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Zahl der Bürgermeisterinnen steigt nur langsam

8.3.2016 – Darüber regt sich derzeit ganz Österreich auf: Die Bürgermeisteranwärterin von Egg zog ihre Kandidatur zurück, weil sie als Mutter von drei kleinen Kindern wegen dieses Vorhabens gemobbt wurde. Tatsächlich ist das Bürgermeisteramt für Frauen immer noch die größte Hürde. Am fehlenden Interesse mangelt es nicht, denn bei den Stellvertretungen und im Gemeinderat finden sich viel mehr Frauen. Einige Zahlen und Daten zum Thema Bürgermeisterinnen.

Frauen und Männer sind in Österreich noch lange nicht gleichgestellt. Sie verdienen weniger für denselben Job, wenn sie Kinder unter 15 Jahren haben, arbeiten sie viel öfter Teilzeit als Männer und haben dadurch natürlich auch weniger Pension. Sie sind immer noch in der Politik unterrepräsentiert. Allein der Blick auf die Bundesregierung verrät: Von den 14 Regierungsmitgliedern (Bundeskanzler, Vizekanzler und Minister) sind nach wie vor nur vier Frauen (zwei SPÖ, zwei ÖVP); das ist ein Anteil von 28,6 Prozent.

Auf Länderebene ist die Lage nicht besser: In Oberösterreich kommt die Landesregierung gleich ganz ohne Frauen aus, dafür ist der Anteil der Frauen im oö. Landtag mit 35,7 Prozent vergleichsweise hoch, denn im Burgenland, in Kärnten, Niederösterreich und Tirol liegt der Anteil weiblicher Landtagsabgeordneter sogar unter 30 Prozent. Die meisten weiblichen Landtagsabgeordneten hat übrigens die Steiermark mit fast 40 Prozent. Tirol hat mit 50:50 als einziges Bundesland in der Landesregierung ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen.

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(Quelle: Ö. Gemeindebund, Bild: ©Alois/Fotolia.com)
In Niederösterreich gibt es anteilsmäßig die meisten Bürgermeisterinnen, gefolgt von Vorarlberg und Oberösterreich.

Nur eine Bürgermeisterin mehr als 2015

Auf kommunaler Ebene haben es Frauen, die Bürgermeisterin werden wollen, offensichtlich immer noch schwer. Für Aufsehen in ganz Österreich sorgte zuletzt, dass die Egger Bürgermeisteranwärterin Drohbriefe erhielt, weil sie als Mutter von drei Kindern dieses Amt anstrebte. Die Konsequenz: Um ihre Familie zu schützen, zog sie ihre Kandidatur zurück. Trotz der oft widrigen Umstände ist die Zahl der Bürgermeisterinnen in den letzten Jahren insgesamt leicht gestiegen – obwohl es immer wieder Rückgänge nach Wahlen gibt. Während wir Anfang 2015 noch 140 Bürgermeisterinnen bei insgesamt 2.100 Gemeinden hatten, fiel die Zahl vor allem nach der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl in Oberösterreich am 27. September 2015 (Reduktion von 34 auf 29 Bürgermeisterinnen) wieder auf 138. Die Wahl in Tirol brachte aber zuletzt wieder ein leichtes Plus. Das Ergebnis der Stichwahl, die am 13. März 2016 stattfindet, steht aber noch aus. Daher liegen wir derzeit bei 141 Bürgermeisterinnen. Die Zahl der Frauen, die sich das Amt zutrauen und anschließend vom Volk auch gewählt werden, ist mit 6,7 Prozent aber immer noch viel zu gering.

In Niederösterreich gibt es mit fast zehn Prozent die anteilsmäßig meisten Ortschefinnen. Da in Niederösterreich die Bürgermeister nicht direkt, sondern über den Gemeinderat gewählt werden, könnte man schon fast den Schluss ziehen, dass die Persönlichkeitswahl der Grund für den geringen Frauenanteil ist, wäre nicht gerade Vorarlberg das Bundesland mit den anteilsmäßig zweitmeisten Bürgermeisterinnen. Hier gibt es 7,3 Prozent bzw. sieben Bürgermeisterinnen in insgesamt 96 Gemeinden, bei denen sich die Bürger in der Direktwahl für sie entschieden haben. Trotzdem scheint im Ländle eine Frau an der Spitze einer Gemeinde auch vor dem Hintergrund der Vorfälle in Egg immer noch keine Selbstverständlichkeit zu sein.

