Hochwasser, geringere Biodiversität und weniger Agrarflächen: Die Auswirkungen der Bodenversiegelung werden immer deutlicher. Darum zeichnet die Hagelversicherung die Gemeinden aus, die sich für den Bodenschutz engagieren. Unter 17 Einreichungen, die allesamt vorbildhafte Bodenschutzmaßnahmen umgesetzt haben, wurden im Rahmen des Gemeindetages in Oberwart am 12. Juni 2014 von Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, und Gemeindebund-Präsidenten Helmut Mödlhammer die herausragendsten Projekte ausgezeichnet.
Die Jury, die sich aus BOKU-Rektor Martin Gerzabek, dem stellvertretenden Geschäftsführer des Umweltbundesamts, Karl Kienzl, sowie Monika Langthaler von Brainbows Informationsmanagement, dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer NR Hermann Schultes, Kurt Weinberger und Helmut Mödlhammer zusammensetzt, achtete bei der Bewertung der eingereichten Unterlagen besonders darauf, dass die Projekte einen Beitrag
- zur Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen bzw. Einsparung von verbauter Fläche in der Gemeinde,
- zur Einsparung von Kosten für die Gemeinde (z.B. Infrastrukturkosten),
- zur Einbeziehung von Gemeindebürger/innen (Partizipation),
- zum Ansatz „Alltag der kurzen Wege“ in der Gemeinde,
- zum Gewinn von Lebensqualität für Wohnen und Arbeiten leisten.
Außerdem sollten die Maßnahmen nachhaltig sein und Vorbildwirkung für andere Gemeinden haben.
1. Platz: Tulln räumt 5.000 Euro ab
Die meisten dieser Kriterien erfüllte die niederösterreichische Stadtgemeinde Tulln, die von Weinberger und Mödlhammer einen Scheck in Höhe von 5.000 Euro erhielt, der für die Verwirklichung weiterer Bodenschutzmaßnahmen verwendet werden soll.
Ein Blick auf die umgesetzten Maßnahmen verrät, dass die Gemeinde den Preis zurecht erhalten hat, denn bereits seit über 15 Jahren engagiert man sich hier für den Bodenschutz. Durch den nördlich angrenzenden Auwald hat Tuln schon immer einen sehr großen Bezug zur Natur und damit auch zur „Ressource“ Boden. Durch Projekte wie das Baulückenaktivierungsverfahren werden offene Baulücken im innerstädischen Bereich geschlossen. Bodenschutzanlagen reduzieren die errodierenden Kräfte von Regen und Wind. Durch den Verzicht auf Pestizide wird die Bodenfruchtbarkeit gestärkt. Parkflächen werden hier statt mit Asphalt mit Schotterrasen versehen, im Bereich des Messegeländes wird auf jegliche Art der Versiegelung verzichtet. Bürger können hier Bürgerpatenschaften übernehmen und damit Grünräume selber pflegen.
Rückwidmungen und mehr Leben im Ortskern: Platz 2 für Neuhofen
Die oberösterreichische Gemeinde Neuhofen an der Krems konnte im Wettbewerb die zweitmeisten Punkte für sich verbuchen. Bürgermeister Günther Engerstberger durfte stellvertretend für seine Gemeinde den Scheck über 2.000 Euro entgegen nehmen. In der Klimabündnis-Gemeinde beschäftigt man sich seit 1999 mit dem Bodenschutz. In diesem Jahr wurde beispielsweise der Baulandüberhang rückgewidmet, seit 2008 gibt es einen „Umweltmasterplan Neuhofen 2020“ mit 91 Schwerpunkt-Aufgaben, wobei das Thema „Bodenschutz“ ein wesentlicher Teil davon ist. Auch hier wurde das Zentrum nachverdichtet, Naturjuwele geschützt, Blumenwiesen und mehr Grünsickerflächen geschaffen.
„Alles nah“ in Fehring – 3. Platz
Einen Scheck über 2.000 Euro und damit den dritten Platz erreichte die steirische 3.000-Einwohner-Gemeinde Fehring. Besonders herausgestochen sind die Ortskernbelebung und damit der Erhalt landwirtschaftlicher Flächen durch die Errichtung eines Pflegeheimes, Betreutes Wohnungen und Wohnbauprojekte. Dank des Einsatzes des Gemeindesrates konnte es verhindert werden, dass der Nahversorger statt außerhalb im Zentrum errichtet wurde. Dank der gemeinsamen Anstrengungen, kurzfristigen Interessen keinen Vorrang zu geben, sondern nachhaltig zu agieren, konnte das Ortszentrum umgestaltet und damit als zentraler Knoten für die Bürger gestärkt werden. Die Gemeinde ist außerdem Mitunterzeichner der Bodencharta.
Vorbildliche Projekte in ganz Österreich
Unterwähnt sollen jedoch auch nicht die Projekte der anderen Gemeinden bleiben, die sich für den Bodenschutzpreis beworben haben: Herausgestochen ist hier beispielsweise unter anderen die Gemeinde Niederneukirchen, die sechs Hektar als Bienenweide zur Verfügung gestellt hat, oder das „Urban Gardening“ in Korneuburg, sowie die vorbildhafte Beteiligung der Bürger bei der Bodenpolitik in Zwischenwasser. Die Ennser sensibilisieren die Bevölkerung mit den „Ennser Bodentagen“ sowie mit Kräuterwanderungen für den Schutz der Böden.