaktor“ vorgestellt, die von der Familie und Beruf Management GmbH in Auftrag gegeben wurde.
Insgesamt haben bereits rund 600 Gemeinden sowie 13 Regionen österreichweit das Zertifikat familienfreundliche Gemeinde bzw. familienfreundliche Region zertifiziert. Das sind rund 30 Prozent aller österreichischen Gemeinden. Im Vergleich zu Oktober 2016, wo es noch knapp 400 Gemeinden waren, konnte also in den letzten Jahren ein deutlicher Fortschritt erreicht werden. Davon profitieren bereits über 2,8 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Österreich, die in einer solchen Gemeinde leben – also über ein Viertel der Gesamtbevölkerung.
Wie wird man familienfreundliche Gemeinde?
Eine Gemeinde wird als familienfreundlich zertifiziert, wenn sie durch Einbindung aller Generationen familienfreundliche Maßnahmen in ihrer Gemeinde setzt. Dazu gehören zum Beispiel Babysitterbörsen, günstige Startwohnungen für Jungfamilien oder ein auf die Bedürfnisse von Familien abgestimmtes öffentliches Nahverkehrssystem. Die Gemeindepolitik kann damit den Bürgerinnen und Bürgern insgesamt mehr Lebensqualität bieten und die Zufriedenheit in und mit der Gemeinde erhöhen.
Beispiele für familienfreundliche Gemeinden
In Wien etwa wurde nur ein einziger Bezirk als “familienfreundlich” ausgezeichnet, nämlich Hietzing. In Tirol wiederum sind fast alle bis auf zehn Gemeinden zertifiziert. In Salzburg sind insgesamt 16 Gemeinden nicht mit dabei. Hier geht es zur Aufstellung aller Gemeinden.
Von Seiten des Bundeskanzleramts bzw. der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien Susanne Raab werden Zertifizierungen verliehen, welche Unternehmen, Gemeinden, Hochschulen etc. in ihrer Familienfreundlichkeit auszeichnen. Die Abwicklung der Zertifizierungen obliegt der Familie & Beruf Management GmbH, welche den Zertifizierungsvorgang seit 2006 begleitet.
Ausbau der Kinderbetreuungsplätze wirkt
Die Studie zeigt, dass familienfreundliche Maßnahmen eine Gemeinde oder Region als Wohnort bzw. Wirtschaftsstandort attraktiver machen. Familienfreundlich zertifizierte Gemeinden haben einen höheren Anteil an Frauen, Kindern, jungen Erwachsenen, Schülerinnen und Schüler sowie Familien mit Kindern unter 15 Jahren. Im Durchschnitt gibt es in familienfreundlichen Gemeinden 2,5 Kindergärten verglichen zu durchschnittlich 1,8 Kindergärten in nicht-zertifizierten Gemeinden. 59 Prozent der zertifizierten Gemeinden bieten Kinderkrippen an.
Zertifizierte Gemeinden haben mehr Nachwuchs
Die Anzahl der Bildungsabschlüsse unter den Frauen und die weibliche Erwerbsquote (im Alter von 15 bis 64 Jahren) sind in familienfreundlichen Gemeinden zudem tendenziell etwas höher als in nicht-zertifizierten Gemeinden. Um 0,6 Prozent ist konkret die Erwerbsquote bei Frauen höher, bei Männern um 0,3 Prozent. Zudem verzeichnen diese Gemeinden höhere Bevölkerungszuwächse, also mehr Geburten und höhere Zuzüge. Mit länger bestehender Zertifizierung wird dieser positive Effekt erhöht (höherer durchschnittlicher Bevölkerungszuwachs). Außerdem ist in familienfreundlich zertifizierten Gemeinden ist die Kommunalsteuer pro Kopf signifikant höher (+14%) – das ist eine wichtige Maßzahl lokaler Gemeindeaktivität.
Familienministerin Susanne Raab:
„In Österreichs Gemeinden trifft die Politik unmittelbar auf den Alltag der Menschen. Hier wird sichtbar, welche Fragen und Themen die Bürgerinnen und Bürger am meisten bewegen. In Gemeinden, die als familienfreundlich zertifiziert sind, ist die Frauenerwerbstätigkeit höher, es gibt mehr Ansiedlung statt Abwanderung und sie haben eine größere Attraktivität als Wirtschaftsstandort. All diese Effekte und Signale tragen maßgeblich dazu bei, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern und so besonders den (Arbeits-)Alltag von Familien deutlich zu vereinfachen. Daher freue ich mich besonders, dass bereits 600 Gemeinden als familienfreundlich zertifiziert sind!“