Über 60 Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich kommen von 9. bis 11. Juli in St. Ulrich bei Steyr (OÖ) zu einem Austauschtreffen zusammen. An zweieinhalb Tagen dreht sich alles um Vernetzung zwischen Frauen in kommunalen Spitzenpositionen sowie aktuelle Themen und Herausforderungen in den Gemeinden. Das Bürgermeisterinnentreffen ist eine Initiative des Österreichischen Gemeindebundes und findet bereits zum 16. Mal statt. Die Gastgeberin des Treffens, Bürgermeisterin Annemarie Wolfsjäger betont: „Das alljährliche Bürgermeisterinnentreffen bietet einen hervorragenden Rahmen, um sich mit den Kolleginnen vernetzen und einander den Rücken zu stärken. Wir stellen immer wieder fest, dass der Austausch untereinander für die Arbeit in der eigenen Gemeinde unglaublich bereichernd sein kann. Ich freue mich, die Bürgermeisterinnen in St. Ulrich zu empfangen und hoffe auf viele abwechslungsreiche Diskussionen, die neue Perspektiven und Bekanntschaften bringen!“
Am Montag, 10. Juli, diskutiert die Bundesministerin für Frauen, Susanne Raab, mit den Bürgermeisterinnen über aktuelle Themen in den Gemeinden. Ein weiteres Highlight des Treffens ist ein Workshop mit dem Körpersprachen-Experten Samy Molcho. Am Dienstag folgt eine Führung durch die Friedensgemeinde St. Ulrich und eine Besichtigung der Privatmolkerei Sommer in Ebersegg. Am abschließenden Galaabend ist Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer zu Gast.
Aktuell gibt es in Österreich 221 Bürgermeisterinnen. Bei 2.093 Gemeinden ist das ein Anteil von 10,6 Prozent. Die meisten weiblichen Ortschef*innen gibt es in Niederösterreich (81), gefolgt von Oberösterreich (49), der Steiermark (28) und Tirol (20). Im Burgenland gibt es aktuell 17, in Kärnten 10, in Salzburg 10 und in Vorarlberg 6 Bürgermeisterinnen. Besonders erfreulich ist, dass der Frauenanteil unter den Bürgermeister*innen seit mehreren Jahren stetig steigt: Allein innerhalb der letzten eineinhalb Jahre sind 38 neue Frauen ins Amt gewählt worden. Während der Anteil vor zehn Jahren mit 119 bei nur 5 Prozent lag (von damals 2.357 Gemeinden), standen vor fünf Jahren 160 Bürgermeisterinnen den österreichischen Gemeinden vor – ein Anteil von 7,6 Prozent (bei 2.100 Gemeinden). Vor 20 Jahren gab es in Österreich nur 45 Frauen an der Spitze der Gemeinden. Im Herbst 2021 erreichte die Anzahl der Bürgermeisterinnen erstmals die 200er-Marke und im Dezember 2022 überschritt der Frauenanteil zum ersten Mal 10 Prozent.
Die Vizepräsidentinnen des Österreichischen Gemeindebundes, Bürgermeisterin Andrea Kaufmann und Bürgermeisterin Bettina Lancaster betonen: „Wir in den Gemeinden bemühen uns sehr, weitere Frauen anzusprechen und für die Arbeit in der Gemeinde zu motivieren. Bürgermeisterinnen sind wichtige Vorbilder für Frauen und Mädchen am Land und in der Stadt, denn sie bringen die Frauen-Perspektive in die Kommunalpolitik und machen weibliches Engagement sichtbar.“
Der Österreichische Gemeindebund fördert Frauen in der Kommunalpolitik seit Jahren mit mehreren Initiativen: Neben dem alljährlichen österreichischen Bürgermeisterinnentreffen besteht ein enger Austausch mit Bürgermeisterinnen aus Deutschland und der Schweiz. Im März 2022 ging auf Initiative des Österreichischen Gemeindebundes die erste Bundesfachtagung der Bürgermeisterinnen unter der Schirmherrschaft von Präsidenten-Gattin Doris Schmidauer und Frauenministerin Susanne Raab über die Bühne. Darauf aufbauend fand im Mai 2023 die Bürgermeisterinnen-Konferenz Deutschland-Schweiz-Österreich in Berlin statt, im Rahmen derer eine gemeinsame Erklärung mit konkreten Forderungen zur nachhaltigen Steigerung von Frauen in der Kommunalpolitik verabschiedet wurde. Mit dem Projekt „Girls in Politics“, bei dem Mädchen einen Tag lang ihre Bürgermeisterin in ihrem Arbeitsalltag begleiten, sollen zudem junge Frauen für die Gemeindepolitik begeistert werden. Der Österreichische Gemeindebund will auch in Zukunft im Zuge einer Image-Kampagne weibliche Führungskräfte in den Gemeinden vor den Vorhang holen. Das nächste Bürgermeisterinnentreffen 2024 findet im Burgenland statt.