„Die Jugend“ ist ein oft vergessener Teil der heutigen Politik. Dank Initiativen wie der „Jugendgemeinderäte“ rückt dieser Teil der Gesellschaft ein wenig mehr in den Mittelpunkt. Doch oft stellt sich dann die Frage: „Ja, was will die Jugend unserer Gemeinde eigentlich? Fehlt es ihnen an irgendetwas? Welche Wünsche haben sie?“
Die unsichtbare Generation?
Sind die Kleinen aus dem Volksschulalter draußen, werden sie für die Gesellschaft irgendwie unsichtbar. Sie fahren oft einige Kilometer in eine andere Schule, „hängen“ nach Unterrichtsschluss an irgendwelchen Plätzen herum, gehen aus oder sind gleich gar nicht hinter den PCs hervorzukriegen.
Für Gemeindepolitiker ist das Amt des Jugendgemeinderats oft keine leichte Aufgabe. Wie erreicht man seine Zielgruppe und wie bringt man sie dazu, selbst aktiv zu werden? Das Vorhaben beginnt schon am Anfang des Engagements zum Problem zu werden.
Die „Kinder der Krise“ sind schwer zu fassen. Was viele gemein haben, ist, dass sie sich aus der Realität gerne in ihre eigene Welt zurückziehen. Ob es nun hinter dem Computer, auf Parties oder anderen Freizeitaktivitäten ist. Der Rückzug aus der Realität auf Zeit ist zum Überlebensmechanismus dieser Gruppe geworden. Anders als viele Jugendgenerationen vor ihnen, wollen sie sich nicht gegen „die Älteren“ auflehnen, rebellieren. Diese Resignation zieht sich bis in die Politik. Während sich in Bildungsschichten der Unmut gelegentlich in Form von Protesten äußert, reagieren die benachteiligten Milieus anders. Wie Beate Grossegger schreibt: „Sie machen von ihrem demokratischen Recht, unpolitisch zu sein, Gebrauch und klinken sich einfach aus. (…) Sie wollen einfach nur, dass die Dinge funktionieren.“
Aufgrund der immer schlechter werdenden beruflichen Aussichten – ganz nach dem Motto: Selbst mit guter Ausbildung, ist die ein positive berufliche Entwicklung nicht sicher – haben sie keine großen Erwartungen an ihre Zukunft. Sie versuchen eher abzuwarten, was sich ihnen anbietet. Umso wichtiger ist ihnen deshalb der Rückzug in die privaten Vergnügungen.
Prädikat: Empfehlenswert
Beate Grossegger trifft mit ihrem 156 Seiten starken Buch im handlichen A5-Format den Nagel auf den Kopf. In „Kinder der Krise“ zeigt sie auf, wie die Jugend tickt. Die Antworten auf Fragen, wie, warum die Jugend sich nicht mehr an der Politik beteiligt, gibt sie klar und deutlich – aber sie sind nicht unbedingt bequem, denn damit zeigt sie gleichzeitig ein Bild unserer Gesellschaft in der diese Jugend aufwächst. Ein Bild, das auch über die eigenen Handlungsweisen zum Nachdenken anregt.
Als stellvertretende Vorsitzende und wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien hat Beate Grossegger zahlreiche Jugendstudien durchgeführt. Sie arbeitet seit 1996 in der Jugendforschung und gilt über die Grenze Österreichs als Expertin für junge Lebenswelten. Dem Thema „Jugend und Politik“ widmet sie in diesem Buch sogar einen eigenen Abschnitt.
Infos zum Buch:
Titel: „Kinder der Krise“
Verlag: Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin
Erschienen: 2014
Seiten: 156 gebundene Seiten mit Hardcover
ISBN: 978-3-943774-85-6
Preis: 18,50 Euro