28.7.2015 – Ausgangslage und Ursachen für die Energiewende:
- weltpolitische Lage – Abhängigkeit von Öl exportierenden Ländern und ihren nachgelagerten Industrien
- der Klimawandel
Die EU hat sich entsprechend positioniert. Hauptziel: Bis 2030 EU-interne Emissionsminderungen von mindestens 40 Prozent gegenüber 1990.
Der Klimawandel ist ein Faktum und Österreich ist aufgrund seiner Lage besonders betroffen:
- Seit 1880 in Ö fast 2 °C Erwärmung, die Hälfte davon seit 1980(!)
- Die wetter- und klimabedingten Schäden belaufen sich in Österreich schon jetzt auf jährlich durchschnittlich rund 1 Mrd. €
- Jährliche Gesamtschäden Mitte des Jahrhunderts bis zu 8,8 Mrd. €
Derzeitige Lage in Ö: 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbarer und knapp ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs aus Erneuerbarer (v.a. dank Wasserkraft)
Faktum ist aber auch: Der Klimawandel ist in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen.
Conclusio: Deshalb wird gerade auf kommunaler Ebene noch mehr Bewusstseinsbildung in dieser Richtung notwendig sein. Diese Bewusstseinsbildung wirkt auch primär nur auf lokaler Ebene, weil einerseits der direkte Zugang zu den Bürgerinnen und Bürgern vorhanden ist und weil umgekehrt hier das Vertrauen in die politischen Repräsentanten noch gegeben ist.
Da eine erfolgreiche Energiewende also nur über die Kommunen funktionieren kann, versucht die Politik hier die Gemeinden direkt zu unterstützen. Lange Zeit war das problematisch, weil direkte Investitionen z.B. in die Energieeffizienz der Amtshäuser zum „Grauen Finanzausgleich“ gezählt wurden.
Beispiele von Fördermaßnahmen sind aktuell:
1. Pilotaktion „Klimaschutz in Gemeinden“: Gefördert wurden (2012 – 2014) Projekte zur Thermischen Gebäudesanierung, zum Energiesparen in Gebäuden und bei öffentlicher Beleuchtung sowie zur Umstellung von Heizungssystemen.
2. Gemeindeförderung NEU ab 1.7.2015 für die Förderungsbereiche:
- Thermische Gebäudesanierung
- Biomasse-Einzelanlagen
- Biomasse-Mikronetze
- Thermische Solaranlagen
- Wärmepumpen
- Energiesparmaßnahmen
3. Mustersanierung 2015: Es können umfassende Sanierungsprojekte von betrieblich genutzten und öffentlichen Gebäuden gefördert werden. Unter die umfassenden Sanierungsmaßnahmen fallen Herstellungsmaßnahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes sowie Maßnahmen zur Anwendung erneuerbarer Energieträger und zur Steigerung der Energieeffizienz.
4. klimaaktiv mobil ist die Klimaschutzinitiative des BMLFUW im Verkehrsbereich, die klimafreundliche Mobilität forciert. Von der Stärkung des Radverkehrs über Car-Sharing-Projekte bis hin zu lokalen Mobilitätsmanagement-Projekten.
5. Klima- und Energie-Modellregionen. Ziel: Unterstützung österreichischer Regionen auf dem Weg in eine nachhaltige Energieversorgung und weitgehende Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern. Seit 2009 nehmen 112 Regionen und rd. 1.200 Gemeinden am Programm teil.
Erfahrungsbericht aus dem Energiebezirk Freistadt
Existiert seit zehn Jahren und umfasst 27 Gemeinden
Ausgangsbasis: Die Haushalte, Landwirtschaften, Betriebe und Gemeinden des Bezirkes müssen pro Jahr in Summe ca. 120 Millionen Euro für Energie ausgeben. 70 Millionen fließen laut Geschäftsführung des EBF noch immer aus dem Bezirk ab. Ziel: Bis 2030 will man den Energieverbrauch zu 90 bis 100 Prozent aus regionaler erneuerbarer Erzeugung abdecken.
Vorzeigeprojekt ist das Helios Sonnenkraftwerk Helios. In Summe mit jetzt 4,3 MW peak Leistung das größte Sonnenkraftwerk Österreichs. Helios besteht derzeit aus 223 einzelnen Photovoltaik-Anlagen.
Finanziert wurde das Kraftwerk zum Großteil über ein Bürgerbeteiligungsmodell mit einer Laufzeit von bis zu 13 Jahren. Gesamtinvestition: rund acht Millionen, davon Bürgerbeteiligungsmodell: 5,5 Millionen.
Erfahrungsbericht aus der Klima- und Energiemodellregion Ausseerland-Salzkammergut
Ziel: Energie einsparen, Energieeffizienz steigern, Energieautarkie herstellen
Wichtigstes Thema: Bewusstseinsbildung. Deshalb Initiierung des Klimaschulprojekts Ausseerland-Salzkammergut. Das Projekt „Klimaschulen … auf uns kommt´s an“ umfasst Veranstaltungen, Exkursionen und Workshops, die den Klimawandel und die Energiewende für Kinder spürbar und begreifbar machen sollen.
Weitere Maßnahmen sind: Das Mobilitätsservice Ausseerland und ein E-Carsharing-Projekt.
Grenzen der Energiewende:
In den Betrieben ist bei Investitionen in Erneuerbare bzw. in Energieeffizienz derzeit ein spürbarer Rückgang zu verzeichnen. Konkret: minus 20 Prozent. Grund: günstige fossile Energie.
Bürokratie. Statt „Haltestellen“ beim Mobilitätsservice Ausseerland darf nur die Bezeichnung „Haltepunkte“ verwendet werden. Das Ausseerland hätte Potenzial für 40 Windräder. Aufgrund des Landschaftsschutzes ist eine Realisierung undenkbar. Forderung aus dem Forum: Lokale Energieautarkie sollte viel stärker in die Raumplanung der Zukunft einfließen.
Fazit: Ohne den ländlichen Raum wird die Energiewende nicht funktionieren.
Referenten:
DI Alexandra Amerstorfer, Geschäftsführerin Kommunalkredit Public Consulting
Dr. Arch. Thomas Kopfsguter, Manager Klima- und Energiemodellregion Ausseerland – Salzkammergut
Sektionschef DI Günter Liebel, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Ing. Norbert Miesenberger, Geschäftsführer des Vereins Energie Bezirk Freistadt und Geschäftsführer der Helios Sonnenstrom GmbH