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So feiert Österreich den Fasching

Die fünfte Jahreszeit erreicht am heutigen Faschingsdienstag ihren Höhepunkt. Eine Faschingsparty jagt die nächste, der Krapfenkonsum steigt exponentiell an und traditionelle Faschingsumzüge locken zahlreiche Schaulustige an. Doch nicht in allen Gemeinden wird der Fasching gleich begangen. Eine Übersicht über die unterschiedlichen Bräuche in den Bundesländern.

Tiroler Fasnacht traditionell und archaisch

Während der Großteil Österreichs die lustige Zeit heutzutage häufig unter den Namen Fasching oder Karneval feiert, geht die Tiroler Fasnacht noch auf das mittelhochdeutsche „vastnaht“, also den Vorabend der Fastenzeit zurück. In den westlichen Bundesländern Vorarlberg und Tirol haben sich die alten Traditionen der Fas(t)nacht gehalten – sie unterscheiden sich auch innerhalb der Region und viele sind mittlerweile immaterielles Kulturerbe.

Tiroler Fasnachtsbräuche haben ein großes Ensemble an verschiedenen Figuren mit den unterschiedlichsten Aufgaben, z.B. den „Tuxer“ oder die „Schleicher. Die Symbolik der einzelnen Figuren ist einfach und faszinierend zugleich: Mythische Wesen und die Geister der Vorfahren sollen den Winter vertreiben und für ein fruchtbares Jahr sorgen.

Die Bräuche variieren von Dorf zu Dorf: So findet zum Beispiel in Axams bei Innsbruck jährlich am „unsinnigen Donnerstag“ – das ist der Donnerstag vor Aschermittwoch – traditionell das Axamer Wampelerreiten stattl – ein Rollenspiel, das den Kampf zwischen Frühling und Winter darstellen soll. Bei all den lustigen Verkleidungen gelten aber strenge Regeln.

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Fast 70 Prozent der Gemeindemitarbeiter*innen geben an, dass in ihrer Gemeinde Faschings-Veranstaltungen stattfinden. ©Kommunalnet

Weltkulturerbe der UNESCO ist auch das Imster Schemenlaufen, das nur alle vier Jahre stattfindet.

Ein weiteres Highlight gibt’s im Raum Landeck, wo die Einheimischen am Sonntag nach dem Faschingsdienstag beim sogenannten „Scheibenschlagen“ auf einer Anhöhe zusammenkommen, um von dort glühende Holzscheiben oder -quadrate talwärts zu schleudern.

Das Nassereither Schellerlaufen ist einer der imposantesten Fasnachtsbräuche in Tirol und ebenfalls immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Die anmutig wirkenden Figuren des „Schönen Zuges“ – Kehrer, Roller und Scheller sowie Spritzer – begeistern mit einzigartigen Seidengewändern im Barock- und Rokokostil.

Eingraben: Eine schaurige und zugleich komische Tradition gibt es alle fünf Jahre in Telfs im Tiroler Oberland. Wenn dort die Fasnacht endet, wird bei einem fiktiven Begräbnis unter Krokodilstränen und Geheul stellvertretend für die Fasnacht der sogenannte „Naz“ eingegraben.

Muller und Matschgerer: In den (Stadt-)Gemeinden nordöstlich von Innsbruck gibt es einen eigenen Fasnachtsbrauch. Die Fasnachtszeit in den MARTHA-Dörfern Mühlau, Arzl, Rum, Thaur und Absam gehört nämlich den Mullern und Matschgerern. „Tuxer“, „Melcher“, „Zaggler“ oder „Zottler“ heißen die Figuren, die auf den Umzügen nach Hierarchien, Mustern und Choreografien gestaffelt auftreten.

Im Mittelpunkt des alle vier Jahre stattfindenden Fisser Blochziehens steht eine etwa 30 Meter lange, buntgeschmückte Zirbe, die auf Schlitten mühsam von verschiedenen Figuren durch die engen Dorfgassen gezogen wird. Am Ende wird das Zirbenholz öffentlich versteigert.

In Vorarlberg stiehlt man Braten

Im Ländle gibt es die traditionelle „Gealdbittelwäsch“. Diese symbolisiert die Vergänglichkeit der Faschingszeit und steht zugleich für einen Nachruf auf die närrischen Tage. Die in weiße Kleider gehüllten Einheimischen aus Bregenz und Umgebung ziehen in einer Prozession zum Hugo-von-Montfort-Brunnen. Am „gumpige (= fetten) Donnerstag“ ist es Brauch, Braten zu stehlen. Am „bromige Freitag“ malt man seinen Mitmenschen mit Ruß ein Zeichen ins Gesicht. Umzüge mit vielen „Mäschgerle“ (Maskierten) finden am Faschingssamstag und -sonntag im ganzen Land statt, einer der größten in Feldkirch.

Steiermark mit Faschingsrennen

Das Faschingsrennen ist einer der ältesten Bräuche der Steiermark. Am „damisch Mountag“, also am Rosenmontag, wandern die bunt verkleideten Faschingrenner*innen lärmend und tanzend von Haus zu Haus bis zum höchst gelegenen Bauernhof, um nach alten heidnischen Bräuchen den Winter zu vertreiben und die Natur zu erwecken. Dabei werden verschiedene Rollen verteilt: Eine Gruppe geschminkter Musizierender begleitet den Umzug und sorgt für musikalische Umrahmung. Den Höhepunkt des Treibens bildet die Hochzeit eines Bräutigams im Anzug und einem als Braut verkleideten Mannes. Diese Schinterhochzeit bildet den Abschluss. Danach wird bei einer nicht mehr ganz so traditionellen Faschingsparty ordentlich gefeiert.

