Diesem wichtigen Schritt in der Gesamtsystemplanung müssen weitere folgen, nur dann ist eine versorgungssichere Energiewende möglich.
Der ÖNIP (Österreichischer integrierter Netzentwicklungsplan, https://www.bmk.gv.at/themen/energie/energieversorgung/netzinfrastrukturplan.html) ist ein wichtiger Puzzlestein für ein nachhaltiges und versorgungssicheres Energiesystem der Zukunft. Der ÖNIP zeigt klar den übergeordneten Koordinierungsbedarf für das Gelingen der Energiewende auf. Ziel des ÖNIP ist es ein klares, sektorübergreifendes Bild der Kapazitätserfordernisse an das zukünftige bis 2040 dekarbonisierte österreichische Energiesystem zu liefern.
APG begrüßt ausdrücklich die Veröffentlichung des ÖNIP durch das BMK. Damit wird die gesetzliche Verpflichtung einer gesamtsystemischen, sektorübergreifenden Analyse der zu erwartenden Energieflüsse inklusive deren Kapazitätsbedarf umgesetzt. Im vorliegenden ÖNIP werden klare und Rahmen setzende Grundlagen bzw. Prämissen für die nachgelagerten Genehmigungsverfahren definiert.. Darüber hinaus bestätigt der ÖNIP die energiewirtschaftliche Notwendigkeit der APG-Netzentwicklungsmaßnahmen bis 2034 und stellt diese damit in den nachfolgenden Genehmigungsverfahren außer Streit. Damit einhergehend wird auch das öffentliche Interesse aller APG-Investitionsprojekte bestätigt. Darüber hinaus wird es jedoch wichtig sein, weitere Beschleunigungen durch verbesserte Rahmenbedingungen bei der Projektumsetzung in Umsetzung zu bringen.
„Die Energiewende ist eine Mammutaufgabe, die nur mit einer Gesamtsystemplanung österreichweit gelingen kann. APG fordert diese seit Jahren: denn nur dann wird es möglich sein das Stromnetz auf die energiewirtschaftlichen und verorteten Notwendigkeiten eines nachhaltigen Energiesystems auszurichten, zu planen und zu bauen. Das aktuelle Stromnetz ist den Kapazitätserfordernissen der Zukunft nicht gewachsen. Schon jetzt erleben wir jeden Tag, dass die bislang fehlende Koordinierung zur Umsetzung der Energiewende zu unerwünschten und kostenintensiven Fehlentwicklungen führt. Das spiegelt sich in hohem Redispatchbedarf, verzögerter Integration der Erneuerbaren bzw. mangelnder Verfügbarkeit von preisgünstigem Strom für Österreich wider“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.
Mit dem ÖNIP ist der nächste erforderliche Schritt einer systemisch abgestimmten und mit dem Netzausbau koordinierten Detailplanung auf allen Ebenen des Energiesystems (Produktion, Strom- und Gasinfrastruktur, Energiespeicher, Mobilität, digitale Plattformen zur Integration aller Akteure in das Energiesystem) erfolgt. Die APG setzt diese Anforderungen in ihren eigenen Planungsprozessen bereits um und stellt sicher, dass die geforderte Koordinierung erreicht wird. „Denn nur mit einer kapazitätsstarken Netzinfrastruktur schaffen wir eine versorgungssichere Energiewende, erreichen die Klima- und Energieziele Österreichs und ermöglichen dem Wirtschaftsstandort Österreich Zugang zu preisgünstigem Strom“, so Christiner.
Rahmenbedingungen für Netzausbau entscheidend
„Das aktuelle Stromnetz ist für die Herausforderungen einer klimaneutralen Energiezukunft noch nicht gerüstet. Unser Investitionsplan bis 2034 von neun Milliarden Euro ist ein erster Schritt – die Ausbauanforderungen bis 2040 werden aber ein Vielfaches betragen. Um diese Investitionen wirksam werden zu lassen, braucht es veränderte Rahmenbedingungen, die Akzeptanz für Strominfrastruktur auf allen gesellschaftlichen Ebenen und eine akkordierte Umsetzung aller energiewirtschaftlich relevanten Projekte. Nur so kann die Energiewende versorgungssicher und kosteneffizient erfolgen“, sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
APG fordert, dass dem Ausbau der Netzinfrastruktur oberste Priorität eingeräumt wird und verstärkt abermals die Forderung nach der Umsetzung des APG-fünf-Punkte-Programms für eine sichere Energiewende:
- Gesicherte Finanzierung durch ein modernes Regulierungssystem
- Fast Track Genehmigungen für den Ausbau des Übertragungsnetzes – Beschlussfassungen ElWG und EABG
- Abgestimmte Gesamtsystemplanung und koordinierte -umsetzung (Speicher, Netz, Produktion, Reserven, Nutzung modernster, digitaler Plattformtechnologien)
- Schutz von Planungs- und Bestandstrassen
- Ausstattung der Behörden mit genügend Ressourcen
Ganz wesentliche Bausteine zur Verwirklichung dieser Ziele sind die derzeit vorbereiteten Gesetzesinitiativen zur Neu-Kodifikation des Elektrizitätsrechts durch das ElWG (Elektrizitätswirtschaftsgesetz) sowie die verfahrensrechtlichen Beschleunigungsinstrumente durch das EABG (Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz). Die unverzügliche Verabschiedung dieser Gesetze ist Voraussetzung damit der ÖNIP in den Projekten rasch umgesetzt werden kann. Gelingt das nicht, verzögern sich Infrastrukturprojekte weiter. Das gefährdet den Wirtschaftsstandort Österreich und Europa. Karall: „Wir befinden uns seit der Liberalisierung des Strommarktes in der größten Umbruchsphase der Energiewirtschaft. Jene Länder, die diese enorme Herausforderung rasch und am besten meistern, werden in Zukunft enorme Standortvorteile für Industrie, Gewerbe und Gesellschaft haben. Deswegen fordern wir, die dafür erforderlichen Gesetze – das ElWG und EABG – unverzüglich zu beschließen.”
Nur wenn es gelingt, diese rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Investitionen in die Netze grundlegend zu verbessern, kann die versorgungssichere Transformation und somit die Integration der Erneuerbaren erfolgen. Ohne kapazitätsstarke Strominfrastruktur sind alle Investitionen in die anderen Bereiche des Energiesystems wirkungslos. Dies gilt es aus energiewirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Erfordernissen im Sinne eines erfolgreichen Wirtschafts- und Lebensstandorts Österreichs zu vermeiden.
Über Austrian Power Grid (APG)
Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.500 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 850 Spezialist:innen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Über die Steuerzentrale im 10. Wiener Gemeindebezirk wird ein Großteil der insgesamt 67 Umspannwerke, die in ganz Österreich verteilt sind, remote betrieben. Auch 2023 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten Mitarbeiter:innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 445 Millionen Euro 2024 (2023: 490 Mio., 2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau investieren.