Seit 1999 hat sich die Zahl der Bürgermeisterinnen um fast 100 vergrößert.

Soziale Absicherung im Amt kennt keine Mütter

Klar ist, dass das Amt immer noch sehr durch die männliche Geschichte geprägt ist. Für Frauen, die vorhaben Kinder zu bekommen, ist das Amt sehr unattraktiv. Als Kerstin Suchan, die Bürgermeisterin von St. Valentin in Niederösterreich, 2011 schwanger war, musste sie feststellen, dass es Karenz für Politikerinnen nicht gibt. Nur mit starker Unterstützung ihres Ehemannes und ihrer Familie konnte sie bereits drei Wochen nach der Geburt wieder im Gemeindeamt sitzen.

Kommunalpolitik ist trotzdem nicht unattraktiv für Frauen

Das Bürgermeisteramt stellt immer noch die größte Hürde für Frauen in der Kommunalpolitik dar. Mit 16,7 Prozent gibt es in Niederösterreich beispielsweise viel mehr Vizebürgermeisterinnen. Noch höher ist der Anteil der niederösterreichischen Gemeinderätinnen mit 23,3 Prozent. Die anteilmäßig meisten Frauen finden wir in der Verwaltung: 29,3 Prozent der niederösterreichischen Amtsleiter sind weiblich. Das sind bei 573 niederösterreichischen Gemeinden stolze 168 Amtsleiterinnen.

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(Quelle: Amt der NÖ Landesregierung, Bild: ©Jürgen Priewe/Fotolia.com)
Die Hürde, Bürgermeisterin zu werden, scheint immer noch am größten. Es gibt viel mehr Vizebürgermeisterinnen und Gemeinderätinnen. Den besten Schnitt gibt es bei den Amtsleiterin, wo fast 30 Prozent weiblich sind.

ÖVP ist die Bürgermeisterinnenpartei

Mehr als die Hälfte aller Bürgermeisterinnen – 53 Prozent bzw. 75 Bürgermeisterinnen – werden von der ÖVP gestellt. Die zweitmeisten Bürgermeisterinnen sind SPÖ-Mitglieder: Den Sozialdemokraten gehören 46 Bürgermeisterinnen bzw. 33 Prozent an. Mitglieder einer Bürgerliste sind 19 Bürgermeisterinnen (13%- viele dieser Listen stammen aus Tirol und Vorarlberg und sind der ÖVP zuzurechnen) und vom BZÖ wird nur eine Bürgermeisterin gestellt. FPÖ, Grüne, NEOS und Team Stronach stellen keine Bürgermeisterinnen.

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Bei Bürgermeistern ist der Akademikeranteil höher als bei Bürgermeisterinnen.

Weniger Akademiker unter den Bürgermeisterinnen

Die Geschlechterunterschiede werden auch deutlich, wenn man sich die akademischen Titel unserer Bürgermeisterinnen und Bürgermeister anschaut: Während bei den Bürgermeisterinnen der häufigste akademische Titel „Magister/Magistra“ (11 mal) ist, ist dies bei den Bürgermeistern der Ingenieur (175 mal). Bei den Bürgermeistern liegt der Akademiker-Anteil bei 20 Prozent, bei den Bürgermeisterinnen sind es 15 Prozent.

Ein statistisches Detail für Sie am Schluss: Die meisten Bürgermeisterinnen heißen Gabriele/Gabriella (7). Mit jeweils fünf folgen auf Platz zwei Elisabeth, Eva, Karin und Michaela.

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Die meisten Bürgermeisterinnen gehören der ÖVP an. An zweiter Stelle folgt die Parteimitgliedschaft bei der SPÖ.

(Quelle: Institut für Parlamentarismusforschung, Standard, Gemeindebund)

Österreichs Bürgermeisterinnen sind immer noch eine seltene Spezies. Um sich auszutauschen und von den Erfahrungen zu lernen, treffen sich die Ortschefinnen einmal jährlich. Heuer findet das Treffen von 8. bis 10. August in Stuhlfelden statt.