Seit Jahresbeginn gibt es hierzulande zwei Gemeinden weniger als bisher – statt 2.095 sind es nunmehr 2.093 österreichische Gemeinden, und das hat einen einfachen Grund: Die drei Tiroler Gemeinden Matrei am Brenner, Mühlbachl und Pfons sind zu einer verschmolzen.
Liebesehe statt Zwangsfusion
Der neuen Gemeinde mit dem Namen Matrei geht, anders als in vielen Fällen, eine freiwillige Fusion voraus. Ohne Druck und Zwang stimmten die Bürgerinnen und Bürger im Herbst 2020 mit großer Mehrheit für die Zusammenlegung. “Die Zusammenarbeit war immer schon sehr gut. Es gehört uns eh’ fast alles miteinander”, so der bisherige Ortschef von Matrei, Paul Hauser.
Um das Verhältnis der drei Gemeinden zueinander zu verstehen, muss man in der Geschichte zurückgehen und die geografischen Verhältnisse beachten. Die drei Gemeinden liegen im Wipptal nebeneinander, wobei das kleine Matrei von den beiden anderen Flächengemeinden umschlossen wird.
Bevor es die Gemeinden im heutigen Sinne gab, wurden sie nach Gerichtsbarkeiten unterschieden. Es gab das Marktgericht Matrei (seit 1249) und am Rande dessen gab es einzelne Weiler, die man Rigate nannte. Die Rigate haben sich zusammengeschlossen zu den Gemeinden Pfons auf der einen und Mühlbachl auf der anderen Seite. Letztere beiden kamen zum Landgericht Steinach, Matrei blieb Marktgericht. Daher kommt die Unterteilung, die bis vor kurzem Bestand hatte. Die Zusammenlegung war daher schon lange ersehnt. Für die Bürgerinnen und Bürger ändert sich durch die Fusion nichts.
Alle drei Bürgermeister sind ihren Job los
Nun gibt es nur mehr eine Verwaltung, 15 Gemeinderäte statt insgesamt 37 und – vorerst keinen Bürgermeister. Wegen der Fusion wird in der neuen Gemeinde Matrei erst zum regulären Wahltermin in Tirol (27. Feb.) gewählt. Geführt werden die Amtsgeschäfte zunächst bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats von einem vom Land bestellten Verwalter. Die Bürgermeister und Amtsleiter sind in beratender Funktion tätig.
“Verwaltung wird immer komplizierter”
Zwei der drei Ex-Bürgermeister werden auch bei der anstehenden Wahl nicht mehr antreten: Alfons Rastner (ehemals Bürgermeister von Mühlbachl) und Paul Hauser (Ex-Bürgermeister von Matrei) treten mit der Fusion ihren politischen Ruhestand an. Rastner war 42 Jahre lang in der Kommunalpolitik tätig, davon fast 30 Jahre als Bürgermeister, Hauser regiert in Matrei seit 18 Jahren.
Für beide ist die Fusion wie eine „Befreiung“. Die Verwaltung werde immer komplizierter: „Ich bin es aber gewohnt, Dinge mit einem Zettel auf kurzem Weg zu erledigen“, sagt Rastner. Das sei zunehmend nicht mehr möglich. Auch kleine Gemeinden seien auf Fachkräfte angewiesen, pflichtet ihm Hauser bei. Beide sind überzeugt, dass noch mehrere Gemeinden dem Wipptaler Beispiel folgen werden. Anfragen aus Vorarlberg seien bereits eingelangt, berichtet Rastner.