Bei dem Murauer Faschingsrennen erzählt der aufwendige Maskenzug seine Geschichte. Er besteht aus zahlreichen Figuren, die von Hof zu Hof wandern. Zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt auch der Ausseer Fasching. Ähnlich wie beim Murauer Faschingsrennen in der Steiermark finden auch hier aufwändige Maskenzüge statt. Drei Tage lang herrscht dabei im Ausseerland regelrecht ein Ausnahmezustand. Mit den Ausseer Faschingsgestalten – den bunt verzierten Flinserl, den lauten Trommelweibern und den winteraustreibenden Pless – gibt es hier viel zu sehen.

Salzburger Faschingsgilde ruft „He-Mu“

In Salzburg gibt es die älteste Faschingsgilde Österreichs. Faschingsgilden sind völlig unparteiische Vereinigungen, die es sich zur Aufgabe machen, nicht alle dunklen Seiten des Lebens schwarz zu sehen. Die Salzburger Faschingsgilde wurde 1948 gegründet und ihr Schlachtruf lautet: „Salzburg He-Mu!“, was für „Salzburg Heiterkeit und Muse“ steht. Mit „Hobt‘s a Hond frei?“ werden indes Faschings-Fans in Plainfeld (Flachgau) begrüßt.

Kärnten hat mehr als Villacher Fasching

Der Villacher Fasching ist dank ORF-Übertragung über die Landesgrenzen hinweg bekannt. In der Tat ist Villach die Faschingshochburg des südlichsten Bundeslands. Dort findet der Faschingsumzug übrigens nicht am Faschingsdienstag, sondern am Samstag statt und mit dem Villacher Faschingsgruß „Lei-Lei“ begleitet. Aber auch in anderen Gemeinden gibt es interessante Bräuche: Bereits in den Wochen vor dem Faschingsdienstag wird in einigen Kärntner Städten und Gemeinden zu sogenannten Faschingssitzungen geladen, bei denen vor allem lokale Themen aufgegriffen und zur Belustigung der Zuseher in einem abendfüllenden Programm aufbereitet werden.

Ebenseer Fetzenzug in Oberösterreich

Zum UNESCO Kulturerbe ernannt wurde der Ebenseer Fetzenzug am Rosenmontag. Auf alte Frauenkleider werden bunte Lumpen genäht und die Gesichter mit kunstvoll geschnitzten Holzmasken verhüllt. Der Ebenseer Fetzenfasching ist ein bereits über 120 Jahre alter Faschingsbrauch in Oberösterreich.

Burgenland feiert Hochzeit mit Bloch

Im Burgenland gibt es vor allem rund um den Neusiedler See zahlreiche Faschingsveranstaltungen. So gibt es zum Beispiel in Gols einen riesigen Umzug, bei dem auch ein Faschingsprinz und eine Faschingsprinzessin gekrönt werden. Ein ganz alter Brauch, der vielerorts im Burgenland noch gepflegt wird, ist das „Blochziehen“. Das fand ursprünglich allerdings nur statt, wenn es im Dorf im vorausgegangenen Jahr keine Hochzeit gab. Ein Junggeselle aus dem Ort musste zur Strafe einen geschmückten Baumstamm, die Waldfrau, beziehungsweise das Bloch, heiraten. Die unverheirateten Mädchen haben das Bloch durch den Ort gezogen. Heute wird die Faschingshochzeit etwas anders abgehalten. Das Faschingsbrautpaar wird auf einem geschmückten Bloch durch die Gemeinde gezogen. Dann wird die Braut gestohlen und muss vom Beistand ausgelöst werden. Der Höhepunkt ist die eigentliche Faschingshochzeit. Am Schluss wird das Bloch versteigert.

NÖ feiert „Gschnas“

In Niederösterreich feiert man den Fasching zwar nicht ganz so ausgelassen wie in den westlichen Bundesländern, aber auch hier kommen Narren und Närrinnen auf ihre Kosten. Besondere Höhepunkte sind die Faschingsumzüge in Tulln und Mödling, die als bunte Feste für die ganze Familie ausgerichtet werden. Wen es nach ein bisschen Kultur dürstet, für den bietet das Ballett der Bühne Baden ein Faschingskonzert unter der Leitung von Michael Kropf. Außerdem finden im Jänner und Februar zahlreiche Faschingssitzungen und Maskenbälle (auch „Gschnas“ genannt) statt.

Wien als Faschingsmuffel

In Wien scheint der traditionelle Faschingsbrauch ziemlich ausgestorben zu sein, dafür haben die Bälle Hochsaison. Ein prunkvoller Ball folgt dem anderen und lädt dazu ein, das Tanzbein zu schwingen. Richtige Faschingsfeste und Umzüge gibt es nur noch selten in den Bezirken innerhalb des Gürtels oder gar in der Innenstadt.  Dafür ist Wien mit Abstand die unschlagbare Führungsposition im Krapfen-Konsum. So werden allein am Faschingsdienstag mehr als eine Million Krapfen verkauft.

(Quelle: oe24, 1000things.at, österreich-spezialitäten.at)