Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern ist zentral, findet Stefan Schmid. Je direkter, desto besser. Schmid ist Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Schrattenthal und Gründer der YouTube-Serie Schrattenthal digital. Mit dieser Art der Kommunikation erreicht er fast 50 Prozent seiner 865 Einwohner.
„Die Bürger sollen mitbekommen, was in der Gemeinde passiert.“
In den Videos, die einmal im Monat auf YouTube erscheinen und über die Gemeinde-Homepage und die Sozialen Medien verbreitet werden, erzählt der Bürgermeister direkt in die Kamera, was in Schrattenthal gerade aktuell ist: Welche Aktionen es gibt, was im Gemeinderat diskutiert wird und welche Termine anstehen.
„Als ich vor zwei Jahren Bürgermeister wurde, dachte ich mir, dass wir etwas in der Kommunikation verändern müssen. Was in der Gemeinde passiert, sollte näher bei den Bürgerinnen und Bürgern sein“, erzählt Schmid über den Anstoß zu der Idee. Durch die direkte Ansprache mit Video sei der zwischenmenschliche Kontakt viel besser als über Schrift allein, findet der Bürgermeister. In der Coronazeit habe sich diese Art der Kommunikation als sehr hilfreich erwiesen. „Man zeigt dadurch auch, dass man offen ist für andere Kommunikationsformen wie beispielsweise auch Whatsapp.“
Dorfgemeinschaft durch bessere Kommunikation gestärkt
Ein weiterer Vorteil der Video-Kommunikation ist laut Schmid, dass man besser erklären kann, was und warum man etwas in der Gemeinde durchsetzt. „Man kann die Hintergründe besser erläutern, und gleichzeitig erzeugen wir durch die stärkere Einbindung der Bürger einen besseren Zusammenhalt“, so der Bürgermeister stolz. Freilich haben Videos auch gewisse Nachteile: Bei der bidirektionalen Kommunikation müsse man darauf achten, nicht zu flapsig zu werden. Manche Dinge sollte man immer noch besser im direkten Gespräch klären, meint der Bürgermeister. „Und hier sollte man auch unterscheiden können, welcher Kommunikationsweg für welches Thema am besten geeignet ist.“
Schmid spricht auch den Zeitaufwand an. Er wickelt die gesamte Produktion selbst ab. „Ich mache das bei mir zu Hause auf der Couch“, lacht der Bürgermeister. Viel Equipment braucht man dafür nicht – ein Mikrofon und ein Ständer und dann muss man das Video nur mehr schneiden.“Es ist viel einfacher als man denkt“, beteuert der junge Ortschef.
„Es ist viel einfacher, als man denkt.“
Dass man mit YouTube-Videos nicht alle Bürgerinnen und Bürger im Ort erreichen kann, ist dem Bürgermeister klar. Deshalb wurde auch ein umfangreiches Kommunikationskonzept eingeführt, „Schrattenthal digital“ ist nur ein Teil davon. Die Stadtnachrichten, die zuvor vierteljährlich erschienen, kommen jetzt immer nach jeder Gemeinderatssitzung heraus. „Dadurch sind sie zwar unregelmäßiger und mehr in der Zahl. Aber das, was wir entscheiden, ist zeitnah bei den Bürgerinnen und Bürgern draußen.“ So erfahren die Menschen direkt, woran die Gemeinde gerade arbeitet. „Wir haben seitdem einfach viel weniger Diskussion über Entscheidungen, weil alle sofort informiert sind. Und auch die Motivation der Bevölkerung, sich selbst einzubringen, steigt.
Besonders die Rubrik „Kleine Dinge mit großer Wirkung“ kommt gut an – hier werden Vereine oder Einzelpersonen hervorgehoben, die Aktionen umgesetzt haben und sich für die Gemeinde auf unterschiedliche Weise engagieren. „Das inspiriert die Leute, und sie freuen sich, wenn ihr Engagement gewürdigt wird.“ Die intensivere Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern ist selbstverständlich zeitaufwändig. Der Bürgermeister ist aber vom Erfolg überzeugt: „Ich kann nur sagen: Der Aufwand lohnt sich.“