21.1.2015 – Rund 80 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister trafen sich am 18. Jänner im niederösterreichischen Wieselburg, um gemeinsam Lösungen für die vielen Fragen rund um Asyl und Flüchtlingen zu finden.
Die Flüchtlinge werden weiter nach Europa – und vor allem nach SChweden, Deutschland und Österreich – strömen. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nehmen in diesem „Drama“ eine Schlüsselrolle ein, weil sie nicht nur Wohnraum, sondern dadurch auch Zusammenhalt schaffen können. Wie es auf der Website des Forums Alpbach so treffend formuliert ist: „Sie sind wichtige Baumeister der Solidarität.“
Seit Juni 2015 hat sich die Zahl der Gemeinden, die Kindern, Frauen und Männern auf Asylsuche Quartier geben, verdoppelt. Derzeit sind in rund 1.300 Gemeinden Asylwerber untergebracht. Und der Bedarf wird weiterhin bestehen, selbst wenn die Bundesregierung nun Obergrenzen einziehen will. Der Spagat, den die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister hinlegen müssen, ist beachtlich.Genau so beachtlich ist auch die Ruhe und Souveränität, mit der die Ortschefsan die Sache herangehen, wie sich in Wieselburg gezeigt hat. In kleinen Arbeitsgruppen wurden Praxisbeispiele aus Integrations-Vorzeigegemeinden, von den Bürgermeistern präsentiert. Darüber wurde genauso diskutiert wie über aktuelle Fragen rund ums Asylwesen und Integrationsthemen – moderiert von Experten wie Anwälten und Sozialarbeitern.
Die Gespräche darüber verliefen in sehr offener Atmosphäre und durchaus auch kontrovers. „Es ist wichtig, dass hier alle offen reden können“, weiß Mödlhammer. „Es gibt ja auch viele Stolpersteine und da oder dort auch Probleme, die man überwinden muss.Wenn andere Kolleg/innen daraus lernen können, muss nicht jeder seine Erfahrungen selbst machen.“
Ein besonderer Schwerpunkt war der Tatsache gewidmet, dass es zu wenig Wohnraum gibt. „Nur wenn wir menschengerechtes und leistbares Wohnen ermöglichen, kann sichergestellt werden, dass Integration funktioniert“, wie Koordinator Christian Konrad festhielt. Das gelte allerdings auch für die eigene Bevölkerung. Die von Architekten vorgestellten Lösungen waren daher vor vornherein so konzipiert, dass sie ohne große Umstände, aber mit anderen Einrichtungen sofort für ortsansässige Wohnungssuchende verwendet werden können. Und eine weitere Besonderheit des Vorarlberger Modells: Es sind Kleinhäuser, in denen je 15 Asylsuchende untergebracht werden können. Platziert sind die Häuser vor allem in der eher kleindörflichen Struktur in den Vorarlberger Gemeinden, also nicht an der Peripherie, sondern auch in den Ortskernen. Eine Anordnung, die einerseits sowohl die Betreuung als auch die Integration deutlich erleichtert. Auch das Salzburger Modell eines zweigeschossigen Holzhauses, gebaut von Firmen aus der Region (womit auch die Wertschöpfung dort bleibt), fand den Beifall der Gemeindevertreter. Und das Haus kann, sobald es nicht mehr gebraucht wird, „zerlegt“ und in Containern zwischengelagert werden, bis – irgendwo – ein neuer Verwendungszweck auftritt.
Für die teilnehmenden Bürgermeister/innen war das Treffen vor allem für Eines gut: Sich gegenseitig Mut zu machen. Auch in schwierigen Situationen, die in diesem Zusammenhang auftreten können. „Jeder von uns hat in seiner Gemeinde auch Menschen, die diesem Thema sehr ablehnend gegenüberstehen. Mir hilft es sehr, zu wissen, wie andere Bürgermeister/innen damit umgehen“, sagt ein Teilnehmer.
Zwei weitere Treffen stehen noch bevor, eines in Markt Hartmannsdorf (Stmk) und eines in Zirl (Tirol). Dafür können Sie sich jederzeit hier anmelden.